NTP brüskiert Diagnose-Funk mit 15. Karzinogenbericht (Allgemein)
Wenn Laien in den Jagdgründen der Wissenschaft wildern, werden komplizierte Zusammenhänge scheinbar ganz einfach. So lässt der Verein Diagnose-Funk seine Leser wissen, die NTP-Studie weise das Krebspotential der Mobilfunkstrahlung nach. Mobilfunk könne Krebs verursachen. Der Verein stellt Mobilfunk damit auf eine Stufe mit Tabakkonsum. Das National Toxicology Program (NTP), das es eigentlich am besten wissen müsste, teilt die Ansicht des Stuttgarter Vereins nicht.
Das US-Gesundheitsministerium (HHS) hat am 21. Dezember 2021 den 15. Bericht über krebserregende Stoffe veröffentlicht. Dieser Bericht ist ein vom Kongress in Auftrag gegebenes, wissenschaftlich fundiertes Dokument zur öffentlichen Gesundheit, erstellt für das Ministerium vom NTP. Die aktuelle Veröffentlichung benennt 256 Stoffe - chemische, physikalische und biologische Agenzien, Gemische und Expositionsumstände -, von denen bekannt ist oder bei denen davon ausgegangen werden kann, dass sie beim Menschen Krebs verursachen.
Die Liste karzinogener Stoffe enthält allseits bekannte Sünder wie Asbest oder Tabakrauch, von elektromagnetischen Feldern (EMF) aber fehlt jede Spur. Dies ist insofern bemerkenswert, weil die Liste nicht nur zweifelsfrei krebserregende Stoffe enthält (known to be a human carcinogen), sondern auch wahrscheinlich krebserregende Substanzen (reasonably anticipated to be a human carcinogen). Und trotz dieser weit gefassten Aufnahmekriterien in die Liste fehlen dort elektromagnetische Felder. Offensichtlich sieht das NTP bislang keine vernünftigen Gründe, EMF in diese Liste aufzunehmen.
Der unvernünftige Stuttgarter Karnevalsverein, der so gerne dick aufträgt, muss da wieder einmal weit übers Ziel hinausgeschossen sein. So wie damals, 2007, als Franz Adlkofer sich von Behauptungen des späteren Diagnose-Funkers Peter Hensinger distanzierte. Hensinger hatte über Adlkofers "Reflex"-Nachfolgestudie (auch als "UMTS-Studie" bekannt) Eigeninterpretationen verbreitet, die falsch waren.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –