Warum ein Dr. med. noch lange kein Arzt sein muss (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 18.03.2023, 12:20 (vor 641 Tagen)

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe "Mediziner", "Arzt" und "Dr. med." gerne synonym gebraucht. Doch es gibt Unterschiede in Deutschland:

Mediziner ist, wer das Studium der Medizin mit dem Staatsexamen erfolgreich abgeschlossen hat.

Zum Arzt wird ein Mediziner erst, wenn er seinen Beruf ausüben möchte, bei seinem Landesprüfungsamt für Medizin die Zulassung als Arzt (Approbation) beantragt und auch erhält.

Zum Dr. med. wird ein Mediziner oder Arzt, wenn er während oder nach seinem erfolgreichen Studium der Medizin seine Befähigung für wissenschaftliches Arbeiten mit einer erfolgreich verteidigten Doktorarbeit (Dissertation) unter Beweis gestellt hat.

Jeder Arzt ist also auch Mediziner, nicht jeder Mediziner ist aber Arzt. Prominentes Beispiel, dass auch ein Dr. med. kein Arzt sein muss, ist Karl Lauterbach. Mit dem Ablegen des Staatsexamens wurde er 1989 Mediziner, 1991 wurde er Dr. med., Arzt wurde er erst 2010, als er die Approbation beantragt und erhalten hat.

Die unter Mobilfunkgegnern bekannte C. Waldmann-Selsam ist dem Vernehmen nach ohne Approbation und deshalb zwar Dr. med., jedoch keine Ärztin.

Mediziner werden unter Akademikern für ihre Dissertationen regelmäßig belächelt, heißt es. In Naturwissenschaften sei eine Promotion eine echte Knochenarbeit. In den Geisteswissenschaften sei die Promotion schon einiges leichter. Verschenkt werde die zwar auch nicht, aber das ließe sich schon mit vertretbarem Aufwand machen. Medizin gelte als das Fach bei dem 80–90% der Dissertationen dünne Heftchen sind, bei dem sich jemand ein paar Datenreihen besorgt, im besten Fall selbst erhoben hat, und die ein bisschen statistisch auswertet, natürlich unter strenger Beschränkung auf die Methoden des Anfängerkurses …

Mag schon sein, dass die Naturwissenschaften nach anspruchsvolleren Dissertationen verlangen. Wenn man sich jedoch anschaut, was der studierte Physiker und Ex-Mathematikprofessor Dr. rer. nat. Klaus Buchner über das Risiko Mobilfunk zu wissen glaubt, stehen einem trotzdem die Haare zu Berge.

Quelle: Was ist der Unterschied zwischen Arzt und Doktor?

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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