ANFR: Ohne 5G würde die Exposition +66 Prozent zunehmen (Technik)

H. Lamarr , München, Montag, 09.11.2020, 00:47 (vor 1283 Tagen)

Neues von der nationalen französischen Frequenzagentur AFNR. Im Rahmen der Bewertung der Exposition der Bevölkerung in dicht besiedelten Stadtgebieten durch Mobilfunk wurden mit Simulationsmodellen erste Szenarien geprüft, wie sich die steigende Nachfrage von Mobilfunkteilnehmern nach mehr Bandbreite befriedigen lässt.

Derzeit liegen die Ergebnisse der folgenden vier Szenarien vor. Gewonnen wurden diese durch Simulation des sehr dicht besiedelten 14. Bezirks von Paris:

► Szenario "Anfangszustand" (Initial state) gibt den aktuellen Zustand der Mobilfunknetze im Bezirk wieder (2G + 3G + 4G).

► Szenario "optimiertes 4G" (Optimised 4G) untersucht die 4G-Optimierung, die es ermöglichen würde, einen Teil des erhöhten Verkehrsaufkommens ohne Einsatz von 5G aufzufangen. Die Optimierung umfasst die Umstellung der meisten 2G- und 3G-Basisstationen auf 4G-Technologie mit begleitender Leistungssteigerung zur Erhöhung der verfügbaren Geschwindigkeiten.

► Szenario "5G Obergrenze" (5G upper bound) kombiniert das Szenario "optimiertes 4G" und das Szenario "nur 5G", um die theoretische Situation zu erfassen, in der alle verfügbaren Frequenzen bis zum Maximum ihrer Möglichkeiten genutzt werden. Diese theoretische Konstruktion wird wahrscheinlich nie das Licht der Welt erblicken, da der Einsatz von 5G der vollständigen 4G-Optimierung das Wasser abgraben wird.

► Szenario "nur 5G" (5G only) modelliert die durch 5G verursachte Exposition im 3,5 GHz-Band.

Die Ergebnisse dieser Simulation werden bei 5G-Gegenern für große Enttäuschung sorgen, denn keine einzige ihrer Schreckensmeldungen über die angeblich enorme Strahlenbelastung durch 5G wird auch nur annähernd bestätigt. Ganz im Gegenteil, ohne 5G würde laut ANFR die Exposition der Bevölkerung noch viel mehr zunehmen! Hier die wichtigsten Ergebnisse:

► Ohne 5G würde die Exposition der Bevölkerung gegenüber Funkfeldern weiter zunehmen, um die steigende Nachfrage nach Bandbreite in dicht besiedelten Gebieten decken zu können: +66 Prozent im Vergleich zur derzeitigen Situation;

► Selbst in der nur theoretisch gegebenen Situation "5G Obergrenze" bleiben die Werte im Vergleich zu den auf 36 V/m bis 61 V/m festgelegten Grenzwerten sehr niedrig: der durchschnittliche Expositionswert wird auf 2,30 V/m im Freien und 1,30 V/m in Innenräumen taxiert;

► Auch die höhere Exposition aufgrund von 5G im 3,5-GHz-Band würde aufgrund smarter (adaptiver) Antennen moderat bleiben: der durchschnittliche Beitrag von 3,5-GHz-5G würde 1,36 V/m im Freien und 0,76 V/m in Innenräumen betragen; außerdem würde das 3,5-GHz-Band, obwohl es die Frequenzzuweisungen der Netzbetreiber um etwa 50 Prozent erhöht, nur zu 30 Prozent in die Erhöhung der Exposition im ungünstigsten Szenario eingehen.

Kontraproduktive 5G-Moratorien
Das "optimierte 4G"-Szenario zeigt, eine Verzögerung der 5G-Exposition, z.B. durch Moratorien, führt nicht zur Stabilisierung der gegenwärtigen Expositionswerte; vielmehr würde die Exposition in dicht besiedelten Gebieten erheblich zunehmen, weil das 4G-Netz versuchen würde, mit höheren Sendeleistungen einen Teil der erwarteten Zunahme des Verkehrs zu bewältigen. Dies hätte zur Folge, dass 6-Mal mehr Expositionspunkte als gegenwärtig mit Feldstärken >6 V/m befeldet werden.

Die nächsten Schritte der Bewertung werden darin bestehen, die Einsatzszenarien in Bezug auf die Technologie und die Sendeleistungen, die in den für die Mobiltelefonie lizenzierten Frequenzbändern verwendet werden, zu verfeinern. Die Exposition wird sich dadurch genauer simulieren lassen.

Die folgende Tabelle zeigt für die vier untersuchten Szenarien die Expositionsbedingungen (z.B. Exposition auf Straßenniveau) sowie die erwarteten Expositionspegel. Der Median schließt die kleinsten und größten Expositionswerte aus und ist deshalb durchwegs kleiner als der arithmetische Mittelwert (Average).

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Tabelle: ANFR