Österreich: Sechs Experten diskutieren Vor- & Nachteile von 5G (Allgemein)
Das Ereignis fand auf Initiative der Regionalmedien Austria (RMA) zwar schon im Oktober 2020 statt, dennoch finde ich die kontroverse Diskussion zwischen sechs Teilnehmern einer Expertenrunde in Österreich auch heute noch sehenswert, denn so große gemischt besetzte Diskussionsrunden ganz ohne Pseudoexperten aus der Anti-Mobilfunk-Szene gibt es nur selten. Teilnehmer waren:
► Dr. Michael Kundi (MedUni Wien)
► Dipl.-Ing. Franz Ziegelwanger (Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus)
► Gregor Wagner (Pressesprecher FMK)
► Prof. Dr. Gerald Haidinger (MedUni Wien, Wissenschaftlicher Beirat Funk)
► Dr. med. Piero Lercher (Wiener Ärztekammer)
► Dipl.-Ing. Helmut Paulitsch (TU Graz)
Moderation: Maria Jelenko (Chefredakteurin Regionalmedien Austria), Emanuel Munkhambwa (Chefredakteur Zeitschrift "Hausarzt")
Die rd. 1-stündige Diskussion lässt sich, geteilt in zwei Videos, auf dieser Webseite nachverfolgen. Zusätzlich bietet die Seite das (nicht wortgetreue) Transkript der Diskussion an, im Vergleich zu den Wortbeiträgen und -gefechten in den Videos wirkt der Text jedoch seelenlos, zudem ist er lückenhaft.
Allzu große Erwartungen an die Expertenrunde sollte man freilich nicht stellen, denn auch Experten können in der Mobilfunkdebatte mitunter genauso wunderbar aneinander vorbeireden wie Laien. Etwa bei der Nebelkerze der beliebten "Gesundheitseffekte", die von wissenschaftlichen Studien gefunden wurden. Auch die Experten der Alpenrepublik gerieten sich bei diesem Thema in die Wolle, bis sich schließlich die erlösende Erkenntnis einstellte, dass über die gesundheitliche Wirkung der beobachteten Effekte (positiv, negativ, neutral) häufig wenig mehr als Mutmaßungen bekannt sind.
Bei Piero Lercher ist mir aufgefallen, dass er eingangs auf die Frage nach den gesundheitlichen Folgen einer EMF-Exposition zwar viele mittelbare und unmittelbare Wirkungen nannte, von "Elektrosensibilität" aber sprach er (für mich) überraschenderweise nicht. Möglicherweise ist dieses Thema in der allgemeinen Berichterstattung in den Medien überbewertet.
Große Resonanz fand die Diskussionsrunde in Österreich nicht. Auf der Webseite mit den Videos haben bis heute nur fünf Kommentatoren zu der Veranstaltung ihren Senf hinzu gegeben. Die Mehrzahl der Kommentare ist meiner Einschätzung nach unqualifiziert und damit mehr als flüssig, nämlich überflüssig. So beklagt ein Kommentator (Arthur Hoffmann-Ostenhof), dass kein Vertreter der "Elektrosensiblen" mit am Tisch saß und über Grenzwerte diskutiert wurde, ohne Icnirp zu nennen. Der weltentrückte Kritiker hat anscheinend nur das Transkript gelesen, denn im Video (Teil 1) erwähnt Franz Ziegelwanger Icnirp sehr wohl . Ein anderer Kommentator (Ruben Zarate) fällt mit unerträglicher Selbstgewissheit auf. Er nörgelt, die Expertenrunde habe eine Diskussion unter Gleichgesinnten geführt (als wären Kundi und Lercher Gesinnungsfreunde von Wagner!) und verlinkt am Ende seines Kommentars auf eine bizarre andere Expertenrunde (Mosgöller, ein Baubiologe und ein Diagnose-Funker), die, wie trivial wegen tatsächlich gleicher Gesinnung, aus seiner Sicht deutlich kritischer zur Sache ging .
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –