Manipulationen der Wissenschaft in den USA (Allgemein)

RH, Sonntag, 22.02.2004, 12:39 (vor 7613 Tagen)

Die Regierung Bush unterdrückt und verzerrt wissenschaftliche Erkenntnisse. Und wie steht es damit in Deutschland? Wieviele "Verschluss-Akten" liegen bei unseren Politikern herum? Die über die Mangelhaftigkeit der Atom-KW's hatte BM Trittin eindeutig unter Verschluss gehalten! R.H.

Süddeutsche Zeitung vom 20.02.2004

US-Wissenschaftler kritisieren Bush

Washington (AFP/pai): Mehr als 60 prominente amerikanische Wissenschaftler haben der Regierung von Präsident George Bush vorgeworfen, in großem Stil wissenschaftliche Erkenntnisse zu unterdrücken und zu verzerren. Bei einem "breiten Spektrum an Themen" habe die Regierung die Qualität des wissenschaftlichen Beratungswesens unterminiert, sagte der Vorsitzende der "Vereinigung besorgter Wissenschaftler", der emeritierte Physiker Kurt Gottfried, am Donnerstag in Washington. Dieses Verhalten habe "ernsthafte Konsequenzen für alle Amerikaner". Das sei in den Forschungsbereichen Umwelt, Gesundheit, Biomedizin und Nukleartechnik der Fall, was ernste Auswirkungen auf die öffentliche Gesundheit haben werde. In einem 38-seitigen Bericht beklagen die Wissenschaftler unter anderem, die Bush-Regierung habe den Konsens der Forscher über die globale Klimaerwärmung falsch ausgelegt, mindestens einen Bericht über den Klimawandel zensiert, Forschungsergebnisse über Quecksilberemissionen aus Kraftwerken zensiert und Informationen über den Gebrauch von Kondomen unterdrückt. Zu den Kritikern der Bush-Regierung gehören 20 Nobelpreisträger, unter ihnen die Biomediziner David Baltimore und Harold Varmus, sowie die Physiker Leon Lederman, Norman Ramsey und Steven Weinberg. John Marbuger, Wissenschaftsberater des Weißen Hauses, bezeichnete die Vorwürfe als "unzusammenhängende Liste von Einzelheiten", die nicht als Beweis dafür ausreiche, dass die Bush-Regierung gute, wissenschaftliche Ratschläge unterdrückt.

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Washington

Forscher gegen Bush

RH, Freitag, 12.03.2004, 13:24 (vor 7594 Tagen) @ RH

Süddeutsche Zeitung vom 10.03.2004, Wissen
(c) Süddeutscher Verlag

Forscher gegen Bush
Regierung bestreitet, die Wissenschaft zu manipulieren

Schwere Vorwürfe
US-Forscher wehren sich gegen Bush

Lange Zeit hatte es im Kessel nur geköchelt, jetzt brodelt es: Mehr als 60 prominente amerikanische Wissenschaftler haben ihrer Regierung schriftlich vorgeworfen, Resultate aus politischen Gründen zu manipulieren.
Von David Malakoff

Vergangene Woche hat der oberste Wissenschaftsberater des Präsidenten, John Marburger, die "beunruhigenden Missverständnisse" in dem "ernstlich fehlerhaften" Report der Kritiker zurückgewiesen. Auch der zuständige Ausschuss des Senats will sich in Kürze mit den Vorwürfen beschäftigen.

Zwei Dokumente der Wissenschaftler-Organisation Union of Concerned Scientists (UCS) fachen das Feuer an. Eines beschuldigt das Weiße Haus unter George Bush, Ergebnisse zu unterdrücken oder zu ignorieren, die den Ansichten der Administration widersprechen.

Zu den Taktiken der Bush-Leute gehöre es, die Aussagen in Berichten abzuschwächen und Gremien mit ideologischen Freunden zu besetzen, sagen die Unterzeichner. Darunter sind 20 Nobelpreisträger und zwei Wissenschaftsberater von Bushs Vorgänger Bill Clinton.

"Bei vielen Themen hat die Administration die Qualität des Beratungssystems untergraben", sagt Kurt Gottfried, führender Autor des Dokuments, emeritierter Physik-Professor von der Cornell University und UCS-Vorsitzender. Das Weiße Haus solle neue Regeln erlassen und der Kongress Gesetze verabschieden, verlangen die Unterzeichner, um die Zensur der Regierung dort auszuschließen, wo es nicht um die nationale Sicherheit gehe.

"Muster der Unterdrückung und Verzerrung wissenschaftlicher Ergebnisse"
Im zweiten Report listet die UCS 21 Fälle auf, die "ein Muster der Unterdrückung und Verzerrung wissenschaftlicher Ergebnisse durch hohe Beamte der Bush-Administration" zeigten. All diese Vorfälle sind von Science, der Süddeutschen Zeitung und anderen Medien aufgegriffen worden; darunter war die Entscheidung, Passagen über den Klimawandel aus einem Report der Umweltbehörde EPA zu streichen.

Der UCS-Report kritisiert auch die Berufung von Richard Russell zum Referenten für Technikfragen im Stab des Wissenschaftsberaters Marburger, obwohl Russell nur einen Bachelor-Abschluss in Biologie besitze.
Schon in der vergangenen Woche musste Marburger bei zwei Anhörungen im Kongress zu den Vorwürfen Stellung nehmen.

Er sagte, er habe "viel Respekt" für die Forscher, die den UCS-Report unterzeichnet hätten, aber "sehr viel weniger für den Report selbst". Er sei unvollständig und könne seine weitreichenden Schlussfolgerungen nicht belegen. Der Angriff auf Russell sei zudem "persönlich und skandalös".

Zuvor schon hatte Marburger Reportern gesagt, der UCS-Report enthalte "fast schon eine Verschwörungstheorie. Man darf die Punkte aber nicht einfach verbinden." Die im EPA-Bericht gestrichenen Passagen zum Beispiel seien wenig später in einen Aktionsplan zur Klimaforschung eingeflossen, so Marburger im Kongress.

In anderen Fällen hätten die Kritiker Entwürfe offizieller Dokumente ausgewertet, die End-Fassungen aber ignoriert. Solche Erklärungen will der Bush-Berater in eine detaillierte Erwiderung aufnehmen, die in Kürze veröffentlicht werde.

Die Unterzeichner des UCS-Reports sehen indes keinen Anlass, von ihren Vorwürfen abzurücken. "Wir haben nicht von einer Verschwörung gesprochen", sagt Gottfried. Und Lewis Branscomb, Professor an der Harvard University und Leiter der amerikanischen Normungsbehörde NIST unter Richard Nixon, ergänzt: "In unserem Bericht stehen einige Sachen, die man nicht so einfach erklären kann." Beide nennen Marburgers Antwort "lahm".

Von dem für Dienstag angesetzten Senatshearing im Wissenschaftsausschuss unter dem Republikaner John McCain erwarteten die Forscher eine Verschärfung der Debatte.

Die Anhörung wurde jedoch kurzfristig vertagt. Dort sollte zwar Gottfried auftreten, aber nicht Marburger. Die Kritiker begrüßen das: "Wir haben nicht Marburger angegriffen", sagt Branscombe. "Er hat unter den Umständen sein Bestes gegeben."

Dieser Text entstammt der aktuellen Ausgabe des Wissenschafts-Magazins Science, das von der AAAS herausgegeben wird. Weitere Informationen:

http://www.scienceonline.org

http://www.aaas.org

Tags:
Verschwörung, Wissenschaft, Clinton

auch heute BR2 Radio: Forscher gegen Bush

mops, Freitag, 12.03.2004, 14:45 (vor 7594 Tagen) @ RH

BAYERISCHER RUNDFUNK Redaktion Wissenschaft/Hoerfunk
Sendedatum: Freitag, 12. Maerz 2004, 18.06 bis 18.30 Uhr
Programm Bayern2Radio

Moderation: Martin Schramm

In unserem Magazin B2 IQ - WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG berichten
wir heute Abend ueber:

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1.HEFTIGE VORWUERFE
Manipuliert George Bush die Wissenschaft?

Die "Union of Concerned Scientists", die amerikanische Vereinigung
besorgter Wissenschaftler, kritisiert stark, wie das Weisse Haus
mit der Integritaet der Forschung umgeht. Da wuerden
wissenschaftliche Daten durch Staatsvertreter verdreht oder
einfach nicht publik gemacht. Ergebnisse, die nicht der
politischen Linie entsprechen, wuerden sogar zensiert.
Die Union of Concerned Scientists erreichen Sie im Internet unter:
http://www.ucsusa.org/

Gespraechspartner:
Prof. Kurt Gottfried, Cornell University, Praesident der Union
of Concerned Scientists

Autor: Renate Ell
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2.KONTROVERSE THEORIE
Beeinflusst kosmische Strahlung unser Klima?

Der Bochumer Geologe Prof. Jan Veizer hat tausende fossiler
Muschelschalen untersucht und festgestellt, dass die Temperaturen
der Meere in einem regelmaessigen Rhythmus von ungefaehr 140
Millionen Jahren um einige Grad nach oben oder unten schwankten.
Zusammen mit einem israelischen Astrophysiker, der festgestellt
hat, dass unser Sonnensystem und damit unsere Erde ungefaehr alle
140 Millionen Jahre erhoehter kosmischer Strahlung ausgesetzt ist,
vermutet Veizer nun eine Zusammenhang zwischen der kosmischen
Strahlung und unserem Klima und einen vergleichsweise geringen
Einfluss von Kohlendioxid auf die globale Klimaerwaermung.

Gespraechspartner:
Prof. Jan Veizer, Institut fuer Geologie, Ruhr-Universitaet,
Bochum

Autor: Frauke Schaefer
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3.NOTORISCHE RECHENSCHWAECHE
Was tun gegen "Dyskalkulie"?

Waehrend die Legasthenie allgemein bekannt ist, ist "Dyskalkulie"
kaum jemanden ein Begriff. Die von der Weltgesundheitsorganisation
WHO als Rechenstoerung definierte Entwicklungsstoerung ist
weltweit anerkannt, was allerdings auf die rechtliche Lage der
Betroffenen in den meisten Bundeslaendern noch keine Auswirkung
hat. Zur Aufklaerung findet morgen die 1. Deutsche Dyskalkulie-
Fachtagung in Wuerzburg statt.
Den Bundesverband Dyskalkulie erreichen Sie im Internet unter:
http://www.legasthenie.net
Eine deutschlandweite Auflistung der Institute zur Therapie der
Rechenschwaeche finden Sie unter:
http://www.itr-stuttgart.de/adressen/adressen.html

Gespraechspartner:
Simone Wejda, Bundesbeauftragte fuer Dyskalkulie, Wuerzburg;

Autor: Markus Maehner
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4.ERSTAUNLICHE AFFINITAET
Sind Physiker die besseren Boersenspekulanten?

Physiker sind einfach die besseren Banker. Schon Isaak Newton
wurde anno 1699 koeniglicher Muenzmeister in London. Seit Mitte
der 90er Jahre erleben die sog. OEkono- und Soziophysik weltweit
einen Boom. Das Fach Wirtschaftsphysik ist an deutschen
Hochschulen aber noch die Ausnahme. Trotzdem finden Physiker in
deutschen Banken haeufig einen Arbeitsplatz. Die Deutsche
Physikalische Gesellschaft, deren Jahrestagung in Regensburg heute
zu Ende geht, hat einen eigenen "Arbeitskreis Physik sozio-
oekonomischer Systeme".

Gespraechspartner:
Dr. Bernd Rosenow, Institut fuer Theoretische Physik,
Universitaet Koeln;
Dr. Hans Sauer, Physiker und Fondmanager

Autor: Ingeborg Hain
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