Insektensterben wegen Mobilfunk unwahrscheinlich (Allgemein)
In der Schweiz fragte eine Parlamentarierin die Regierung (Bundesrat):
1. Kann der Bundesrat ausschliessen, dass die Mobilfunkstrahlen negative Auswirkungen auf die Insekten haben?
2. Gibt es aus Sicht des Bundesrates Lücken im Wissen über die Auswirkungen von Mobilfunkt auf Insekten?
Begründet wurden diese Fragen mit einer Studie von Lazaro A et al., 2016:
In den letzten Jahren hat sich das Phänomen des Insektensterbens verschärft. Die dafür verantwortlichen Gründe für diese Abnahme der Insektenarten basieren hauptsächlich auf Hypothesen. Dabei rückt die produzierende Landwirtschaft immer wieder in den Fokus, obwohl andere Gründe ebenfalls deutlich zum Problem beizutragen scheinen, etwa die Lichtverschmutzung, der Siedlungsbau oder die Zersiedelung. Mobilfunk wird von Seiten der Behörden kaum als Ursache für den Rückgang der Insekten aufgeführt, obwohl einschlägige Forschungsarbeiten (z.B. Lazaro A et al. (2016). Electromagnetic radiation of mobile telecommunication antennas affects the abundance and composition of wild pollinators. Journal of Insect Conservation) darauf hinweisen, dass Mobilfunk eine negative Auswirkung auf die Insekten hat.
Am 26. Februar 2020 gab die Schweizer Regierung Antworten auf die Fragen:
Frage 1: Der Bundesrat kann nicht mit absoluter Gewissheit ausschliessen, dass die Mobilfunkstrahlung einen negativen Einfluss auf die Insekten haben könnte. Wie er allerdings bereits in seinen Antworten auf die Interpellation Friedl "Forschungsbedarf zu den Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern auf Tiere und Pflanzen" (19.3345) sowie auf die Anfrage Reimann "Ursachen für die Abnahme der globalen Biodiversität. Warum keinen Hinweis auf die zunehmende Strahlenbelastung?" (19.1025) ausgeführt hat, erachtet es das Zentrum für Bienenforschung von Agroscope Liebefeld-Posieux und die internationale Forschungsgemeinschaft als wenig wahrscheinlich, dass die nichtionisierende Strahlung eine relevante Ursache für den massiven Insektenrückgang darstellt (Akademie der Wissenschaften Schweiz 2019 Insektenschwund in der Schweiz und mögliche Folgen für Gesellschaft und Wirtschaft).
Frage 2: Die Hauptursachen für den Rückgang der Insekten - Lebensraumverlust, Schadstoffe, intensive Bewirtschaftung sowie Lichtverschmutzung - sind international anerkannt (Sanchez-Bayo et al. 2019 Worldwide decline of the entomofauna: A review of its drivers). Mobilfunk spielt nach dem heutigen Wissensstand höchstens eine untergeordnete Rolle und wird in keiner Studie als Hauptursache erwähnt. Einzelne isolierte Studien, welche einen Einfluss von Mobilfunk auf Insekten zeigen konnten (z. B. Thielens et al. 2018 Exposure of insects to radio-frequency electromagnetic fields from 2 to 120 GHz; Balmori 2015 Anthropogenic radiofrequency electromagnetic fields as an emerging threat to wildlife orientation), verfügen teilweise über zu kleine Stichprobengrössen, führen zu keinen signifikanten Ergebnissen, oder verwenden einzelne Musterinsekten und formulieren daraus generelle Schlussfolgerungen auf alle Insekten. Der Bundesrat sieht deshalb keinen zusätzlichen Forschungsbedarf im Bereich Mobilfunk und Insektensterben.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –