Wahrnehmungsverzerrung: Einer von 20 sind mehr als 5 Prozent (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Sonntag, 06.10.2024, 15:45 (vor 76 Tagen)

Die Form ist entscheidend: Menschen nehmen Informationen unterschiedlich wahr – und zwar abhängig davon, auf welche Weise ihnen Zahlen präsentiert werden. Italienische Forscher haben untersucht, wie sich das zum Beispiel auf das Thema Migration auswirkt.

Wie Zahlen zur Entwicklung von Einwanderung wahrgenommen werden, hängt auch vom Format der Angaben ab. So ist „einer von 20“ gleichbedeutend mit „fünf Prozent“, dennoch nehmen Menschen solche Angaben unterschiedlich wahr. In einer Befragung bewerteten die Teilnehmer die Steigerung der Einwandererquote als höher, wenn sie in Anteilen statt in Prozent angegeben wurde.

Dieser Effekt war weitgehend unabhängig von den Rechenfähigkeiten der Befragten, wie eine Gruppe um Maria Michela Dickson und Lucia Savadori von der Universität im italienischen Trient in der Fachzeitschrift „PLOS One“ berichtet. mehr ...

Kommentar: Wer den Trick beherrscht, kann damit die Rezeption von Werteangaben gezielt in die gewünschte Richtung lenken. Organisierte Mobilfunkgegner benutzen schon seit eh und je eine andere Augenwischerei. Sie beziffern die Immission von Funkfeldern (Leistungsflussdichte) nicht in Watt pro Quadratmeter (W/m²), sondern in Mirowatt pro Quadratmeter (µW/m²). Völlig harmlose Immissionswerte bekommen so sehr große Zahlenwerte, die Laien eine gefährlich hohe Immission vorgaukeln. Der Trick verwandelt beispielsweise belanglose 10 mW/m² (0,01 W/m²) in bedrohlich wirkende 10'000 µW/m².

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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