"Institut für Strahlenhygiene" auf dem Holzweg (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 20.04.2023, 20:20 (vor 636 Tagen)

Das sogenannte Institut für Strahlenhygiene hat es geschafft. Ein niederösterreichisches Regionalblatt widmet dem "Institut" einen äußerst gefälligen Artikel, aus dem unabsichtlich hervorgeht, dass das Institut gar kein Institut ist. Sondern ein mMn gemein unnütziger Verein, der sich baubiologisch betätigt und für eine 1-stündige "Hausuntersuchung" mit drei Messwerten 60 Euro in Rechnung stellt.

Die Hobby-Messtechnik des Vereins stammt wie gewohnt aus bayerischer Produktion und wird in dem Artikel ebenfalls wie gewohnt werbewirksam in die Luft gehalten. Dabei hatten die Österreicher den Bayern in der Sendlinger Mordweihnacht 1705 noch übel zugesetzt. Doch die verjährte Bluttat ist nicht der Anlass dieses Postings, sondern der kapitale Bock, den das "Institut" mit seinem Messprotokoll schießt. Wolfgang Maes, Erfinder der baubiologischen Richtwerte würde sich im Grab umdrehen, wüsste er davon, wie seine HF-Richtwerte in Niederösterreich verhunzt werden.

Die dort genannten Werte stimmen zwar noch mit dem Original überein, bei der Einheit nennt das "Institut" jedoch statt µW/m², was richtig wäre, mW/m², was falsch ist (siehe Screenshot). Der Fehler um den Faktor 1000 führt dazu, dass z.B. ein Messwert von 10 mW/m² von den Niederösterreichern als "schwach auffällig" gewertet wird, wohingegen Maes denselben Messwert als "extrem auffällig" einstuft. Ungewollt sind die Niederösterreicher damit um Faktor 1000 näher an den Icnirp-Referenzwerten dran als Maes. Das ist prima. Da baubiologische Richtwerte jedoch mit der Ziehung der Lottozahlen ohnehin näher verwandt sind als mit wissenschaftlich fundierten Grenzwerten, ist das Messprotokoll des Instituts so oder so etwas, was aus meiner Sicht besser in den kleinsten Räumen von Häusern und Wohnungen einer sinnvollen Nutzung zugeführt werden sollte.

Muster eines Messprotokolls des Instituts für Strahlenhygiene.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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