Absorption , Reflektion und Erdung (Allgemein)

Raylauncher @, Montag, 14.08.2006, 17:47 (vor 6910 Tagen) @ H. Lamarr
bearbeitet von Raylauncher, Montag, 14.08.2006, 20:01

Wenn die Erdung nicht in Ordnung ist, kann es passieren das die Abschirmung auch nicht richtig funktioniert.

Das mag bei statischen Feldern und sehr niederfrequenten Feldern zutreffen. Im Bereich der Mobilfunkfrequenzen ist es völlig belanglos, ob ein Schirm, dessen Ausdehnung die Wellenlänge des Signals deutlich überschreitet geerdet wird oder nicht.

In so einem Fall müsste die Energie der Funkfelder von der Wand reflektiert werden, bei geerdeter Wand wäre die Wirkung Absorbtion. Bei Absorbtion wird dem Funkfeld Energie entzogen, diese steht dem Funkfeld der Basisstation (BTS) dann nicht mehr zur Verfügung. Massenhaft mit Abschirmfarbe gestrichene sauber geerdete Wände im Nahfeld einer BTS müssten daher theoretisch die Funkfeldausbreitung ziemlich behindern und die Leistungsregelung bei BTS und Handy nach oben treiben. Das Nachsehen hätten in so einem Fall die Handy-Telefonierer und die Anwohner, die auf großflächige Abschirmungen verzichten. Sehen Sie das auch so?

Unabhängig ob geerdet oder nicht, fungiert eine Abschirmung immer mehr oder weniger nach dem Reflexionsprinzip. Um Funkwellen nennenswert absorbieren zu können, müsste der wirksame absorbierende Belag mindestens in die Größenordnung von 1/4 der Wellenlänge des betrachteten Signals kommen. Werfen Sie mal einen Blick in eine professionelle Absorberhalle, welch ein Aufwand da getrieben werden muss, um die Begrenzungsflächen mit einem ausreichenden Absorptionsgrad auszustatten.
Übrigens: Selbst wenn alle in ein Gebüude eingebrachten Abschirmungen vollständig absorbieren würden, würde sich an der Funkfeldausbreitung außerhalb so gut wie nichts ändern. HF-Energie, die in ein Haus eindringt, wird dort sowieso weitgehend absorbiert, nur eben nicht an bestimmten Begrenzungsflächen sondern großräumig in Bausubstanz und Interieur. Denn es ist ein Märchen, dass nutzbare Ausbreitungspfade von Mobilfunkwellen durch Häuser hindurchgehen. Gegenüber anderen Ausbreitungspfaden spielt dieser Weg kaum eine Rolle.
In der Natur gibt es großflächige, relativ wirkungsvolle Absorber für Mobilfunksignale die bei einer anständigen Funknetzplanung zu berücksichtigen sind: Vegetation und insbesondere Wälder.

Da kann man staunend lesen, dass z. B. metallische Verlegungsrohre für Stromleitungen die magnetische Feldkomponente stromdurchflossener Leiter abschirmen. Das kann man so pauschal mMn nicht sagen. Denn nur weichmagnetische Werkstoffe, z. B. MU-Metall, eignen sich zur Schirmung von Gleich- und NF-Magnetfeldern. Unmagnetische Werkstoffe (etwa Kupfer oder Aluminium) haben praktisch keine Schirmwirkung.

Metallische Rohre, auch wenn sie nicht aus ferromagnetischen Materialien bestehen, haben sehr wohl eine Schirmwirkung auf magnetische Wechselfelder. Dies leisten sie umso besser, je höher ihr Reduktionsfaktor ist, d.h. je größer das Verhältnis Wanddicke/Durchmesser und je höher Leitfähigkeit und Frequenz sind. Ihre Wirkung beruht auf dem Prinzip der Gegeninduktion. In der Rohrwandung wird durch das von außen wirkende Magnetfeld ein Strom induziert, dessen Wirkung das Feld im Rohr mehr oder weniger kompensiert (bei supraleitenden Rohren ist der Paramagnetismus so extrem ausgeprägt, dass sogar Gleichfelder abgeschirmt werden!). In umgekehrter Richtung geht das genau so. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert übrigens auch die Abschirmung eines Coaxialkabels!

Raylauncher


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