Amateurfunk messen (Technik)

H. Lamarr @, München, Samstag, 21.09.2019, 11:25 (vor 1720 Tagen) @ Peter1337

Hi zusammen,

Hallo Peter!

Ich wohne in einer etwas ungünstigen Position zu einem aktiven Amateurfunker.

10 Meter, 100 Meter?

Jetzt frage ich mich, ob der Amateurfunk (zumindest zeitweise) doch etwas stärker ist als mein Handy.

Du fragst dich also faktisch, ob es nachts kälter ist als draußen? :-) Womit ich fragen will, was genau du denn zu vergleichen gedenkst. Das Signal des Funkamateurs erreicht dich im Fernfeld, das des Handys (üblicherweise) im Nahfeld – das lässt sich nicht vergleichen. Es sei denn, du betrachtest das Handy als Sender und misst dessen Immission in drei bis vier Wellenlängen Abstand vom Handy, um Fernfeldbedingungen zu gewährleisten. Ob unter diesen Umständen ein Vergleich überhaupt sinnvoll ist, musst du entscheiden. Ein Killerargument gegen das Experiment ist: Da die Sendeleistung deines Handys von der Basistation bestimmt wird, in die es eingebucht ist, gilt die Vergleichsmessung nur für den Moment der Messung. Zeitliche und räumliche Variationen (da genügen in Räumen schon wenige Zentimeter Verschiebung des Handys) können beträchtliche Änderungen der Ergebnisse hervorrufen, von unvorhersehbaren Änderungen der Sendeleistung der Amateurfunkstation einmal ganz abgesehen.

Da mein Messgerät nur 240Mhz aufwärts kann, habe ich mir überlegt ein Software Defined Radio zu kaufen um damit Amateurfunk und GSM feldstärketechnisch zu vergleichen.

Eine nette Idee, Peter, zumal das finanzielle Risiko mit einem RTL-SDR-Stick fürs Smartphone ja überschaubar ist. Aber: Wir hier sind nicht das richtige Forum für dich, du wendest dich besser an einen Praktiker wie Franz Hornauer.

Geht das?

Im Prinzip schon, meine ich, wären da nicht ein paar Ecken und Kanten. Woher weißt du denn, auf welchen Bändern (z.B. 2-m-Band) der Funkamateur arbeitet? Er könnte ja unterm Dach noch andere Antennen aufgebaut haben. Und warum ausgerechnet der Vergleich mit GSM900? Dein Smartphone ist mit Sicherheit ein Mehrbandgerät, das heutzutage üblicherweise im UMTS- oder LTE-Modus arbeitet und eher selten (bei Telefonaten) im GSM-Modus. Die Aussagekraft des von dir geplanten Vergleichs halte ich daher für gering.

Genauigkeitsabweichung der Feldstärke von Faktor 3 zwischen 145Mhz und 900Mhz wäre völlig ok.

Wenn du beide Signale (Funkamateur und GSM) mit dem SDR misst, du also für GSM nicht dein Messgerät verwendest, würde bei dem Vergleich (Relativmessung) der Messfehler des SDR entfallen. Meine Behauptung trifft aber nur dann zu, wenn der Messfehler des SDR über die Frequenz hinweg konstant bleibt, das SDR also einen halbwegs ebenen Frequenzgang aufweist. Angaben dazu konnte ich z.B. bei diesem Modell jedoch nicht finden.

Alles in allem sehe ich bei dem Experiment so viele Unwägbarkeiten, dass valide Ergebnisse schier ein Ding der Unmöglichkeit sind. Eine nette technische Spielerei, um das Verständnis für die Tücken der Funkfeldausbreitung zu vertiefen, wäre es aus meiner Sicht aber durchaus.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Funkamateur


gesamter Thread:

 RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum