Schweiz: HF-EMF-Immission im zeitlichen Vergleich (2014/2021) (Forschung)

H. Lamarr @, München, Freitag, 17.11.2023, 13:54 (vor 371 Tagen)

Mobilfunkgegner sehen sich gerne elektromagnetischen Feldern ausgesetzt, die im Laufe der Jahre "immer mehr" werden. Belege für eine stetige Zunahme der HF-EMF-Immission bleiben sie in aller Regel jedoch schuldig, der Sachverhalt bleibt gefühlt. Eine jetzt publizierte Studie widerlegt dieses Gefühl, zumindest wenn es in der Schweiz unter freiem Himmel empfunden wird oder in öffentlichen Verkehrsmitteln

Die Studie mit dem sperrigen Titel Comparison of ambient radiofrequency electromagnetic field (RF-EMF) levels in outdoor areas and public transport in Switzerland in 2014 and 2021 wurde am 15. November 2023 in dem Fachblatt Environmental Research veröffentlicht (Volltext).

Der Studie zufolge hat zwischen 2014 und 2021 die mobile Datenübertragung um das 18-fache zugenommen. Ein damit einhergehender deutlicher Anstieg der HF-EMF-Immission wäre somit plausibel. In den beobachteten Mikroumgebungen unter freiem Himmel hat die Exposition von 2014 auf 2021 mit HF-EMF jedoch nicht zugenommen. Im Gegenteil, sie wurde geringfügig schwächer! Dies und mehr erklären die Autoren im Abstract ihrer Studie:

Die Mobilfunktechnik hat sich in den letzten zehn Jahren mit einem drastischen Anstieg des drahtlosen Datenverkehrs und dem Einsatz neuer Telekommunikationstechnologien rasant entwickelt. Ziel dieser Studie war es, die Belastung durch hochfrequente elektromagnetische Felder (RF-EMF) und deren zeitliche Veränderungen in verschiedenen Mikroumgebungen in der Schweiz in den Jahren 2014 und 2021 zu bewerten. Wir maßen in den Jahren 2014 und 2021 die HF-EMF-Pegel in V/m in denselben 49 Außenbereichen und in öffentlichen Verkehrsmitteln mit tragbaren RF-EMF-Expositionsmessgeräten, die in einem Rucksack getragen wurden. Die Gebiete wurden so ausgewählt, dass sie einige typische Arten von Mikroumgebungen repräsentieren (z. B. Stadtzentren, vorstädtische und ländliche Gebiete). Wir berechneten die zusammenfassenden Zahlenwerte (Mittelwert, Perzentile) in mW/m² und rechneten sie für jede Mikroumgebung in V/m um. Bewertet wurde die Verteilung und die Variabilität der HF-EMF-Umgebungspegel nach Mikroumgebungsarten im Jahr 2021. Schließlich verglichen wir die mittleren HF-EMF-Werte der Umgebung in den Jahren 2014 und 2021 mit Hilfe eines mehrstufigen Regressionsmodells. In Außenbereichen erreichten die durchschnittlichen HF-EMF-Mittelwerte pro Mikroumgebung im Jahr 2021 Werte von 0,19 V/m in ländlichen Gebieten bis 0,43 V/m in Industriegebieten (Gesamtmittelwert: 0,27 V/m). In öffentlichen Verkehrsmitteln lagen die mittleren Werte bei 0,27 V/m in Bussen, 0,33 V/m in Zügen und 0,36 V/m in Straßenbahnen. Im Jahr 2021 waren die mittleren Pegel in allen Außenbereichen um -0,022 V/m niedriger (95 % Konfidenzintervall: -0,072, 0,030) als im Jahr 2014. Die Ergebnisse unserer umfassenden Messstudie in der ganzen Schweiz deuten darauf hin, dass sich die HF-EMF-Werte an öffentlichen Orten zwischen 2014 und 2021 nicht wesentlich verändert haben, obwohl die mobile Datenübertragung in diesem Zeitraum um das 18-fache zugenommen hat. Das Ausbleiben zeitlicher Veränderungen könnte auf die Umstellung auf neuere Mobilfunktechniken zurückzuführen sein, die effizienter sind.

Das Mobile & Wireless Forum, eine internationale Interessenvertretung der Mobilfunkbranchen, war von der erhellenden Studie so angetan, dass es die Kernaussagen in ein gefälliges Video von 2,5 Minuten Dauer packte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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