Telekom: Bis zu 800 Meter 6G-Reichweite auf dem Land (Technik)

H. Lamarr @, München, Montag, 03.06.2024, 14:01 (vor 173 Tagen)

Ein Beitrag auf schwaebische.de gibt interessante Details zum gegenwärtigen und künftigen Mobilfunk auf dem flachen Land preis. Anlass ist ein wirtschaftlich unattraktiver geplanter Funkmast in Emeringen, Baden-Württemberg. Einwohner des Ortes haben sich mit Desinformation durch organisierte Mobilfunkgegner eingedeckt und sorgen sich wie üblich um Auswirkungen der Funkversorgung auf ihre Gesundheit sowie auf Tiere und Pflanzen.

Zum vollständigen Beitrag auf schwäbische.de. Hier nur die interessantesten Auszüge daraus, ohne die stereotypen Bedenken desinformierter Bürger.

[...] Daniel Eger versicherte seitens der Telekom: „Wir lassen Sie nicht im Regen stehen, auch wenn die Beachtung der Wirtschaftlichkeit dies in Emeringen nicht einfach erscheinen lässt.“ Ums Jahr 2000 herum habe ein Mast einen Umkreis von sechs bis neun Kilometer abgedeckt. Damals habe es genügt, die reine mobile Sprachtelefonie abzuwickeln. Aufgrund der ständig wachsenden Datenflut betrage die Telefonie heute nur noch zwei Prozent. Daher decke ein Mast heute nur noch 1,5 Kilometer ab. Eine Netzverdichtung sei unumgänglich, um den vielen Endgeräten ein brauchbares Netz anzubieten. Perspektivisch müsse man sich auf die 6G-Technologie einstellen, für die ein Mast nur noch einen Radius von bis zu 800 Metern abdecke. „Wir brauchen ortsnahe Masten“, so Eger. Die Grenzwerte der internationalen Strahlenschutzkommission würden beim Bau solcher Masten im Rahmen des Standortgenehmigungsverfahrens beachtet. Die Grenzwertausschöpfung im ländlichen Raum liege bei drei bis fünf Prozent. Eger versprach: „Wir haben ordentlich Puffer, daher sind die Anlagen sicher für Mensch und Umwelt.“ [...] Für einen Dachstandort ging Eger von Kosten von 100.000 Euro aus, während die Baukosten im Falle eines freistehenden Masts bei 500.000 Euro lägen. In jedem Fall sei eine Signalreichweite von bis zu 1,5 Kilometer zukunftsfähig. [...]

Vielleicht sollte dazu noch angemerkt werden, dass ein Funkmast stets eine begrenzte Versorgungskapazität hat, die allerdings mit jeder neuen Mobilfunkgeneration zugenommen hat. Die begrenzte Versorgungskapazität führt zum "atmen" von Funkzellen, d.h. mit zunehmender Auslastung einer Funkzelle wird diese kleiner, mit abnehmender Auslastung wieder größer. Begnügen sich die Teilnehmer einer Funkzelle mit Sprachtelefonie (geringe Kapazitätsausschöpfung), kann ein Funkmast viele Teilnehmer (große Funkzelle) gut versorgen. Je mehr Teilnehmer aber z.B. Videos streamen oder große Dateien downloaden (starke Kapazitätsauschöpfung) desto weniger Teilnehmer kann ein Funkmast gut versorgen (kleine Funkzelle). Grundsätzlich gilt: Je älter das Funksystem ist (GSM, LTE, 5G), desto früher macht sich der Effekt der Zellatmung bemerkbar. Teilnehmer am Zellenrand bemerken den Effekt zuerst, die Verbindung zum Funkmast reißt nicht abrupt ab, sondern sie wird unerwartet schlechter oder besser.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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