Frankreich: Parlamentarierin beantragt Bildschirmbann (Allgemein)
"Was wir unseren Kindern antun, ist unentschuldbar. Möglicherweise nie zuvor in der Geschichte der Menschheit waren Kinder Bewusstseinsstörungen in einem so großen Umfang ausgesetzt wie heute. Im Jahr 2019 erläuterte Forschungsdirektor Michel Desmurget (Inserm) in seinem Buch La Fabrique du crétin digital die besonders schädlichen Auswirkungen des Bildschirmkonsums auf Kinder. Für den Neurowissenschaftler ist dieses Problem eine Frage der öffentlichen Gesundheit, weshalb es gilt, die Exposition von Kindern gegenüber Bildschirmauswirkungen in der Schule einzuschränken."
Mit diesen Worten beginnt ein Gesetzesvorschlag (Drucksache 2854), den die Abgeordnete Marie‑France Lorho der französischen Nationalversammlung am 20. April 2020 vorgelegt hat. Lorho sitzt für die "Ligue du Sud" im Parlament, laut Wikipedia eine rechtsradikale Partei.
Die Parlamentarierin begründet ihren Vorschlag mit einem Schreckensszenario, wie es aus der Mobilfunkdebatte bekannt ist. So soll eine kürzlich von "Public Health France" durchgeführte Studie ergeben haben, dass Kinder sechsmal häufiger Sprachstörungen entwickeln, wenn sie morgens Fernsehen, Tablets oder Computer benutzen. Internationale Studien hätten zudem gezeigt, kleine Kinder, die Bildschirmen ausgesetzt waren, zeigten weniger emotionale Interaktion mit ihrer Umwelt. Diese aber sei für die psychomotorische Entwicklung notwendig, insbesondere für die Sprachentwicklung.
Lorho verweist auf bereits eingeleitete Maßnahmen der französischen Behörden. Am 20. November 2018 nahm der Senat eine Gesetzesvorlage an, die darauf abzielt, die frühe Exposition von Kindern gegenüber Bildschirmen vorsorglich zu verringern (z.B. durch Warnhinweise auf der Verpackung von Videospielen) und eine Politik der Prävention zu fördern.
Auch der "Conseil supérieur de l'audiovisuel" betone, Kinder unter drei Jahren seien von Bildschirmen fern zu halten, da die Interaktion mit ihrer Umwelt für die gesunde Entwicklung von Kleinkindern unerlässlich sei. Eine passive Betrachtung von Bildern, die auf Bildschirmen gezeigt werden, fördere diese Art der Interaktion nicht, sie behindere diese.
Weiter heißt es in dem Gesetzesvorschlag:
Es liegt zwar nicht in der Zuständigkeit der Behörden, in Wohnungen einzugreifen, um jegliche Exposition von Kindern gegenüber Bildschirmen zu unterbinden, aber es liegt in deren Reichweite, diese Praxis in öffentlichen Einrichtungen nicht länger zu fördern. Jüngste Studien, auf die Michel Desmurget hingewiesen hat, zeigen beunruhigende Schlussfolgerungen, welche die Dringlichkeit einer Befassung mit diesem Problem unterstreichen:
► Spielen Sie eine Stunde nach dem Erlernen einer Lektion ein Action-Videospiel, haben Sie am nächsten Tag fast 30 Prozent des Erlernten vergessen.
► Geben Sie einen guten Studenten, der keine Spielkonsole hat, eine, werden seine akademischen Leistungen in vier Monaten um fünf Prozent sinken.
► Setzen Sie ein 18 Monate altes Kind täglich 30 Minuten vor ein Tablet, wird das Risiko von Sprachverzögerungen fast verdreifacht.
Zweck des Gesetzes ist es daher, jegliche Exposition gegenüber Bildschirmen in Schulen zu unterbinden.
Artikel 1 zielt darauf ab, dass Grundschulen und höhere Schulen, öffentliche wie private, keine digitale Kompetenz mehr vermitteln müssen, da diese die Exposition von Minderjährigen durch Bildschirme fördert, obwohl diese Kompetenz nicht unbedingt erforderlich ist.
Artikel 2 zielt darauf ab, die Ausbreitung der digitalen Kompetenz einzudämmen, um die Verwendung von Lehrbüchern und den literarischen Unterricht zu fördern.
Artikel 3 besagt, dass in Grundschulen die Ausbildung im verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Werkzeugen nicht länger angeboten wird, angesichts der katastrophalen Auswirkungen, die eine Exposition durch Bildschirme haben könnte.
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Kommentar: Nein, das ist kein Spaßposting, sondern französische Realsatire. Auch ich halte es aus dem Bauch heraus für durchaus sinnvoll, Kleinkinder nicht vor TV, Tablet oder PC zu parken, um seine Ruhe zu haben, sondern anderweitig zu beschäftigen, den Zurück-zum-Buch-Zwang, den Lorho auch für ältere Schulkinder anstrebt, halte ich jedoch für weit übertrieben. Diese möglicherweise unqualifizierte Meinung leiste ich mir wegen meiner Erfahrung in der Mobilfunkdebatte. Denn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit verschweigt Mme Lorho in ihrer Argumentation wissenschaftlich kompetente Stimmen, die in der "Ausbreitung der digitalen Kompetenz" keineswegs den beginnenden Untergang der abendländischen Zivilisation sehen. Ohne diese Stimmen ist es mir nicht möglich, eine qualifizierte Meinung über das mir fremde Risiko zu bilden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –