Unwürdige Behandlung von Pflegeheiminsassen (Allgemein)

Doris @, Freitag, 07.03.2008, 11:31 (vor 5917 Tagen)

Bad Saulgau
Bewohner unwürdig behandelt
VON SIEGFRIED VOLK
Zwei Altenpflegeschülerinnen des Altenwohn- und Pflegeheims St. Antonius stehen im Verdacht, in mehreren Fällen betagte Bewohner in herabwürdigender und ehrverletzender Weise behandelt und beleidigt zu haben. Die Verdächtigen wurden unmittelbar vom Dienst suspendiert. Die Ermittlungen der Kripo dauern noch an.

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Mitarbeiterinnen des Pflegeheims St. Antonius in Bad Saulgau, die schwerst pflegebedürftige Menschen unwürdig behandelt haben sollen.

Bad Saulgau - Die 18- und die 23-Jährige gingen nach Angaben der Kriminaldirektion Sigmaringen in den Abendstunden des 6. Januar während ihrer Dienstschicht in das Zimmer zweier alter Damen. Sie sagten den Frauen unter anderem Obszönitäten vor, die diese nachsprechen mussten und filmten die Szenen mit ihren Handys. Am 31. Januar wiederholte sich der Vorfall mit einem nach Schlaganfällen ans Bett gefesselten hoch betagten Heimbewohner. Im Zuge der kriminalpolizeilichen Ermittlungen wurden die Mobiltelefone der Schülerinnen beschlagnahmt. Bei ihren Vernehmungen räumten sie die Taten ein, waren aber nicht in der Lage, ein Motiv für ihr Handeln anzugeben. Bei einer Pressekonferenz in Bad Saulgau bestätigten die Vinzenz von Paul gGmbH Soziale Dienste und Einrichtungen als Betreiber des Heimes, die Stadt Bad Saulgau als Eigentümerin des Komplexes sowie die Heimaufsicht gestern die Vorfälle, die von der Kriminalpolizei seit vergangenem Dienstag mit Hochdruck untersucht werden. Bestürzt zeigten sich die Geschäftsführer der gGmbH Jörg Allgayer und Regionalleiter Peter Beck über die Vorkommnisse. Während die Ermittlungen der Kripo noch andauern, wurden gestern bei einer verpflichtenden Personalversammlung die Mitarbeiter über zusätzliche Dienstanweisungen zu den bereits bestehenden umfangreichen Anweisungen zu den Pflegebereichs- und Zimmerüberprüfungen informiert. Dabei ist die Belegschaft angewiesen, Auffälligkeiten unverzüglich ihren Vorgesetzten zu melden. Im vergangenen Jahr wurde die Einrichtung nach Informationen des SÜDKURIER zehn Mal unangemeldet kontrolliert und nie gab es gravierende Missstände

http://www.suedkurier.de/region/pfullendorf/art2869,3090220

Kommentar: Nach dem Vorfall wurde ein umgehendes Handyverbot im dortigen Pflegeheim ausgesprochen.

Wir erleben eine zunehmende Gefühlsverrohung bei jungen Menschen, die u.a. mit exzessivem MEdiengebrauch zu tun hat. Solche Vorkommnisse wird es auch zukünftig geben und durch mangelnde Reife und immer mehr unkontrollierbarem technischem Schnickschnack ist niemand mehr sicher, dass nicht irgendein "peinliches" Foto mal durchs Netz gejagt wird. Eigentlich sehr unangenehm diese Vorstellung.

Unwürdige Behandlung von Pflegeheiminsassen

underground, Freitag, 07.03.2008, 13:22 (vor 5917 Tagen) @ Doris

Kommentar: Nach dem Vorfall wurde ein umgehendes Handyverbot im dortigen Pflegeheim ausgesprochen.

Wir erleben eine zunehmende Gefühlsverrohung bei jungen Menschen, die u.a. mit exzessivem MEdiengebrauch zu tun hat. Solche Vorkommnisse wird es auch zukünftig geben und durch mangelnde Reife und immer mehr unkontrollierbarem technischem Schnickschnack ist niemand mehr sicher, dass nicht irgendein "peinliches" Foto mal durchs Netz gejagt wird. Eigentlich sehr unangenehm diese Vorstellung.

Nicht, dass ich den Vorfall gut heiße, aber was soll denn ein derartiger Schwachsinn wie Handyverbot bewirken?

Die Nächsten filmen das Ganze dann halt mit einem ebenso kleinen Camcorder und ziehen die Filmchen dann eben vom Speicherchip aus ins Netz.

Verbietet man dann also auch diese Geräte?

Mir scheint, dass nicht nur die Täter im speziellen Fall einigermaßen "einfach strukturiert" um nicht zu sagen, verblödet, sind.

underground

Verrohung durch Missbrach moderner Technik

KlaKla, Samstag, 08.03.2008, 08:14 (vor 5917 Tagen) @ underground

..., aber was soll denn ein derartiger Schwachsinn wie Handyverbot bewirken?

Handyverbot ist zu wenig. In Bayerns Schulen sind Speichermedien verboten. Keine Handys, keine Videokameras, keine Fotoapparate, keine MP3/4-Player etc.. Das dies Verbot schlecht kontrolliert und umgesetzt werden kann steht auf einem anderen Blatt Papier. Aber wenn es Vergehen gibt, kann die Schulleitung Sanktionen verhängen. Dennoch ist dies zu wenig. Der Staat muss wohl verstärkt in die Erziehung eingreifen allen Anschein nach versagen Eltern zunehmend.

Die Industrie ist auch nicht schuldlos an der Verrohung unserer Gesellschaft. Sie schließen zwar keine Verträge mit Minderjährigen aber sie bewerben diese massiv. Sie wecken das Interesse. Im Vordergrund steht bei ihnen immer der Profit. Sie denken nicht an die Folgen.

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Meine Meinungsäußerung

Tags:
, Handyverbot, Schule

Unwürdige Behandlung von Pflegeheiminsassen

Doris @, Samstag, 08.03.2008, 11:41 (vor 5916 Tagen) @ underground

Nicht, dass ich den Vorfall gut heiße, aber was soll denn ein derartiger Schwachsinn wie Handyverbot bewirken?

Die Nächsten filmen das Ganze dann halt mit einem ebenso kleinen Camcorder und ziehen die Filmchen dann eben vom Speicherchip aus ins Netz.

Verbietet man dann also auch diese Geräte?

Mir scheint, dass nicht nur die Täter im speziellen Fall einigermaßen "einfach strukturiert" um nicht zu sagen, verblödet, sind.

Das sehen Sie m.E. zu einseitig. Das ausgesprochene Handyverbot war nur eines der getroffenen Maßnahmen und wird auch nicht in den Mittelpunkt des Vorfalls gestellt.
Ich bin der Meinung, diese Maßnahme musste sein, da der Vorfall eben sehr eng mit dem mitgeführten Handy in Verbindung stand. Der Vergleich von Ihnen, dass der andere mit einem Camcorder filmen kann und diesen Film dann ins Internet stellt hinkt m.E. "Gelegenheit macht Diebe", heißt ein bekanntes Sprichwort. Ich gehe nicht davon aus, dass diese jungen Mädchen, die mit 18 und 23 Jahren ja auch schon als Erwachsene gelten, gezielt geplant hatten so eine Aktion zu starten. Vermutlich entstand so etwas aus einer Laune heraus und mit einem ständig mitgeführten Handy mit allen technischen Möglichkeiten kann so ein Spielchen eben dann auch gefilmt und letztendlich sogar ins Netz gestellt werden. Zu der Grundausstattung eines Menschen gehört nicht ein Camcorder, aber ein Handy. Bei vielen Heranwachsenden spielt in einem gewissen Alter z.B: das Probieren von Alkohol eine Rolle. Wenn ich meinen Sohn erwischen würde, wie er in seinem Zimmer vor einer Flasche Whiskey sitzt, würde ich ihm diese auch wegnehmen und nicht denken, wenn ich ihm die jetzt wegnehme, dann geht er raus und kauft sich eine neue. Ich sehe in dem "Handyverbot" eine Zeichensetzung und gerade da hapert es doch in unserer Gesellschaft. Es wird bei jeder geplanten Sanktion sofort von jeder Seite gestreut warum dies nicht funktionieren wird und daran krankt unsere Gesellschaft. Man traut sich nicht Grenzen zu setzen. Ich weiß nicht, ob Sie Kinder im pubertären Alter haben. Aber es ist immer wieder sehr erstaunlich, wie wirkungsvoll Grenzsetzungen auch in höherem Alter noch sind, wenn unmissverständlich rüberkommt, wie ernst die einem sind. Es ist schon fast rührend, aber auf jeden Fall beschämend, wenn Jugendliche z.B. den Lehrern ein gutes Zeugnis ausstellen, die diszipliniert, streng, aber fair und humorvoll sind. Eindeutig fehlt den meisten Jugendlichen eine Orientierung und einen festen Halt, den fordern sie heraus durch Grenzüberschreitungen.
Ob nur "einfach strukturierte" junge Menschen so etwas tun können, würde ich nicht sagen. Die Heimleitung zeigte sich entsetzt, weil z.B. das ältere Mädchen recht intelligent sei und es nicht nachvollziehbar ist, wie sie sich so ihre berufliche Zukunft schädigen kann. Der Heimleitung "Verblödung" zu unterstellen, finde ich etwas anmaßend und es erweckt bei mir den Eindruck, dass Sie so eine Geschichte ausschließlich nur unter dem Aspekt bewerten, dass sich jemand an "die heilige Kuh" Handy heranwagt. Ich persönlich bin der Meinung, dass wir durch den Handykult bei Kindern und Jugendlichen ein weitaus größeres Problem hinsichtlich Missbrauch, Vereinsamung und Suchtproblematik bekommen als durch eine evtl. Strahlenbelastung. Und deshalb kritisiere ich an den Netzbetreibern (und vor allen Dingen an den Politikern, die das zulassen) die gezielte Bewerbung von Kindern und Jugendlichen und das Suggerieren der Eltern, ihre Kinder dadurch ständig überwachen zu können. Den Netzbetreibern geht es nur ums Geld, die dadurch entstehenden Schäden wird unsere Gesellschaft tragen und dafür tragen die Politiker die Verantwortung. Unsere Kinder und Jugendliche sind überfordert mit der Vielzahl von Medien und dazu gehört nun mal das Handy und oft hilft nur, indem man den Zugang zu den verschiedenen Medien von klein auf einfach strenger reglementiert und nicht naiverweise auf die Eigenverantwortung des Kindes hofft. Ist es nicht traurig und ein Zeichen der Hilflosigkeit, dass Bestrafungen von randalierenden Jugendlichen neben Führerscheinentzug auch ein zeitlich limitiertes Handyverbot vorsehen. Sind wir schon soweit, dass der Entzug eines Handys auf Zeit eine so harte Strafe ist?

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