Warum haben Menschen kein Vertrauen in Wissenschaft? (Allgemein)
Forschende, die sich mit Einstellungen und Überzeugungen befassen, haben die Gründe untersucht, warum manche Menschen bei ihrer Meinungsbildung wissenschaftliche Beweise nicht beachten. In der Fachzeitschrift „Proceedings of the National Academy of Sciences“ haben sie vier grundlegende Prinzipien dargelegt, die erklären, warum Menschen wissenschaftsfeindliche Überzeugungen haben, und wie man sie mithilfe von Strategien überwinden kann.
Was steckt hinter der Ablehnung wissenschaftlicher Beweise?
Erstens mangelt es der Quelle, die die Informationen bereitstellt, wie z. B. einer Wissenschaftlerin oder einem Wissenschaftler, an Glaubwürdigkeit. Zweitens identifiziert sich das Publikum der Botschaft mit Gruppen, die eine wissenschaftsfeindliche Haltung einnehmen. Drittens widerspricht eine wissenschaftliche Botschaft den Überzeugungen und Vorlieben einer Person. Und viertens besteht eine Diskrepanz zwischen der Art und Weise, wie eine Botschaft präsentiert wird, und der Denkweise einer Person.
„Allen vier grundlegenden Prinzipien ist gemein, dass sie aufzeigen, was passiert, wenn wissenschaftliche Informationen im Widerspruch zur Denkweise oder zur bereits festgelegten Sichtweise einer Person stehen“, erklärt Mitautor Richard Petty, Professor für Psychologie an der Ohio State University in den Vereinigten Staaten, in einer Pressemitteilung. „Diese Art von Konflikten ist für die Menschen schwer zu bewältigen, und das macht es ihnen leichter, wissenschaftliche Informationen, die nicht in ihr Weltbild passen, einfach abzulehnen.“
Prof. Petty ergänzt: „Früher stellten Impfungen eine Standardmaßnahme dar, die von allen akzeptiert wurde. Doch einige Entwicklungen in den vergangenen Jahren haben dafür gesorgt, Menschen vom Gegenteil des wissenschaftlichen Konsens bei Impfungen und anderen Themen zu überzeugen.“
Durch den ständigen Kreislauf der Medien und sozialen Medien erhalten die Menschen die Möglichkeit, Fakten so zu interpretieren, wie sie es für richtig halten. Die Politik nimmt eine wichtige Rolle ein und trägt zu allen vier Gründen bei. „Die Politik war immer da, und die Menschen hatten politische Ansichten, aber sie durchdrang nicht alles. Früher waren Wissenschaft und wissenschaftliche Überzeugungen von der Politik getrennt, aber das ist heute nicht mehr der Fall“, so Prof. Petty. weiter ...
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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- Wie sehr Menschen in Europa ihren Institutionen vertrauen -
Gast,
11.07.2022, 21:30
- Warum haben Menschen kein Vertrauen in Wissenschaft? - H. Lamarr, 24.07.2022, 18:24