NTP hat HF-EMF-Forschungsprogramm eingestellt (Forschung)

H. Lamarr @, München, Samstag, 03.02.2024, 23:23 (vor 292 Tagen)

Microwave News meldet am 2. Februar 2024, das US-amerikanische National Toxicology Program (NTP) habe seine Erforschung biologischer Wirkungen von HF-EMF offiziell eingestellt. Quelle dieser Information ist das NTP-Faktenblatt Cellphone Radio Frequency Radiation Studies in der Fassung vom Januar 2024, in dem es jetzt am Schluss heißt:

Is the NTP work on cellphone RFR completed?

Yes. NIEHS scientists conducted follow-up research to better understand some of the findings seen in the earlier RFR rodent studies. A novel small-scale RFR exposure system was developed. The researchers tested the new exposure system using in vivo rodent studies.

The research was technically challenging and more resource-intensive than expected. No additional RFR studies are planned.

Sind die Arbeiten des NTP über Mobilfunkstrahlung abgeschlossen?

Ja. NIEHS-Wissenschaftler führten Folgeuntersuchungen durch, um einige der Ergebnisse aus den früheren HF-EMF-Nagerstudien besser zu verstehen. Es wurde ein neuartiges HF-EMF-Expositionssystem im kleinen Maßstab entwickelt. Die Forscher testeten es anhand von In-vivo-Studien mit Nagetieren.

Die Forschung war technisch anspruchsvoll und ressourcenintensiver als erwartet. Es sind keine weiteren HF-EMF-Studien geplant.

Kommentar: Mit enormen Aufwand landete das NTP mit seiner großen HF-EMF-Studie einen Wirkungstreffer in der Mobilfunkdebatte, allerdings keinen entscheidenden Durchbruch. Und die bislang bekannt gewordenen Ergebnisse der beiden Replikationen in Japan und Korea deuten eher darauf hin, dass es nicht gelungen ist, die Befunde der NTP-Originalstudie zu bestätigen. Dies könnte der Anstoß für die NTP-Direktion gewesen sein, den Stecker zu ziehen und der Finanzierung weiterer teurer HF-EMF-Aktivitäten die Zustimmung zu verweigern.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Game over, NTP-Studie, Korea, Japan

NTP-Rückzug: James Lin stellt Gretchenfrage

H. Lamarr @, München, Sonntag, 23.06.2024, 00:05 (vor 152 Tagen) @ H. Lamarr

Kommentar: Mit enormen Aufwand landete das NTP mit seiner großen HF-EMF-Studie einen Wirkungstreffer in der Mobilfunkdebatte, allerdings keinen entscheidenden Durchbruch. Und die bislang bekannt gewordenen Ergebnisse der beiden Replikationen in Japan und Korea deuten eher darauf hin, dass es nicht gelungen ist, die Befunde der NTP-Originalstudie zu bestätigen. Dies könnte der Anstoß für die NTP-Direktion gewesen sein, den Stecker zu ziehen und der Finanzierung weiterer teurer HF-EMF-Aktivitäten die Zustimmung zu verweigern.

Microwave News macht auf die Kolumne eines Ex-Icnip-Kommissionsmitglieds aufmerksam, in der James Lin die Gretchenfrage stellt:

[...] Die offensichtliche Frage ist: Was ist passiert? Sollten wir alle die Ergebnisse des NTP vergessen, die klare wissenschaftliche Beweise dafür liefern, dass eine lebenslange Exposition gegenüber schwacher HF-Strahlung Krebs verursacht, und das von einer staatlichen Gesundheitsbehörde, die stolz darauf ist, der Nation zu sagen, dass ihr Produkt "Wissenschaft ist, auf die man sich bei wichtigen Entscheidungen verlassen kann"? [...]

Kommentar: Aus meiner Sicht lautet die Antwort Ja. Denn a) sind die Beweise so klar nicht, b) war die Exposition keineswegs schwach, c) gelten die Ergebnisse für zwei weltweit ohnehin absterbende Mobilfunksysteme (GSM, UMTS) und d) scheinen die noch immer unveröffentlichten Replikationen der NTP-Studie das Original nicht vollumfänglich zu bestätigen. Für dieses unterm Strich dann doch eher magere Ergebnis hat das NTP rd. 30 Mio. Dollar in den Sand gesetzt und es ist nachvollziehbar, dass die Verantwortlichen nicht noch mehr Geld verbrennen möchten.

Die Aufmerksamkeit, die James Lin zuteil wird beruht mMn weniger auf seiner wohlwollenden Einschätzung der NTP-Ergebnisse, sondern maßgebend darauf, dass er seine Meinung über das Risiko Mobilfunk nach seinem Ausscheiden aus der Icnirp-Kommission radikal ins Gegenteil änderte. Damit hat Lin den für Medien attraktiven Status eines Aussteigers. Vorzuwerfen ist ihm der unerwartete Sinneswandel nicht. Um diesen verstehen zu können, fände ich es jedoch hilfreich, würde sich James Lin diesbezüglich einmal öffentlich erklären, damit das Rätseln über seine Beweggründe ein Ende hat.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Replikation, James Lin

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