David Dunning: "Wir sind alle zuversichtliche Idioten" (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 05.10.2020, 22:31 (vor 1299 Tagen) @ H. Lamarr

Auszug aus spektrum.de vom 1. Oktober 2020:

[...] Unglücklicherweise betrachten wir uns besonders dann durch die rosarote Brille, wenn es um Kompetenzen geht, an denen es uns mangelt. Diese These vertritt zumindest der US-Psychologe David Dunning. Zusammen mit seinem damaligen Mitarbeiter Justin Kruger veröffentlichte er vor zwei Jahrzehnten eine einflussreiche Studie, in der sie den nach ihnen benannten Dunning-Kruger-Effekt demonstrierten.

In einem ihrer Experimente baten die beiden sowohl Studierende als auch professionelle Comedians, eine Reihe von Witzen zu bewerten. Gerade die Studentinnen und Studenten, deren Urteil am stärksten von dem der Humor-Profis abwich, waren sich besonders sicher, einen guten Scherz von einem schlechten unterscheiden zu können. Auch in anderen Bereichen tauchte der Dunning-Kruger-Effekt auf: Schlechte Bridge-Spieler überschätzen sich deutlicher als gute, schwache Schüler mehr als die Klassenbesten.

David Dunning hält diese Tendenz nicht für bösen Willen oder Selbstbetrug, sondern für unausweichlich: »Die Logik selbst verlangt fast diesen Mangel an Selbsteinsicht«, schrieb er in einem Artikel mit dem Titel »Wir sind alle zuversichtliche Idioten« (»We are all confident idiots«). Um ihre Unfähigkeit zu erkennen, bräuchten Leistungsschwache genau die Expertise, an der es ihnen fehle. Der Dunning-Kruger-Effekt ist nicht unumstritten. Doch selbst Kritiker stimmen zu, dass Experten die eigenen Fähigkeiten auf dem Gebiet ihrer Expertise besser einschätzen können als Laien die ihren. [...]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Dunning-Kruger-Effekt


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