Neuer Stolperstein für Franz Adlkofer und Diagnose-Funk (Forschung)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 21.10.2020, 00:03 (vor 1523 Tagen)

Seit der unter Fälschungsverdacht stehenden "Reflex"-Nachfolgestudie Schwarz et al., 2008, galt es als ausgemacht: Fibroblasten reagieren im Reagenzglas empfindlich auf EMF-Exposition, Lymphotyzen hingegen nicht. Wer es nach 2008 noch wagte, mit EMF und Lymphotyzen zu experimentieren musste damit rechnen, von Mobilfunkgegnern verdächtigt zu werden, er suche in der Sahara nach Eisbären.

Szenenwechsel ...

Isabel Wilke verfasste 2018 für Diagnose-Funk eine Review der damals verfügbaren W-Lan-Studien. Das Bundesamt für Strahlenschutz hält diese Review für Kappes, der Stuttgarter Anti-Mobilfunk-Verein aber hält sie für äußerst brisant.

Soweit der Sachstand.

Den neuen Stolperstein für Adlkofer und Diagnose-Funk legte im September 2020 eine italienische Arbeitsgruppe in den Weg mit einer Studie, die den vielsagenden Titel hat: Human Fibroblasts In Vitro Exposed to 2.45 GHz Continuous and Pulsed Wave Signals: Evaluation of Biological Effects with a Multimethodological Approach.

Ginge es nach dem Ex-Tabaklobbyisten und Diagnose-Funk, müsste mit den vielversprechenden Randbedingungen 2,45 GHz (typische W-Lan-Trägerfrequenz) und Fibroblasten als Zellmaterial ein alarmierendes Ergebnis in trockenen Tüchern sein. Doch der Abstract der Arbeit verkündet das Gegenteil:

Our results suggest that 2.45 GHz radiofrequency fields did not induce significant biological effects at a cellular or molecular level for the evaluated exposure parameters and conditions.

[Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass 2,45-GHz-Hochfrequenzfelder bei den bewerteten Expositionsparametern und -bedingungen keine signifikanten biologischen Wirkungen auf zellulärer oder molekularer Ebene induzierten.]

Über die "Reflex"-Nachfolgestudie schreiben die Autoren:

Schwarz et al. [...] reported an increased DNA damage in human fibroblast, but not in lymphocytes, exposed to 1.9 GHz (CW; SAR = from 0.05 to 2W/kg) in a dose and time-dependent way due to increased MN frequency based on the formation of acentric fragments and an enhanced comet tail factor.

[Schwarz et al. [...] berichteten über einen erhöhten DNA-Schaden in menschlichen Fibroblasten, aber nicht in Lymphozyten, die dosis- und zeitabhängig bei 1,9 GHz (CW; SAR = von 0,05 bis 2W/kg) exponiert wurden. Der Befund beruht auf einer erhöhten Mikrokern-Frequenz, die ihrerseits auf die Bildung akzentrischer Fragmente und einen höheren Kometenschweiffaktor zurückgeht.]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Fibroblasten, Kometenschweif, Fälschungsverdacht, Lymphotyzen, MDPI


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