Gigaherz: "Es ist aus und vorbei" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 29.11.2021, 01:21 (vor 1092 Tagen)

Gigaherz-Jakob gibt wieder einmal den trommelnden Silberrücken und schreibt:

[...] Es ist aus und vorbei. Die schönen Schweizer Grenzwerte, die angeblich 10mal besser sein sollen als alle ausländischen, sind zu Gefährdungswerten auf hoher Stufe geworden. Neue Mobilfunk-Sendeanlagen dürfen nicht mehr bewilligt werden. Weitere Diskussionen erachten wir deshalb als überflüssig

Anlass für diesen neuen Schub ist der bald 1 Jahr alte Berenis-Sondernewsletter vom 24. Januar 2021 über oxidativen Stress infolge EMF-Einwirkung.

Jakob scheint das Papier erst jetzt gelesen zu haben und leitet daraus ab:

Um den Sondernewsletter von BERENIS, der offiziellen Beratergruppe des Bundesrates vom Januar 2021 verschwinden zu lassen, haben die Konzernanwälte der Mobilfunkbetreiber keine Mühen gescheut.

Kommentar: :tock:

Offenbar ist es Jakob entgangen, dass die Literaturstudie von Mevissen/Schürmann inzwischen sowohl beim Bafu als auch in einem wissenschaftlichen Journal für jedermann frei zugänglich veröffentlicht worden ist. Welchen Grund sollten Konzernanwälte also haben, den älteren Sondernewsletter, der nur eine Zusammenfassung der Studie enthält, verschwinden zu lassen?

Als Folge von Dauerbestrahlung aus Mobilfunksendern ist aus einer grossen Reihe neuer Studien die Wirkung «Oxydativer Stress» bekannt geworden.

Kommentar: O Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht welchen Stuss er da schreibt ...
Beleg: Wikipedia

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Mehrzahl der Tierstudien und mehr als die Hälfte der Zellstudien Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch HF-EMF und NF-MF gibt. Dies beruht auf Beobachtungen bei einer Vielzahl von Zelltypen, Expositionszeiten und Dosierungen (SAR oder Feldstärken), auch im Bereich der Anlagegrenzwerte.

Kommentar: O Herr, lass den Heiligen Geist über ihn kommen, damit er endlich begreift, dass im wissenschaftlichen Kontext Hinweise die schwächste Stufe der Evidenz sind und viel Forschung erforderlich ist, um Hinweise zu Beweise reifen zu lassen, welche die Hinweise entweder bestätigen oder widerlegen.

Nach dem BERENIS-Sondernewsletter vom Januar 2021 zu schliessen, sind die schönen Schweizer Vorsorgewerte jetzt zu Gefährdungswerten auf hoher Stufe geworden.
Dass diese Erkenntnisse die Mobilfunkbetreiber in helle Aufregung versetzten, ist nachvollziehbar.

Kommentar: Nein, das ist nicht nachvollziehbar, da Jakob keinerlei Beleg für seine Behauptung beibringt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hat der greise Gigaherz-Präsident nur seinen Wunsch zum Vater seiner Behauptung gemacht.

Um Himmels Willen, schon wieder nach 1:00 Uhr, und ich Hornochse beschäftige mich hier mit den Fieberträumen eines cerebral entkernten EMF-Fanatikers ... :no:

Gute Nacht!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Gigaherz-Jakob: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 01.12.2021, 23:22 (vor 1089 Tagen) @ H. Lamarr

Gigaherz-Jakob gibt wieder einmal den trommelnden Silberrücken und schreibt:

[...] Es ist aus und vorbei. Die schönen Schweizer Grenzwerte, die angeblich 10mal besser sein sollen als alle ausländischen, sind zu Gefährdungswerten auf hoher Stufe geworden. Neue Mobilfunk-Sendeanlagen dürfen nicht mehr bewilligt werden. Weitere Diskussionen erachten wir deshalb als überflüssig

Also jetzt mal langsam. Weil Meike Mevissen und David Schürmann Anfang 2021 eine Literaturstudie zu oxidativem Stress infolge EMF-Einwirkung vorgelegt haben, bläst der Gigaherz-Präsident Ende 2021 zum Abgesang auf die Schweizer Anlagegrenzwerte. Weil diese aus seiner Sicht wegen der Studie urplötzlich keine fürsorglichen Vorsorgewerte mehr sind, sondern grässliche "Gefährdungswerte".

Könnte man dem Ex-Elektriker Jakob glauben, hätten Mevissen und Schürmann mal eben schnell mit einer Literaturrecherche die weltbekannten Schweizer EMF-Vorsorgewerte aufs Schafott gebracht.

Könnte man dem Ex-Elektriker Jakob glauben, müsste diese reife Leistung der Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation (FSM) zur Ehre gereichen, denn Mevissen und Schürmann sitzen (derzeit) neben sechs anderen Wissenschaftlern im Wissenschaftlichen Ausschuss (WA) der FSM. Der WA hat unter anderem folgende Aufgaben und Kompetenzen: Ausarbeitung der Ausschreibung, Evaluation der eingehenden Projektanträge, Entscheid über die Vergabe der Forschungsmittel und bei Bedarf Beizug von externen Gutachtern sowie Vertretung der wissenschaftlichen Entscheide nach außen.

Aha, so ist das also.

Die beiden Jäger des oxidativen Stresses bringen ohne eigenes Zutun Gigaherz-Jakob zu seinem atemberaubenden Fehlschluss. Dass aber die FSM seine beiden Helden in ihren Reihen hat, honoriert er hingegen nicht. Im Gegenteil, seit anno Tobak stichelt er gegen die FSM und versucht die Stiftung als Erfüllungsgehilfen von böswilligen "Strombaronen" und der noch böswilligeren Mobilfunkindustrie in Misskredit zu bringen. Hier ein Beispiel mit typischer Argumentation vom Dezember 2019:

Die Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation FSM, welche am Bericht der bundesrätlichen Arbeitsgruppe massgebend mitgearbeitet habe, gehört nicht etwa der ETH, wie man laut Ausführungen im Gemeindebrief 3/19 der Swisscom und ASUT meinen könnte, sondern zu 99% den Schweizer Mobilfunkbetreibern, sowie deren Zulieferfirmen und der Swissgrid. Hier wird das in der Forschung verpönte Industriegeld in sauberes Sponsoring einer angeblich privaten Forschungsstiftung gewandelt und neu an verschiedene Forschergruppen verteilt. Doch nicht etwa gewaschen? Das gibt es doch nicht in unserer sauberen Schweiz.

Im Klartext: Publizieren Mevissen und Schürmann eine Literaturstudie, die oxidativem Stress durch EMF im Bereich der Anlagegrenzwerte ein mögliches Schädigungspotenzial bescheinigen, dann sind die beiden Wissenschaftler für ihn Helden. Sitzen die beiden jedoch im WA der FSM, sind sie für ihn Geldwäscher durchtriebener Industrien, um z.B. getürkte Forschungsergebnisse zu finanzieren.

Wer wissen möchte, wer die Sponsoren und Träger der FSM sind muss übrigens keine Schlapphüte in Marsch setzen oder Geheimakten studieren, sondern nur hier nachschlagen. Was Transparenz anbelangt können Gigaherz und alle anderen Anti-Mobilfunk-Vereine noch viel von der FSM lernen.

Der Widerspruch, dem Jakob unterliegt, ist offenkundig. Gegen Widersprüche hat sich Pippi Langstrumpf aus Schwarzenburg allerdings längst immunisiert, in seiner Welt, die er sich gemacht hat, wie sie ihm gefällt, gibt es keine selbst fabrizierten Widersprüche. Der ehemalige belgische Politiker Paul-Henri Spaak, einer der Gründerväter der EU, formulierte das einst etwas knackiger: Dummheit ist die sonderbarste aller Krankheiten. Der Kranke leidet niemals unter ihr. Andere schon.

Dass Hans-U. Jakob durchaus zu Danksagungen fähig ist, sogar zu äußerst Untertänigen, wenn auch nicht gegenüber der FSM, dokumentierte er im Januar 2021 mit einer ebensolchen:

Unsere Dankbarkeit an Prof. Dr. Franz Adlkofer [...] für sein hartnäckiges 12 Jahre langes Durchhalten, ist so gross, dass diese hier kaum in Worte gefasst werden kann. Für uns ein grosser, unvergesslicher Mann in der Weltgeschichte.

Warum ich das erwähne? Weil Franz Adlkofer, bevor er den Gigaherz-Präsidenten glücklich machte, rd. 20 Jahre im Dienst der deutschen Tabakindustrie stand und seine vermeintlich weiße Weste mit Nikotinflecken übersät ist. Noch ein Widerspruch, ohne Frage. Doch wieder nicht für Jakob den Dankbaren, der sich mutmaßlich selbst mit dem Teufel einlassen würde, wäre der überzeugter Mobilfunkgegner.

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Zeitbombe in Mevissen/Schürmann-Review gefunden

H. Lamarr @, München, Montag, 06.12.2021, 01:39 (vor 1085 Tagen) @ H. Lamarr

In diesem Posting geht es um zwei Paar Schuhe. Zuerst rücke ich eine Verdrehung zurecht, mit der mich Gigaherz-Präsident Jakob in ein schiefes Licht stellen möchte. Ordnung muss sein, bedeutsam ist dies aber nicht. Doch während des Schreibens schälte sich heraus: In der narrativen Review von Mevissen/Schürmann steckt möglicherweise eine Zeitbombe. Denn mindestens eine der 126 analysierten HF-EMF-Studien über oxidativen Stress beschreibt eine Dosimetrie, dass einem die Haare zu Berge stehen. Das halte ich für bedeutsam. Und weil heute Nikolaustag ist, habe ich diese Story weiter unten in das zweite Paar Schuhe gesteckt.

Hier zunächst ein Auszug aus meinem Posting vom 29. November 2021, den Gigaherz-Jakob auf seiner Website in der für ihn typischen Weise durch den Wolf gedreht hat:

► Als Folge von Dauerbestrahlung aus Mobilfunksendern ist aus einer grossen Reihe neuer Studien die Wirkung «Oxydativer Stress» bekannt geworden.

Kommentar: O Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht welchen Stuss er da schreibt ...
Beleg: Wikipedia

► Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die Mehrzahl der Tierstudien und mehr als die Hälfte der Zellstudien Hinweise auf vermehrten oxidativen Stress durch HF-EMF und NF-MF gibt. Dies beruht auf Beobachtungen bei einer Vielzahl von Zelltypen, Expositionszeiten und Dosierungen (SAR oder Feldstärken), auch im Bereich der Anlagegrenzwerte.

Kommentar: O Herr, lass den Heiligen Geist über ihn kommen, damit er endlich begreift, dass im wissenschaftlichen Kontext Hinweise die schwächste Stufe der Evidenz sind und viel Forschung erforderlich ist, um Hinweise zu Beweise reifen zu lassen, welche die Hinweise entweder bestätigen oder widerlegen.

Gigaherz-Präsident Jakob hat hier auf die oben zitierte Textpassage reagiert. Und dabei einiges durcheinander gebracht, weil er, wie er selbst einräumt, Tomaten auf den Augen hat.

Meine Einwände gegenüber Jakobs Darstellung lauten:

Nein, niemand schreibt Jakob die Textpassage "Zusammenfassend kann gesagt werden ..." zu, hat er diese im ursprünglich kritisierten Beitrag doch ordentlich als Zitat aus der Studie von Mevissen/Schürmann kenntlich gemacht. Ich zitierte diese Textpassage nur deshalb, weil dort klar zum Ausdruck kommt, dass die Literaturrecherche keine Beweise für eine gesundheitlich schädliche Auswirkung von oxidativem Stress infolge EMF-Einwirkung zutage brachte, sondern nur Hinweise. Der Gigaherz-Präsident hält die Literaturrecherche dennoch für so bedeutungsschwer, dass er die vorsorglichen Schweizer Anlagegrenzwerte zu Gefährungswerten erklärt. Diese maßlos überzogene Reaktion halte ich für blöd, nicht das Zitat von Mevissen/Schürmann.

Mein Stoßgebet "O Herr, vergib ihm, denn er weiß nicht welchen Stuss er da schreibt ..." ordnet Jakob dem Zitat von Mevissen/Schürmann zu. Das ist falsch, wie oben im Zitatfragment mühelos zu erkennen ist. Mein Stoßgebet gilt allein Herrn Jakobs unqualifizierter Behauptung: "Als Folge von Dauerbestrahlung aus Mobilfunksendern ist aus einer grossen Reihe neuer Studien die Wirkung «Oxydativer Stress» bekannt geworden." Dass Jakob dummes Zeug redet, ist dem verlinkten Wikipedia-Artikel zweifelsfrei zu entnehmen.

Soviel zu den Verdrehungen in Jakobs jüngstem Beitrag.

Wenn Biochemiker an der Dosimetrie scheitern

Weiter geht es mit Dipl.-Ing. ETH Thomas Fluri, auf den sich der Ex-Elektriker in seinem jüngsten Beitrag beruft. Angeblicher O-Ton von Fluri:

12 von 150 referenzierten Studien weisen EMF-Belastungen unterhalb des schweizerischen Anlagegrenzwertes von 5V/m (Volt pro Meter) auf.

Nach diesem Zitat befragt findet Google als einzigen Treffer Jakobs jüngsten Beitrag.

Wie aber kommt Fluri auf 150 "referenzierte Studien"? Die Literaturreferenz von Mevissen/Schürmann weist 223 Literaturverweise aus. Das kann es also nicht sein.

Da Fluri seine genannte Anzahl mit dem Schweizer Anlagegrenzwert von 5 V/m verknüpft, muss er von den analysierten HF-EMF-Studien reden, nicht von den ebenfalls analysierten NF-EMF-Studien. Im Supplement der Studie von Mevissen/Schürmann, es listet alle analysierten Studien auf, gibt es jedoch keine 150 HF-EMF-Studien, sondern nur 126 (davon 70 Tierstudien und 56 Zellstudien). Hinzu kommen 60 NF-EMF-Studien (13 Tier- und 47 Zellstudien). Summa sumarum haben Mevissen/Schürmann also 186 Studien ausgewertet.

Ob wirklich zwölf HF-EMF-Studien mit Immissionen unter 5 V/m zu finden sind ist gar nicht so einfach zu recherchieren, denn die Expositionsangaben sind chaotisch. Mal wird ein SAR-Wert genannt, mal eine Leistungsflussdichte, mal ein einzelner Wert, mal ein Wertebereich und zu allem Überfluss purzeln auch noch die Dimensionen der genannten Einheiten munter durcheinander. Dies alles für 126 Studien zu entwirren ist eine Fleißaufgabe, die ich momentan nicht bereit bin zu leisten, nur um Fluris Zahl zwölf zu bestätigen oder zu widerlegen. Interessanterweise verraten uns Fluri/Jakob ja nicht, welche von den 126 Studien die zwölf brenzligen sind. Täten sie es, könnte man die Behauptung Fluris schnell bestätigen oder ad absurdum führen. Offensichtlich ist dies jedoch nicht gewollt.

Ersatzweise habe ich mir den Spaß geleistet, einmal die Dosimetrie einer der 126 HF-EMF-Studien (:-P) genauer zu betrachten. Das Ergebnis war gelinde gesagt schockierend. Sogar Ex-Elektriker Jakob dürfte von HF-Messtechnik noch mehr verstehen als die Wissenschaftler der analysierten Studie. Die systematischen Fehler, die ihnen unterlaufen sind, und die eingesetzte Messtechnik lassen einem den Atem anhalten. Sagen wir mal so: Die Dosimetrie der besagten Studie ist auf ähnlichem Niveau wie die eines griechischen Wissenschaftlers, der für die Exposition seiner Versuchstiere ein handelsübliches Mobiltelefon unter deren Käfige legte. Selbstverständlich würde es mich jetzt jucken, diesen messtechnischen Sündenfall ordentlich und nachvollziehbar zu dokumentieren. Dafür fehlt mir aber auf absehbare Distanz die Zeit.

Eines macht der dosimetrische Unfall aber schon jetzt klar: Wer über die 126 HF-EMF-Studien zu oxidativem Stress oder meinetwegen auch nur über die zwölf Brisanten redet, ohne sich mit deren Dosimetrie beschäftigt zu haben (so wie unser Hans-U. Jakob), der sitzt möglicherweise zündelnd auf einem Pulverfass. Schaunmermal ob es irgendwann knallt.

Wenn Fluri seine zwölf Studien beim Namen nennt ziehe ich gerne nach und benenne den dosimetrischen Ausrutscher mit kurzer Begründung. Damit kein Missverständnis aufkommt: Ich habe mir nur diese eine Studie angesehen und bin auf Anhieb fündig geworden. Der Treffer zeigt mMn plakativ, warum narrative Reviews (ohne systematische Anforderungen an die Qualität der ausgewerteten Studien) mit Vorsicht zu genießen sind.

Hintergrund
Die richtige Dosimetrie: Achillesferse von Mobilfunkstudien

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Oxidativer Stress, Schürmann, Mevissen, Literaturstudie, Fluri, narrative Review

Zeitbombe in Mevissen/Schürmann-Review gefunden

e=mc2, Montag, 06.12.2021, 14:26 (vor 1084 Tagen) @ H. Lamarr

Wenn Biochemiker an der Dosimetrie scheitern

Es ist hinlänglich bekannt, dass einen großen Teil der biologischen Studien zu elektromagnetischen Feldern Mindestanforderungen an die Dosimetrie nicht genügen und deshalb nicht aussagekräftig sind. Es ist auch keine Überraschung, dass eine Übersichtsarbeit von zwei Biologen dieses Kriterium nicht sehr hoch gewichtet.

Aber das wirkliche Hauptproblem ist, dass die Bedeutung von oxidativem Stress von sogenannten Mobilfunkskeptikern verkannt wird. Das sind normale biologische Reaktionen wie schon eine kleine Recherche bei Wikipedia belegen würde. Das oxidative Gleichgewicht wird zum Beispiel durch Atmung, Sport und warme/kalte Temperaturen beeinflusst. Niemand würde deshalb auf die Idee kommen, das Atmen als Gesundheitsrisiko zu verbieten. Fakt ist, bei praktisch jeder Interaktion wird das oxidative Gleichgewicht beeinflusst. Ein Zuviel und ein Zuwenig sind langfristig ungünstig für die Gesundheit, kurzfristig aber absolut normal. Darum spricht man im Allgemeinen besser vom oxidativen Gleichgewicht und nicht vom oxidativen Stress.

Für Laien tönt "Stress" in erster Linie negativ. Biologisch hat es aber eine andere Bedeutung. Ohne Stress degeneriert jeder Orgasmus. Man stelle sich mal vor, man stresse seine Muskeln oder sein Gehirn nicht. Obwohl letzteres gar nicht so unüblich ist in diesen Zeiten. :yes:

Tags:
oxidatives Gleichgewicht

Zeitbombe in Mevissen/Schürmann-Review gefunden

H. Lamarr @, München, Dienstag, 07.12.2021, 21:14 (vor 1083 Tagen) @ e=mc2

Wenn Biochemiker an der Dosimetrie scheitern

Es ist hinlänglich bekannt, dass einen großen Teil der biologischen Studien zu elektromagnetischen Feldern Mindestanforderungen an die Dosimetrie nicht genügen und deshalb nicht aussagekräftig sind. Es ist auch keine Überraschung, dass eine Übersichtsarbeit von zwei Biologen dieses Kriterium nicht sehr hoch gewichtet.

Spielverderber! :wink:

So eine Gemeinheit. Jetzt dachte ich auch als Zaungast mal was Bemerkenswertes gefunden zu haben und Sie bringen mir mein Kartenhaus mit nur zwei Sätzen zum Einsturz. Na gut. Aber: Unter HF-EMF-Wissenschaftlern mag das Dosimetrieproblem von Biologen durchaus bekannt sein, auf Laien dürfte dies jedoch nicht zutreffen.

Nachdem es jetzt schon fast wurscht ist, kann ich meine Fundstelle auch preisgeben. Es handelt sich um die Studie von Xing et al., 2016. Als Feldquelle wurde dort ein professioneller HF-Generator 83712A von Hewlett Packard (heute Keysight) verwendet, der gebraucht immerhin noch etwa 4000 Euro kostet. Das Gerät kann allerdings nur ein unmoduliertes HF-Trägersignal erzeugen (CW), also kein "echtes" gepulstes Mobilfunksignal. Im krassen Gegensatz dazu steht das Gerät, das zur Messung der EMF verwendet wurde. Das TES-92 ist ein Elektrosmog-Detektor der Billigklasse. Es ist hierzulande schon für etwa 120 Euro zu haben und die vom taiwanesischen Hersteller genannten technischen Daten sind gar nicht mal so schlecht. Ob sie auch stimmen steht auf einem anderen Blatt.

Als Antenne wurde eine nicht näher beschriebene flach liegende Planarantenne verwendet, auf deren Oberseite die Petrischalen zur Befeldung abgestellt wurden. Das bot sich an, lädt die tablettartige Oberfläche doch geradezu als Stellfläche ein (siehe Studie, Fig. 1B). Um reaktives und strahlendes Nahfeld und die daraus resultierenden Inhomogenitäten der Exposition kümmerten sich die Studienautoren jedoch nicht. Wäre bei 16,6 cm Wellenlänge aber höchst angebracht gewesen. Das gilt auch für die Messungen mit dem TES-92.

Die Autoren sehen dies anders und schreiben ganz ungezwungen:

The power densities of various electronic devices were tested by an EMR detector according to a previously reported method[22]. Briefly, a 50MHz~3.5GHz X-Y-Z 3-dimensional EMR potential detector TES-92 was placed close to the surface of various electronic devices and the intensity of microwave was recorded (peak reading of XYZ mode).

Meine Wertung dieser Dosimetrie: Niemand weiß, welcher Exposition die Zellkulturen in den Petrischalen wirklich ausgesetzt waren, am allerwenigsten die Autoren der Studie. Das hinderte sie jedoch nicht, ihre Messwerte auch schon mal auf 0,1 µW/m² genau anzugeben.

Aber das wirkliche Hauptproblem ist, dass die Bedeutung von oxidativem Stress von sogenannten Mobilfunkskeptikern verkannt wird. Das sind normale biologische Reaktionen wie schon eine kleine Recherche bei Wikipedia belegen würde. Das oxidative Gleichgewicht wird zum Beispiel durch Atmung, Sport und warme/kalte Temperaturen beeinflusst. Niemand würde deshalb auf die Idee kommen, das Atmen als Gesundheitsrisiko zu verbieten. Fakt ist, bei praktisch jeder Interaktion wird das oxidative Gleichgewicht beeinflusst. Ein Zuviel und ein Zuwenig sind langfristig ungünstig für die Gesundheit, kurzfristig aber absolut normal. Darum spricht man im Allgemeinen besser vom oxidativen Gleichgewicht und nicht vom oxidativen Stress.

Aus meiner Sicht verkennen die Geschäftemacher unter den Mobilfunkskeptikern die Bedeutung des oxidativen Gleichgewichts nicht. Für die ist der oxidative Stress nur ein willkommener Popanz, um mit etwas Neuem irrationale Ängste vor EMF bei Laien schüren zu können. So wie ab 2003 mit Salfords alarmierenden Studien zur angeblich unter EMF-Einwirkung porös werdenden Blut-Hirn-Schranke und davor, ab den 1960er-Jahren, die angeblich todbringende Schirmwirkung von Betonbauten gegenüber der "natürlichen" Befeldung aus dem All. Diese Leute verwursten zum eigenen Vorteil skrupellos alles, womit sich Ängste wecken und schüren lassen. Die müssen das tun, ihr Geschäftsmodell lässt ihnen keine andere Wahl.

Für Laien tönt "Stress" in erster Linie negativ [...]

Genau, und deshalb können Sie wahrscheinlich bis zum Jüngsten Tag darauf warten, dass ein Mobilfunkgegner vom oxidativen Gleichgewicht spricht.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dosimetrie, Geschäftemacher, Popanz, oxidativen Gleichgewicht

Zeitbombe in Mevissen/Schürmann-Review gefunden

e=mc2, Mittwoch, 08.12.2021, 07:35 (vor 1083 Tagen) @ H. Lamarr

Meine Wertung dieser Dosimetrie: Niemand weiß, welcher Exposition die Zellkulturen in den Petrischalen wirklich ausgesetzt waren, am allerwenigsten die Autoren der Studie.

Sehr schön wie Sie die Dosimetrie in dieser einen Studie zerpflückt haben. Eine andere populäre Strategie ist, dass ein Expositionssystem beschrieben wird, das etwas besser tönt mit einer Referenz, welche zu einer anderen Referenz führt, welche wiederum zu einer weiteren Referenz führt. Bis man schlussendlich aufgibt und immer noch nicht weiss um was für ein System es sich handelt. Das wäre doch mal etwas für Sie!:wink:

Es gibt einige Übersichtsarbeiten, welche auf dieses Problem aufmerksam machen. Z.B. hatten Studien zu DNA Schäden nur in rund der Hälfte der Fälle eine genügende Dosimetrie. Und es überrascht nicht festzustellen, dass Studien mit guter Dosimetrie weniger häufig einen Effekt finden.

Ein anderes Beispiel ist dieser Review. Bei Anwendung von minimalen Qualitätsanforderungen blieben nur noch wenig Studien zu den Effekten von WLAN-Strahlung übrig, welche dann mehrheitlich keinen Effekt fanden.

oxidatives Gleichgewicht

e=mc2, Donnerstag, 09.12.2021, 20:07 (vor 1081 Tagen) @ e=mc2

Wer es genauer wissen will: das Bundesamt für Strahlenschutz organisiert einen Workshop zu diesem Thema.

Zeitbombe in Mevissen/Schürmann-Review gefunden

H. Lamarr @, München, Freitag, 10.12.2021, 00:46 (vor 1081 Tagen) @ e=mc2

Meine Wertung dieser Dosimetrie: Niemand weiß, welcher Exposition die Zellkulturen in den Petrischalen wirklich ausgesetzt waren, am allerwenigsten die Autoren der Studie.

Sehr schön wie Sie die Dosimetrie in dieser einen Studie zerpflückt haben.

Erst die Peitsche, dann das Zuckerbrot ;-).

Zu erwähnen ist noch: Das TES-92 misst breitbandig (und omnidirektional) alles, was ihm zwischen 50 MHz und 3,5 GHz vor die Empfangsantennen kommt. Jetzt noch den Peak-hold-Betriebsmodus aktivieren, um das Gezappel der Werte am Display zu beruhigen, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Denn wenn während der Messungen jemand ein Smartphone in Laborkittel mit sich herumträgt, das pflichtbewusst selbsttätig z.B. nach neuen E-Mails Ausschau hält, dann versaut diese unerkannte Emission den Messwert gründlich. Auch die nette Putzfee, die zufällig vorbeikommt, könnte das mit ihrem Smartphone bewerkstelligen. Ähnlich isses mit DECT, W-Lan und dergleichen, der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.

Eine andere populäre Strategie ist, dass ein Expositionssystem beschrieben wird, das etwas besser tönt mit einer Referenz, welche zu einer anderen Referenz führt, welche wiederum zu einer weiteren Referenz führt. Bis man schlussendlich aufgibt und immer noch nicht weiss um was für ein System es sich handelt. Das wäre doch mal etwas für Sie!:wink:

Ich liebe ABMs :-).

Es gibt einige Übersichtsarbeiten, welche auf dieses Problem aufmerksam machen. Z.B. hatten Studien zu DNA Schäden nur in rund der Hälfte der Fälle eine genügende Dosimetrie. Und es überrascht nicht festzustellen, dass Studien mit guter Dosimetrie weniger häufig einen Effekt finden.

Danke, guter Tipp für lange Winterabende.

Ein anderes Beispiel ist dieser Review. Bei Anwendung von minimalen Qualitätsanforderungen blieben nur noch wenig Studien zu den Effekten von WLAN-Strahlung übrig, welche dann mehrheitlich keinen Effekt fanden.

Noch ein guter Tipp. Besonders deshalb, weil Diagnose-Funk vor geraumer Zeit eine W-Lan-Review bei einer dem Verein ergebenen Biologin i. R. bestellte und die Dame die Erwartungen erfüllte, indem sie 100 Studien präsentierte, die 2,45-GHz-W-Lan Tod und Verderben attestierten. Wäre aufschlussreich, die beiden gegensätzlichen Arbeiten zu vergleichen. Schaunmermal ...

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oxidatives Gleichgewicht

H. Lamarr @, München, Freitag, 10.12.2021, 00:53 (vor 1081 Tagen) @ e=mc2

Wer es genauer wissen will: das Bundesamt für Strahlenschutz organisiert einen Workshop zu diesem Thema.

Waghalsig vom BfS, den Workshop als Präsenzveranstaltung in Cottbus zu organisieren. Wenn das mal gut geht.

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Großer Bruder des TES-92 im Test

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.02.2022, 22:31 (vor 1003 Tagen) @ H. Lamarr

Das TES-92 ist ein Elektrosmog-Detektor der Billigklasse. Es ist hierzulande schon für etwa 120 Euro zu haben und die vom taiwanesischen Hersteller genannten technischen Daten sind gar nicht mal so schlecht. Ob sie auch stimmen steht auf einem anderen Blatt.

Das TES-92 ist der kleine Bruder des TES-593 (Preis etwa 410 Euro). Der wesentliche technische Unterschied zwischen beiden Modellen: Das TES-92 soll bis 3,5 GHz messen können, das TES-593 hingegen bis 8,0 GHz.

2015 wurde ein TES-593 einem Test unterzogen. Das Gerät hat bei schwachem Eingangssignal (10 µW/m²) erheblich Schwächen, bei 1 mW/m² und der in der Studie verwendeten Frequenz (1800 MHz) ist der Messfehler hingegen akzeptabel gewesen. Ob dies auch für den 1200-Mal höheren Pegel gilt, der in der Studie verwendet wurde, lässt sich nicht sagen. Fraglich ist auch, ob sich die Testergebnisse des TES-593 auf das deutlich billigere Modell TES-92 übertragen lassen.

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