In Langenau geht die Angst um: erst Trafostation, dann Tetra (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 22.02.2012, 09:37 (vor 4447 Tagen)

Auszug aus der Badische Zeitung:

Wolf-Dieter Hänßler sieht rot. Und das in diesem Moment nicht nur im übertragenen Sinn. "Hier an diese Stelle soll der Mast hin", sagt er und deutet auf einen rot markierten Baumstumpf. Das Fällen von Bäumen zeigt: Vorarbeiten für die Errichtung des seit Ende Januar baurechtlich genehmigten Mastes für den Behörden-Digitalfunk (BOS) sind in vollem Gange.

Zusammen mit der diplomierten Bauingenieurin Daniela Klimmer, der Initiatorin der Bürgerinitiative "Nein zum Tetrafunkmast in Langenau" steht Wolf-Dieter Hänßler auf dem steilen Hang oberhalb von Langenau. Weniger als 300 Meter Luftlinie ist das erste Wohnhaus entfernt – und eines der nächstgelegen ist sein eigenes. Er ist bereits voll düsterer Vorahnung: "Die elektromagnetische Strahlung bekommen wir voll ab".

Elektromagnetische Strahlung, damit kennt sich Wolf-Dieter Hänßler aus. Ist er doch erst vor kurzem mit seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern in das Gebäude an der Kleinen Wiese eingezogen. Da im Haus die Technik für ein Wasserkraftwerk untergebracht ist – im Erdgeschoss etwa eine Trafostation - hat er mit großem Aufwand die Wohnung im Obergeschoss gegen Strahlung von unten her isoliert. Hänßler hatte geglaubt, damit seine Familie ausreichend geschützt zu haben. Und nun das: Ein Funkmast soll gebaut werden, der sein Haus künftig von oben bestrahlt. Betrieben mit Tetratechnologie.

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Foto: André Hönig

Kommentar: Kennt er sich mit elektromagnetischer Strahlung wirklich aus, der Herr Hänßler? Ich meine, als er in sein Haus zog, da war die Trafostation dort mit Sicherheit schon da, er hat sie demnach inkauf genommen. Und weil Leistungstrafos bekanntlich keine elektromagnetischen Felder verströmen, sondern nur schwache elektrische (von denen kein Risiko ausgeht), und starke magnetische (da gibt es den Verdacht auf Kinderleukämie), frage ich mich, was Hänßler da eigentlich geschirmt hat und vor allem wie. Denn die bedeutungslosen elektrischen Felder ließen sich ziemlich einfach mit einer Lage Alufolie unter dem Fußbodenbelag schirmen, Magnetfelder aber sind nur mit extrem teurem Mu-Metall schirmbar.

Leider nennt der Artikel keinerlei Messwerte anhand derer sich abschätzen ließe, ob eine Schirmung gegenüber dem Trafo überhaupt angebracht ist. Die Aufregung um den Tetra-Masten ist ohnehin grundlos, denn a) ist bei Sendemasten auch nach der jüngsten WHO-Risioeinschätzung ein Krebsrisiko nicht erkennbar und b) zeigt das Foto einen steilen Hang, so dass bei 300 Meter Luftlinie das Haus von Hänßler niemals im Hauptstrahl einer Sendeantenne liegen kann (vermutlich sind die 300 Meter horizontal gemessen, damit der Wert schön klein ist).

So wie es für mich aussieht, projiziert Herr Hänßler seine persönliche subjektive Angst vor der "Strahlung" auf eine Bürgerinitiative voller Laien, damit in erster Linie sein Haus verschont bleibt. Sozial wäre dies nicht. Dass den Mann überhaupt Sorgen wegen dem geplanten Tetra-Mast plagen, ist wieder einmal ein "ordentlicher" Erfolg der flächendeckend verbreiteten Desinformation, mit der die üblichen Verdächtigen bei Laien noch immer landen können.

Mensch, Hänßler, lass dich doch nicht für dumm verkaufen! Bevor Tetra dir oder deiner Familie Schaden zufügt, fällt dir eher ein Meteorit aufs Haupt. Darauf wette ich einen Tanklastzug voll Franziskaner Hefe-Weißbier! Nicht wenige von denen, auf deren Seiten du dich mit der diffusen Angst kontaminiert hast, profitieren materiell/immateriell von eben dieser Angst. Du musst nur etwas genauer hinsehen - oder, wenn dir das zu mühsam ist, hier eine zeitlang mitlesen.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
TETRA, Badische-Zeitung, Trafostation

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