Umfrage: 29 % der Schweizer glauben fest an Elektrosensibilität (Allgemein)
Eine repräsentative Befragung hat ergeben, Schweizerinnen und Schweizer sind gegenüber Mobilfunk und 5G positiv eingestellt. Eine Mehrheit zeigt sich von 5G überzeugt und erkennt die Chancen der neuesten Mobilfunktechnologie. Aber: 29 Prozent glauben fest, es gäbe "Elektrosensible", ebenso viele sind überzeugt, Mobilfunk könne zu Gesundheitsproblemen führen.
Das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern hat im Auftrag von Chance5G eine repräsentative Befragung von 1'006 Stimmberechtigten in der ganzen Schweiz zu den Themen Mobilfunk und 5G durchgeführt. Dabei zeigt sich: Die Wichtigkeit und der Nutzen der Mobilfunkinfrastruktur sind unbestritten. Eine deutliche Mehrheit von 86 Prozent sieht den Nutzen im Vordergrund. Schweizweit sind heute weniger als 1 von 10 Personen skeptisch gegenüber Mobilfunk eingestellt. Eine breite Mehrheit (88 Prozent) ist überzeugt, dass Unternehmen und Gewerbe ein leistungsfähiges und sicheres Mobilfunknetz brauchen und dafür moderne Mobilfunkanlagen notwendig sind (81 Prozent). Zwei Drittel aller Schweizerinnen und Schweizer finden, dass die geltenden Grenzwerte vor Gesundheitsrisiken schützen. Paradoxerweise glauben ebenso viele Befragte, dass Mobilfunkstrahlung zu Gesundheitsproblemen führen kann. Dieser Widerspruch wird durch die Erkenntnis aufgelöst, dass diese Ängste und Unsicherheiten vor allem vom Hören-Sagen resultieren.
Klare Mehrheit der Bevölkerung anerkennt Chancen von 5G
Auch bei der Haltung zu 5G zeigt sich ein positiveres Bild als erwartet. Das Interesse an 5G ist sehr hoch. 84 Prozent haben bereits von der neuen Technologie gehört. Eine Mehrheit in der Bevölkerung weiss deshalb auch über die Vorteile und den Nutzen der 5G-Technologie Bescheid. Die Wahrnehmung von möglichen gesundheitlichen Risiken ist zwar ebenfalls relevant, steht aber hinter dem erwarteten Nutzen. Die Mehrheit in der Bevölkerung anerkennt die Chancen der 5G-Technologie. Die Skeptiker sind mit 24 Prozent in einer klaren Minderheit.
Andererseits: 29 Prozent glauben fest, es gäbe Menschen, die Mobilfunk spüren könnten (siehe Grafik), weitere 38 Prozent halten dies für wahrscheinlich, nur acht Prozent glauben nicht an die Existenz von "Elektrosensiblen". Ähnlich stark weicht die Meinung in der Eidgenossenschaft vom wissenschaftlichen Kenntnisstand ab in der Frage, ob Mobilfunk Gesundheitsprobleme verursachen könne: 29 Prozent bejahen dies voll, 42 Prozent halten dies für wahrscheinlich und nur fünf Prozent sehen keine Gesundheitsprobleme. Von den Schweizer EMF-Grenzwerten sehen sich nur 19 Prozent voll geschützt, immerhin 48 Prozent sehen sich noch eher geschützt, acht Prozent schreiben den Grenzwerten keine Schutzwirkung zu. In Abwandlung eines Zitats des Wissenschaftlers Norbert Leitgeb ist zu diesen Zahlen zu sagen: "Es ist eher einzigartig, dass es in der Schweiz einen derartig weit verbreiteten Widerspruch zwischen den Meinungen in der Bevölkerung und der anerkannten nationalen und internationalen Risikobewertung gibt. Angesichts der Häufigkeit der Begegnung mit dieser Thematik zeigen die Ergebnisse einen dringenden Handlungsbedarf auf."
Die vorliegenden Resultate führen zu wichtigen Erkenntnissen. Die Co-Präsidentin von Chance5G, Isabelle Chevalley, erklärt: «Auch wenn die Mehrheit für 5G ist, so stehen doch mehr Menschen 5G kritisch gegenüber als dem Mobilfunk im Allgemeinen. Das bestätigt, dass es einer lauten Minderheit von 5G-Gegnerinnen und Gegner gelungen ist, in der öffentlichen Wahrnehmung sehr präsent zu sein und die Bevölkerung zu verunsichern.» Co-Präsident Martin Candinas ergänzt: «Der Chancen- und Nutzenaspekt von 5G ist in der öffentlichen Diskussion untervertreten. Bei den gesundheitlichen Bedenken herrscht das Missverständnis aufgrund Hören-Sagen vor, dass 5G noch unzureichend erforscht ist. Es braucht darum die Aufklärung und Überzeugungsarbeit, dass 5G kein Risiko darstellt, sondern vielmehr Nutzen und Chancen bietet.»
Mit Material von: Medienmitteilung Chance5G vom 12. November 2020
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
Wie ein Volksirrtum in ein Volksvotum uminterpretiert wird
Andererseits: 29 Prozent glauben fest, es gäbe Menschen, die Mobilfunk spüren könnten (siehe Grafik), weitere 38 Prozent halten dies für wahrscheinlich [...]
Als ob der zitierte Sacherhalt für den dürftigen Kenntnisstand der Eidgenossen in EMF-Sachfragen nicht schon schlimm genug ist, bauscht ihn Teilnehmer "Beobachter" im Gigaherz-Forum noch weiter zum Ballon auf:
Schweizer Stimmberechtigte erkennen "Elektrosensibilität" mehrheitlich an
Der Aussage, "Es gibt Menschen, die Mobilfunkstrahlung spüren können", stimmen 67% der im Auftrag von CHance5G repräsentativ befragten Schweizer Stimmberechtigten zu [...]
Das ist in zweierlei Hinsicht mMn völliger Quatsch, denn a) glauben die Schweizer nicht mehrheitlich an "Elektrosensibilität", sondern "nur" 29 Prozent der bei Wahlen Stimmberechtigten vertreten diese bizarre Überzeugung unbeirrt (mutmaßlich glauben diese Leute auch an Erdstrahlen) und b) ist es vermessen, den Irrglauben von Laien an die Existenz von "Elektrosensibilität" mit deren "Anerkennung" gleich zu setzen. Wer z.B. an die Wirkung von "Wünschelruten" glaubt, erkennt Rutengänger nicht etwa an, sondern ist nur nicht darüber im Bilde, dass bislang kein einziger selbstgewisser Rutengänger es geschafft hat, sich die 10'000 Euro Preisgeld der Skeptiker-Organisation Gwup zu holen.
"Beobachter" versteigt sich noch weiter:
[...] Bei solchen Ergebnissen stellt sich die mindestens Frage, auf welcher Grundlage Menschen, die ihre gesundheitlichen Beschwerden mit der Exposition gegenüber Mobilfunkstrahlung ursächlich in Verbindung bringen, als eingebildete Kranke bezeichnet werden dürfen, wie es z.B. die WHO im Fact sheet 296 tut.
Anscheinend ist "Beobachter" der irrigen Ansicht, wenn nur ausreichend viele Laien behaupten, die Erde sei flach, müsste dies zu Abschaffung von Globussen und zur Umschreibung von Erdkundebüchern führen. Es liegt doch auf der Hand: Der WHO befindet nicht aufgrund der Einschätzung von Laien (täte sie es, hätte sie ihr Gründungsjahr 1948 nicht überlebt), sondern wertet den gesicherten wissenschaftlichen Kenntnisstand aus. Ergo beruht auch das 2005 entstandene Fact Sheet 296 nicht auf Erzählungen Betroffener, sondern auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und es hat in den vergangenen 15 Jahren keine Anlässe gegeben, das Papier einer Neuauflage zu unterziehen. Im Gegenteil: Seit 2005 haben etliche Studien mit weiter verfeinerten Methoden den Wissensstand untermauert, dass "Elektrosensible" einer Selbsttäuschung unterliegen und Opfer des Nocebo-Effekts sind.
"Beobachter"s Behauptung, das Fact Sheet sehe "Elektrosensible" als "eingebildete Kranke", wird in der Anti-Mobilfunk-Szene zwar mit großer Inbrunst immer mal wieder neu kolportiert, wahrer wird das beliebte Märchen dadurch freilich nicht. Wie jeder selbst am Original des angeblichen Corpus Delicti nachprüfen kann.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –