Vodafone startet Open-Ran-Pilotprojekte in Deutschland (Technik)
Vodafone hat einen Feldtest mit Open-Ran-Technik im sächsischen Plauen abgeschlossen und geht nun den nächsten Schritt für die großflächige Aktivierung in Europa. Das Unternehmen hat am 25. Oktober 2022 angekündigt, umfassende Pilotprojekte für offene 5G-Funkzugangsnetze an mehreren Mobilfunkstandorten in Deutschland durchzuführen. Die ersten zwei Stationen für den Live-Betrieb der betreiberunabhängigen Open-Ran-Technik befinden sich im ländlichen Raum Bayerns in der Nähe von Arnstorf, weitere wird es in Niedersachsen geben. Die Piloten sollen Anfang 2023 starten und markieren den Beginn einer breiteren Einführung von Open-Ran-Technik in den Europäischen Mobilfunknetzen von Vodafone – auch in Deutschland.
Bei den Pilotprojekten kommt Open-Ran-Hardware und -Software zum Einsatz, die Vodafone Anfang des Jahres in Großbritannien bereits erfolgreich getestet hat. Dazu gehört unter anderem Mobilfunktechnik und Software von Samsung. Für Vodafone ist der Netzausbau mit Open-Ran ein wichtiger Schritt: Bis 2030 will Vodafone 30 Prozent aller europäischen Standorte mit Open-Ran ausstatten. Auch in Deutschland unterstützt das Unternehmen das Ziel der deutschen Regierung, das Open-Ran-Ökosystem auszubauen.
Spezifikationen der MoU-Group sind Grundlage für das Open-Ran-Pilotprojekt
Zum Einsatz kommt bei dem Piloten in Deutschland erstmals Open-Ran-Technik, die vollständig den Spezifikationen entspricht, und von den großen Mobilfunkbetreibern in Europa (The Open RAN MoU Group) unterstützt werden. Die gemeinsamen nforderungen sollen für eine Mobilfunk-Netzarchitektur sorgen, die den Einsatz sicherer, offener und herstellerunabhängiger Ausrüstung ermöglicht. Die Ausarbeitung wurde von der Branchen-Organisation Telecom Infra Project (TIP) als bevorzugter Entwurf für den Aufbau von Open-Ran in Europa ausgewählt.
Was ist Open-Ran?
Funkzugangsnetze (Ran), zu denen die Basisstationen und die Technik für die Kommunikation mit dem Kernnetz gehören, sind das Rückgrat des Mobilfunks und normalerweise geschlossene, meistens an einen Hersteller gebundene Systeme. Die Idee von Open-Ran (Open Radio Access Network) ist es, das Funkzugangsnetz mit einer offenen Architektur und offenen Schnittstellen auszustatten. Open-Ran trennt die Software von der Hardware, sodass Netzbetreiber im Zugangsnetz mit mehr Anbietern zusammenarbeiten können, um durch die Anbietervielfalt kundenorientierte Innovationen voranzutreiben und gleichzeitig die Ausfallsicherheit in der Lieferkette zu verbessern. Außerdem erfordern 5G und später 6G flexiblere und automatisierte Netzwerke. Im Mobilfunk fehlt bislang das eine Verbindungsstück, dass es Netzbetreibern möglich macht, an einer Station Bausteine von unterschiedlichen Technik-Herstellern zusammenzubringen. Ist ein Teil der Technik an einem Mobilfunkmast von einem Hersteller, dann muss auch ein Großteil der restlichen Technik von eben diesem sein. Die einzelnen Bausteine sind zwischen den Herstellern nicht kompatibel. Das Verbindungsstück, das bislang fehlte, heißt Open-Ran. Oder eben: Ein offenes Zugangsnetz. Open-Ran macht aus Funkmasten Baukästen für modernste Technik, an die verschiedenste Lieferanten andocken können.
Quelle: Vodafon-Pressemitteilung vom 25. Oktober 2022
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