Haarbach: Im Kreuzfeuer des Mobilfunkstreits (Allgemein)
2003, in der Blütezeit der Mobilfunkdebatte, sicherte sich E-Plus in der bayerischen Gemeinde Haarbach bei Passau den Standort für einen Mobilfunksendemasten. Im daraufhin aufbrandenden Protest einer Bürgerinitiative ging die gepflegte Streitkultur über Bord, besonders der Bürgermeister der Gemeinde wurde hart attackiert. Viele Jahre später wurden zuerst Vodafone (2016) und dann auch die Deutsche Telekom (2018) in Haarbach mit Baugesuchen für Mobilfunkmasten vorstellig. Telekom-Sprecher Markus Jodl erzählt die Geschichte zu Ende.
Die frühen Spuren des Mobilfunkstreits in Haarbach lassen sich im IZgMF-Forum hier bis Dezember 2018 zurückverfolgen. Und ein altes Original-Fundstück aus Haarbach lässt erahnen, welcher Ton anfangs herrschte. Im März 2019 griff Markus Jodl aus aktuellem Anlass das Thema auf und erzählte das Drama um den E-Plus-Funkmasten aus seiner Sicht. Wie Fritz Pflugbeil, von 1996 bis 2020 erster Bürgermeister von Haarbach das Geschehen wahrgenommen hat, darüber gibt das Video Auskunft.
Die Blütezeit der Mobilfunkdebatte ist lange vorbei. Als 2016 das IZgMF wegen des (später anscheinend gescheiterten) Vodafone-Baugesuchs bei Fritz Pflugbeil nachfragte, war dem Bürgermeister keine Bürgerinitiative bekannt, die sich dagegen stemmte. Bedenken kamen eher aus dem Gemeinderat. Nicht wegen eines fiktiven Gesundheitsrisikos, sondern wegen der Optik eines 25 Meter hohen Funkmastes in landschaftlich reizvoller Umgebung. Dass gebrannte Kinder das Feuer scheuen, musste zwei Jahre später die Telekom erfahren. Ihr verweigerte der Gemeinderat das Einvernehmen, weil er sich mit einer Mitwirkung an der Standortsuche bei den potentiellen Mobilfunkgegnern im Ort keinen Schiefer einziehen wollte.
Mobilfunkmasten auf dem Gebiet der Gemeinde Haarbach.
Heute gibt es im Außenbereich der Gemeinde zwei Standorte mit drei Mobilfunkmasten, deren Antennen von insgesamt 54 Funksystemen gespeist werden. Die drei erkennbaren Messpunkte der BNetzA zeigen alle eine belanglos niedrige Grenzwertausschöpfung unter 1 Prozent an. Die jüngsten Standortbescheinigungen datieren von 2021 bis 2023, weitere Details nennt diese Webseite der Gemeinde.
Es ist schon verblüffend, wie geräuschlos nach dem anfänglichen Gezeter ab 2003 die neuen Funkmasten errichtet werden konnten. Andererseits verdienen die frühen Mobilfunkgegner vor Ort Respekt, dass sie sich rd. 20 Jahre später nicht abermals mit irrationalen Bedenken haben aufhetzen lassen. In Südbayern ist dies keine Selbstverständlichkeit.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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