Werner Thiede: von "Ketzerstangen" und Smart Metern (Allgemein)
Der Vielschreiber, ev. Pfarrer im Ruhestand und Theologe Werner Thiede und die sogenannte Bayerische Staatszeitung bilden seit einiger Zeit ein Bündnis, um gegen Smart Meter (moderne Verbrauchszähler) Stimmung zu machen. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wären die Texte des Ex-Pfarrers nicht so anmaßend populistisch-polemisch und angstschürend.
Schon einmal war es die Kirche, die eine segensreiche Erfindung mit allen Mitteln zu verhindern suchte und jahrzehntelang als "Ketzerstangen" diffamierte. Die Rede ist vom Blitzableiter, der 1752 von Benjamin Franklin erfunden wurde. Thiedes Argumente gegen Smart Meter sind in etwa so gehaltvoll wie die der Kirche vor 270 Jahren. Der Klerus verdammte die lebensrettende Technik als unzulässige Einmischung in die Gerichtsbarkeit Gottes. Wer vom Blitz erschlagen werde, müsse wohl gesündigt haben und dürfe der gerechten Strafe nicht durch technischen Schnickschnack entzogen werden.
Theologe Thiede lässt jedes technische Verständnis der Funktechnik vermissen, dennoch kann er der Versuchung nicht widerstehen, über harmlosen Funk den Stab zu brechen. Ganz zu Schweigen von seinem vermeintlich fürsorglichen Engagement für "Elektrosensible", die es aus Sicht der Wissenschaft gar nicht gibt. Erklärbar wäre Thiedes befremdliches Engagement, würde er sich selbst für "elektrosensibel" halten und im Eigeninteresse handeln. Dazu aber hat er sich mWn bislang nicht bekannt.
Hier einige Auszüge aus der jüngsten Veröffentlichung von 20. Februar 2020:
Freiheitsliebenden Inhabern von Eigentums- oder Mietwohnungen kann kaum gefallen, was derzeit in Ausschüssen von Bundestag und Bundesrat beraten wird.
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Damit dringt Mobilfunk immer stärker auch in privateste Räume vor – aus baubiologischer Sicht bedenklich.
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So dürften in einem mittleren Mehrfamilienhaus mit beispielsweise sechs Parteien künftig Dutzende zusätzliche digitale Zähler nebeneinander im Takt von wenigen Sekunden gepulst funken – aktiv oder im Standby-Modus. In einer 2-Zimmerwohnung kämen in der Regel vier Wasserzähler zum Funkeinsatz – und im Keller obendrein Hauskaltwasserzähler sowie smarte Stromzähler. All dies würde sich zur oft schon vorhandenen Strahlung von Funktelefonen und W-Lan-Geräten aufaddieren.
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Doch derzeit nimmt die Zahl der Besorgten zu – insbesondere mit Blick auf den neuen Mobilfunk-Standard 5G, vor dessen gesundheitlichem Schädigungspotential sogar die SWISS RE als einer der weltgrößten Rückversicherer warnt. In etlichen Ländern beginnt man inzwischen die Krebswarnungen ernster zu nehmen, die sich laut neueren Großstudien mit der umstrittenen Strahlung verbinden, von industrienahen Stimmen allerdings allzu gern bagatellisiert werden.
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Dem Freiburger Umweltmediziner Joachim Mutter zufolge hatten manche seiner Patienten nach dem Einbau neuer Heizungsmesszähler auf Funkbasis „vielerlei Beschwerden und Krankheiten erworben“ – selbst wenn sie nicht wussten, dass sich neue Strahlenquellen installiert wurden!
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Namentlich für Elektrohypersensible, die ihre Wohnungen bislang möglichst funkfrei gehalten haben, tut sich künftig eine unmenschliche Strahlen-Zumutung auf.
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Der anvisierte Smartmeter-Wahn darf folglich keinesfalls in der bislang diskutierten Form Gesetz werden.
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Angesichts der wissenschaftlich offenen Diskussion um das biologische Schädigungspotential beim mobilen Funken und ohne angemessene Technikfolgenabschätzung wäre es ein unverantwortlicher Irrweg, Funkmesstechnik in der Wohnungswirtschaft zur gleichsam absoluten Pflicht zu erheben.
Jesus warf die Geldwechsler aus dem Tempel. Wer aber schützt uns vor selbsternannten Aufklärern wie Werner Thiede?
Hintergrund
Werner Thiede im IZgMF-Forum
Bayerische Staatszeitung im IZgMF-Forum
"Elektrosensibilität" im IZgMF-Forum
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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