HF-EMF-Grenzwerte: Chilenen extrem hart im Nehmen (Forschung)
Wer glaubt, der von Icnirp empfohlene Basisgrenzwert von 0,08 W/kg gelte weltweit und werde zumindest nirgendwo überschritten, der ist auf dem Holzweg. Denn Chilenen müssen sage und schreibe bis zum 25-Fachen aushalten (2 W/kg). Wird die SAR nicht über 10 g Gewebe gemittelt, sondern über 1 g, dürfen Chilenen immerhin noch maximal 1,6 W elektromagnetische Leistung pro Kilogramm Körpermasse aufnehmen. So zumindest verbreitet es die WHO (siehe Screenshot).
HF-EMF-Grenzwerte in unterschiedlichen Ländern gemäß WHO.
Bild: WHO
Wahrscheinlich handelt es sich hier um einen Eingabefehler, denn der ungewöhnliche Ganzkörpergrenzwert ist identisch mit den chilenischen Teilkörpergrenzwerten für Kopf, Rumpf und Extremitäten, was mit einem vernünftigen Schutzziel nicht in Einklang zu bringen ist. Ebenfalls widersprüchlich zu dem hohen Basisgrenzwert für Ganzkörperbefeldung sind die in der Tabelle erkennbaren extrem niedrigen abgeleiteten Referenzwerte für die Leistungsflussdichte bei 900 MHz und 1800 MHz.
Nehmen wir hingegen an, dass die Angaben der Tabelle korrekt sind, ist Chile für Wissenschaftler der Bioelektromagnetik ein Eldorado. Erlaubt das Land doch Befeldungsstudien im großen Stil, die in anderen Ländern keine Chance haben, den Segen von Ethikkommissionen zu bekommen. Allerdings gibt es für solche grenzwertigen Experimente noch andere Länder, vor allem in der südlichen Hemisphäre, die nicht nur einen sagenhaft hohen Ganzkörpergrenzwert ausweisen, sondern gar keinen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –