Auch Gigaherz-Jakob blödelt gerne herum (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 29.10.2022, 18:04 (vor 759 Tagen)

Irgendwie ist die Anti-Mobilfunk-Szene derzeit von allen guten Geistern verlassen. Denn aus meiner Sicht wird nur noch Geblödelt. Diagnose-Funk tut es mit einer seichten Geschichte über einen Milchbauern in Frankreich, die sogenannte Kompetenzinitiative versucht sich wie einst das hese-Project mit seiner unglücklichen Hühnerembryonenstudie an einem wissenschaftlichen "Durchbruch" in der Holzklasse und Gigaherz-Jakob hofft, mit der Nacherzählung der Gruselgeschichte eines besorgten Vaters die letzten EMF-Widerstandskämpfer aus ihren Verstecken in den Schweizer Bergen hervor zu locken.

Gigaherz-Jakob hat Post von einem besorgten Vater bekommen, dessen Sohn im sechsten Lebensjahr unter "Nackensteife" litt, im siebten Lebensjahr unter "grauem Star". Ärzte behandelten das Kind angeblich mit "der doppelten Menge" Morphium, wie sie üblicherweise Erwachsenen verabreicht wird und diagnostiziert wurde zuerst eine Entzündung der Halswirbelsäule, später eine Autoimmunerkrankung. Aus unerfindlichen Gründen bringt der besorgte Vater alle diese Erkrankungen seines Sohnes in Verbindung mit zwei Mobilfunk-Basisstationen, die offenbar im näheren oder weiteren Wohnumfeld der Familie errichtet wurden. Irgendwelche Begründungen, warum ein Sechsjähriger wegen benachbarter Funkmasten z.B. ausgerechnet an "Nackensteife" erkranken sollte, trägt der Vater nicht vor.

Nun ist es jedermanns Recht, erstaunlich qualifizierte oder auch absurd unqualifizierte Überlegungen über die Ursachen einer Erkrankung anzustellen und diese Überlegungen öffentlich zu verkünden. Dem besorgten Vater, der aus meiner Sicht mit seiner Vermutung auf dem Holzweg ist, lässt sich deshalb kein Vorwurf machen. Wer Angst um sein Kind hat, ist nicht immer zu rationalen Handlungen fähig. Nein, der Vater muss weder Mobbing noch Rufmord befürchten, mangels Substanz der Story auch keinen Shitstorm in den Medien. Davon ausgenommenen ist nur die freche Behauptung:

Wir hatten in den letzten Jahren mehrmals Kontakt mit Medienschaffenden. Auffallend war, dass uns diese unabhängig voneinander berichteten ihnen sei es verboten worden über gesundheitliche Beschwerden im Zusammenhang mit Mobilfunkbasisstationen zu berichten.

Unter dem Schutz der Anonymität lässt es sich risikolos Lügen wie gedruckt. Jakob selbst wurde bereits mehrfach beim Lügen erwischt, nachzulesen hier im Forum. Warum sollte der besorgte Vater nicht ebenfalls versuchen, auf der Website eines Lügners seiner eigenen Geschichte mit einer handfesten Lüge etwas mehr Gewicht zu geben? Leider ist die Behauptung des Vaters derart vage, dass sie sich jeglicher Prüfung entzieht. Für mich ist sie deshalb wertlos. Der besorgte Vater darf mir aber gerne (anonym) die Kontaktdaten der Medienschaffenden mitteilen, damit ich den Wahrheitsgehalt seiner Behauptung prüfen und darüber berichten kann. Leider kommt Jakob nicht auf die Idee Derartiges seinem Informanten anzubieten. Solange es dem Mobilfunk schadet, glaubt der Gigaherz-Präsident unbesehen alles, was ihm zugetragen wird.

Ist der Vater wegen einer emotionalen Stresssituation weitgehend entschuldigt, sehe ich für den behäbigen Gigaherz-Jakob keinerlei mildernden Umstände. Denn der alte Ex-Elektriker bläht die hanebüchene Geschichte des besorgten Vaters auf seiner Website rücksichtslos zu einem Heißluftpopanz auf, indem er aus der emotionalen Schilderung eines Einzelnen die idiotische Behauptung ableitet: "Die Schweizer Vorsorge-Grenzwerte sind eine biologische Katastrophe". Die nach wie vor ungebrochene Selbstüberschätzung des Greises in Schwarzenburg ist mMn unerträglich, ginge es nach mir, ich würde ihn für mindestens 14 Tage in eine Besserungsanstalt für schwer erziehbare Rentner stecken.

Vollmundig verkündet der selbsternannte Experte des Vereins Gigaherz, er habe die amtlichen Standortdatenblätter der beteiligten Mobilfunk-Sendeanlagen untersucht und festgestellt, dass das Kind einen Kindergarten "mit einer durch die Mobilfunkbetreiber selbst berechneten E-Feldstärke von 4.95V/m (Volt pro Meter) und anschliessend eine Schule mit ebenfalls 4.95V/m besucht hat." Der amtliche Grenzwert läge bei 5V/m.

Der bösartige alte Mann will mit diesen irreführenden Angaben mMn den Eindruck erwecken, der Sohn des besorgten Vaters sei ständig einer EMF-Exposition von nahezu 5 V/m ausgesetzt gewesen und deshalb krank geworden. Richtig ist: Die genannten EMF-Werte sind Maximalwerte, die nur unter Volllast eines Funkmasten erreicht werden.

Und auch das muss man sich mal vorstellen: Nur weil irgendein Vater dem Noch-immer-Präsidenten des Vereins Gigaherz eine rührselige Krankengeschichte auftischt, verteufelt Jakob plötzlich die Schweizer Vorsorgewerte "als biologische Katastrophe". Tickt der Alte nicht mehr ganz richtig? Meiner Einschätzung nach hat Jakob zu keiner Zeit richtig getickt, was auch seine enge Beziehung zu der Uhrmacherin Rebekka Meier erklärt. Das heißt jedoch nicht, dass er völlig planlos handelt. Wenn er eine Chance sieht, gegen EMF erfolgreich hetzen zu können, ist sogar Jakob imstande, eins und eins richtig zusammenzählen zu können. Im konkreten Fall bedeutet dies: Vor rd. einem Jahr bejubelte Jakob seine eigene dilettantische Erkenntnis, weil Studien auch im Bereich der Schweizer Vorsorgewerte "oxidativen Stress" beobachtet haben wollen. Jakob hat keine blasse Ahnung, was oxidativer Stress überhaupt ist und wie er sich auswirkt, ihm genügt, dass der Begriff aus Laiensicht negativ belegt ist. Die Story des besorgten Vaters ist Jakob jetzt deshalb so willkommen, weil er sie in seine unqualifizierte Einschätzung einweben kann, oxidativer Stress wäre das Ende der Schweizer Vorsorgewerte. Da es Jakobs Lebenswerk ist, diffuse irrationale Ängste gegenüber EMF zu wecken und zu schüren, lässt er keine Gelegenheit aus, sein Lebenswerk mit eindringlichen Mahnungen und Warnungen auszuschmücken, selbst wenn diese noch so grotesk sind wie die Geschichte, die der besorgte Vater ihm ans Herz legte.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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