Smartphone-Verbot in Greystones (Irland) für Grundschüler (Allgemein)

KlaKla, Mittwoch, 18.10.2023, 12:26 (vor 401 Tagen)
bearbeitet von KlaKla, Mittwoch, 18.10.2023, 13:51

Es scheinen eine Vielzahl an Eltern zu versagen was deren Erziehungsauftrag bzgl. moderner Mediennutzung angeht. Das predigen jedenfalls kommerziell orientierte Alarmschläger. In Irland, wird den Versagern tatkräftig unter die Arme gegriffen. In Grundschulen der Stadt Greystones gilt für Kinder unter 11 Jahren ein Smartphone-Verbot. Eltern/Lehrer und Kinder seien begeistert. Nur wie Sie das durchsetzen und welche Konsequenzen drohen fehlt in den Berichten. 😆

Quelle: Der Standard

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Meine Meinungsäußerung

Smartphoneverzicht in Greystones: viel Wind, wenig Substanz

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.10.2023, 19:45 (vor 398 Tagen) @ KlaKla

[...] In Grundschulen der Stadt Greystones gilt für Kinder unter 11 Jahren ein Smartphone-Verbot. [...]

Den Unterschied zwischen Verbot (dir von anderen auferlegt) und Verzicht (selbst auferlegtes Verbot) kennst du aber schon, oder?

Im Zusammenhang mit der freiwilligen Verzichtserklärung in Greystones ist "Verbot" schlicht die falsche Vokabel. Anhand des Rauschens im Blätterwald kannst du gut feststellen, dass die Meldungen aus der Sauregurkenzeit um Pfingsten 2023 nicht unbedingt auf das Konto der ersten Garde von Journalisten gehen. Bei "arte" durfte augenscheinlich ein Volontär ran. Auch die Stuttgarter Blähboys reden in ihrer Titelzeile gewohnt dramatisch von einem Smartphoneverbot, widerlegen sich dann aber im Vorspann gleich selbst, indem sie dort eingestehen, das Verbot sei freiwillig :no:.

Mit Funkstrahlung hat der Verzicht überhaupt nichts zu tun, es geht allein darum, psychosozial unerwünschte Folgen ungebremster Smartphonenutzung durch Kinder einzudämmen. Ob diese Folgen bereits zweifelsfrei der Smartphonenutzung anzulasten sind, wie Diagnose-Funk es darstellt, weiß ich nicht, ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass an dem Verdacht etwas dran ist und Eltern erfreut die Verantwortung für Entgleisungen ihres Nachwuchses auf ein Gerät der Unterhaltungselektronik schieben können. Einfache Mobiltelefone (nur Sprachtelefonie) fallen nicht unter die Verzichtserklärung von Greystone. Und entgegen anderslautender Titelzeilen hat die Verwaltung der Stadt mit dem Verzicht überhaupt nichts zu schaffen, wie jeder auf der Website von Greystones selbst prüfen kann. Der Stadt ist dort das hochgespielte Thema jedenfalls keine Zeile wert.

Insgesamt ist die Story reichlich dünn und das pompöse Gerede des zuständigen Ministers, das die Stuttgarter Blähboys anscheinend schwer beeindruckt hat, ist mMn nichts weiter als die typische Sprechblase eines Politikers, der sich über die Verzichtserklärung vor allem deshalb so kolossal freut, weil er und sein Ministerium keinen Finger krumm machen müssen. Bei dem Diagnose-Funk-Beitrag habe ich zudem den Eindruck bekommen, die seichte Story wurde nur deshalb aufgegriffen, um ausgiebig Eigenwerbung für sich und ein Buch der Gesinnungsfreunde Bleckmann und Leipner machen zu können.

Ich habe mir etliche Meldungen über die Verzichtserklärung in deutsch und englisch angeschaut in der Hoffnung, einen Link auf das Original der Verzichtserklärung zu finden. Fehlanzeige. Wie so oft stellte sich dabei heraus, häufig hat einer vom anderen nur abgeschrieben. Nicht weniger irritierend: Die Website der Initiatorin der Verzichtserklärung ("It takes a village") war heute auf eine Art und Weise unerreichbar, die nichts Gutes ahnen lässt.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Smartphoneverzicht in Ostbelgien: Leipner vertritt Hensinger

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 26.10.2023, 00:02 (vor 394 Tagen) @ H. Lamarr

Mit Funkstrahlung hat der Verzicht überhaupt nichts zu tun, es geht allein darum, psychosozial unerwünschte Folgen ungebremster Smartphonenutzung durch Kinder einzudämmen. Ob diese Folgen bereits zweifelsfrei der Smartphonenutzung anzulasten sind, wie Diagnose-Funk es darstellt, weiß ich nicht, ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass an dem Verdacht etwas dran ist und Eltern erfreut die Verantwortung für Entgleisungen ihres Nachwuchses auf ein Gerät der Unterhaltungselektronik schieben können.
[...]
Bei dem Diagnose-Funk-Beitrag habe ich zudem den Eindruck bekommen, die seichte Story wurde nur deshalb aufgegriffen, um ausgiebig Eigenwerbung für sich und ein Buch der Gesinnungsfreunde Bleckmann und Leipner machen zu können.

Die Bundeszentrale für politische Bildung bringt auf ihrer Website den Beitrag Gewaltmedienkonsum und Aggression, der zwar schon etliche Jahre auf dem Buckel hat, aus meiner Sicht aber einen guten Überblick gibt, was Sache ist. Dort heißt es einleitend: Zahlreiche Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalthaltiger Medien und aggressivem Verhalten Jugendlicher gibt. Gleichzeitig wird deutlich, dass Gewaltmedienkonsum nur einer von vielen Faktoren ist.

Szenenwechsel ...

In Ostbelgien hält am 26. Oktober Ingo Leipner, der dem Diagnose-Funk-Ableger Diagnose-Media entspringt, einen Vortrag mit dem sperrigen Titel: Das Smartphone als Spielzeug, Schul‑, Lern- und Lebensbegleiter. Verdeckt die Faszination die Risiken? Eingeladen hat die belgische radikaldemokratische Partei Vivant eigentlich Peter Hensinger, der aber, wie auf der Vivant-Website schon seit 5. Oktober zu lesen ist, "kurzfristig" erkrankt sein soll und deshalb von Leipner vertreten wird. Ob die seichte Greystones-Story vom Juni 2023 Vivant dazu inspiriert hat, ausgerechnet Hensinger einzuladen, ist spekulativ, dessen Seilschaft mit Leipner passt jedoch bemerkenswert gut ins Bild :-).

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Smartphoneverzicht in Ostbelgien: Leipner vertritt Hensinger

e=mc2, Donnerstag, 26.10.2023, 22:12 (vor 393 Tagen) @ H. Lamarr

Zahlreiche Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalthaltiger Medien und aggressivem Verhalten Jugendlicher gibt.

Ein Zusanmenhang sagt aber noch nichts über dessen Richtung aus. Ob aggressive Jugendliche häufiger gewalthaltige Videos schauen oder ob der Konsum von gewalthaltigen Videos aggressiv macht, lassen die meisten Studien offen. Sorgfältige Langzeitstudien dazu gibt es kaum.

Smartphoneverzicht in Ostbelgien: Leipner vertritt Hensinger

H. Lamarr @, München, Sonntag, 29.10.2023, 16:04 (vor 390 Tagen) @ e=mc2

Zahlreiche Studien belegen, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Konsum gewalthaltiger Medien und aggressivem Verhalten Jugendlicher gibt.

Ein Zusanmenhang sagt aber noch nichts über dessen Richtung aus. Ob aggressive Jugendliche häufiger gewalthaltige Videos schauen oder ob der Konsum von gewalthaltigen Videos aggressiv macht, lassen die meisten Studien offen. Sorgfältige Langzeitstudien dazu gibt es kaum.

Je Wette, Ingo Leipner hat hat anlässlich seines Vortrags in Ostbelgien die etwa 60 Zuhörer nicht so differenziert über die Studienlage informiert. Bei nur rd. 60 Interessierten ist das nicht sonderlich schlimm, gemäß "Grenzecho" aber haben die Leipner "gebannt" gelauscht. Wieso "gebannt" kann ich nicht nachvollziehen, denn das Blatt stellt den Referenten als "Wirtschaftsjournalist und Buchautor" vor, womit eigentlich jedem verständigen Menschen klar sein sollte, hier hat kein anerkannter Profi der Medienwissenschaften vorgetragen, sondern ein Autodidakt, der sein Wissen mutmaßlich bei Google tankt. Die Seuche der wortgewandten selbsternannten Experten, wir kennen sie von der Mobilfunkdebatte aus dem FF, muss sich mMn vor Corona nicht verstecken.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Smartphoneverzicht in Ostbelgien: Vivant schweigt

H. Lamarr @, München, Samstag, 04.11.2023, 18:53 (vor 384 Tagen) @ H. Lamarr

Je Wette, Ingo Leipner hat hat anlässlich seines Vortrags in Ostbelgien die etwa 60 Zuhörer nicht so differenziert über die Studienlage informiert. Bei nur rd. 60 Interessierten ist das nicht sonderlich schlimm, gemäß "Grenzecho" aber haben die Leipner "gebannt" gelauscht.

Ingo Leipner war bekanntlich auf Einladung der politischen Partei Vivant (Ostbelgien) vor Ort. Rund eine Woche nach dem Vortrag habe ich soeben nachgeschaut, ob auf der Vivant-Website eine Rezeption davon zu finden ist. Die Suche verlief jedoch im Sand, eine Rezeption war nicht auffindbar. Aus meiner Sicht ist dies ein schmerzhaft deutliches Signal für die Geringschätzung des Vortrags durch den Initiator. Mögliches Motiv: Die Partei versuchte lediglich testweise die öffentliche Aufmerksamkeit für das sperrige Thema auszuloten und legte es bei nur 60 Interessenten schnell zu den Akten.

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Tags:
Belgien, Splitterpartei, Smartphone, Verbot, Leipner, Vivant, Verzicht

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