"Witzblatt" stellt sich als britischer Regulierer heraus (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 02.02.2019, 23:30 (vor 2149 Tagen)

Noch eine nette Jakob-Episode ...

Ein Teilnehmer des GHz-Forums stellte dort ohne genauere Quellenangabe und ohne Kontext, nur mit dem Begleittext "Die Grafik zeigt ungefähr, für welchen Zweck die verschiedenen Frequenzen bei 5G eingesetzt werden", folgendes Bild ein:

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Gigaherz-Präsident Jakob zürnte diesmal nicht ganz grundlos:

Aus welchem Witzblatt haben Sie diese abgekupfert?
700MHz mit Niederfrequenz zu bezeichnen ist schon ein Meisterwerk der Clownerie.

Das "Witzblatt" ist diese Broschüre (PDF), herausgegeben 2017 von der britischen Regulierungsbehörde Ofcom. Die Grafik gilt ergo erst einmal nur für 5G in Großbritannien. Doch die 5G-Frequenzen sind in der gesamten EU harmonisiert, die Grafik hat daher größere Reichweite.

Für einen 50-Hz-Elektriker wie Jakob muss es tatsächlich befremdlich sein, wenn Ofcom bei 700 MHz von "low frequency cells" spricht. Selbstverständlich ist mit der nicht sonderlich glücklich gewählten Bezeichnung nicht die gute alte Niederfrequenz gemeint, wie sie Herrn Jakob vertraut ist, sondern der untere der beiden derzeit für 5G NR (New Radio) spezifizierten Trägerfrequenzbereiche FR1 und FR2. FR1 deckt die Bänder unterhalb 6 GHz ab (low), FR2 Bänder im Bereich von 24 GHz bis 39 GHz (high). Weitere Frequenzbereiche und Bänder werden im Laufe der Zeit für 5G (bzw. dessen Nachfolger) hinzu kommen. Technische Details zu den gegenwärtig 5G NR zugewiesenen Bändern gibt es <hier>. Leider fehlt eine einheitliche Sprachregelung für die beiden 5G-Frequenzbereiche, jeder nennt sie wie es ihm gefällt, Missverständnisse sind wieder einmal programmiert.

Schlampig ist mit Blick auf die 700 MHz auch die deutsche Fassung der Ofcom-Grafik in dem 5G-Strategiepapier (PDF) der Deutschen Bundesregierung auf Seite 8: 5G-Funkzellen im Frequenzbeich 700 MHz. Wobei mich nicht der Tippfehler stört, sondern der Umstand, dass eine diskrete Frequenz (700 MHz) kein Frequenzbereich sein kann.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Jakob, Unseriös, Kompetenz, Querulant

5G wird mutmaßlich das Ende der "Knatterboxen" bedeuten

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.02.2019, 12:15 (vor 2148 Tagen) @ H. Lamarr

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Die Grafik lässt sich leicht auch falsch deuten, z.B. dass von links nach rechts Anwendungen für die unterschiedlichen Frequenzbänder vor wolkigem Hintergrund gezeigt werden. Doch das ist Quatsch. Die grauen "Wolken" symbolisieren Makrozellen im 700-MHz-Band, die hellblauen Spots sind 3,4- bis 3,8-GHz-Kleinzellen und die grünen Rasierpinsel sind die Bandbreitenprotze aber Reichweitenzwerge im 26-GHz-Band. Alle diese Funkzellen haben ihre Vor- und Nachteile, sie gezielt so einzusetzen, dass mit geringstem Aufwand die maximale Wirkung erzielt wird und gegenseitige Störungen so klein wie möglich sind, ist die Kunst der Funknetzplaner.

Wie es aussieht, wird 5G auch das Ende der Hobby-Messtechniker bedeuten, die mal eben schnell eine "Knatterbox" in die Luft halten, irgendeinen Messwert ablesen und damit Ahnungslose in Angst und Schrecken versetzen. Anzeigen werden günstige Hobby-Messgeräte immer etwas, mit 5G wird jedoch aller Voraussicht nach der Wahrheitsgehalt der Messwerte gegen Null gehen. Um die Immission durch intelligente Antennen messen zu können, müssten die Hersteller ihre Hobby-Messgeräte mutmaßlich so teuer aufrüsten, dass sie für den Massenmarkt unerschwinglich werden. Für die Hersteller wäre diese Entwicklung schlimm, für den sozialen Frieden im Land wäre es ein Fortschritt, könnten Hinz und Kunz sich nicht mehr so einfach als "Elektrosmog-Messtechniker" in Szene setzen. Wer schlau ist, versucht seine demnächst veraltete "Knatterbox" noch schnell an Hinz oder Kunz loszuwerden, bevor im Markt für gebrauchte Hobby-Messgeräte wegen des einsetzenden Überangebots die Preise in den funkfreien Keller rauschen. Sich heute noch ein Neugerät zuzulegen wäre äußerst unklug.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

5G wird mutmaßlich das Ende der "Knatterboxen" bedeuten

H. Lamarr @, München, Sonntag, 03.02.2019, 19:02 (vor 2148 Tagen) @ H. Lamarr

Wer schlau ist, versucht seine demnächst veraltete "Knatterbox" noch schnell an Hinz oder Kunz loszuwerden, bevor im Markt für gebrauchte Hobby-Messgeräte wegen des einsetzenden Überangebots die Preise in den funkfreien Keller rauschen. Sich heute noch ein Neugerät zuzulegen wäre äußerst unklug.

Heute auf eBay (Stand: 18:30 Uhr):

Unter dem Stichwort eines bekannten Anbieters von "Knatterboxen" wurden heute 65 Angebote aus Deutschland gemeldet. Davon 56 für Neugeräte und neun für gebrauchte Geräte, wobei von den neun Angeboten nur fünf für Hochfrequenz zutreffend waren. Sobald sich herumspricht, dass diese Geräte mit der Betriebsaufnahme von 5G im 3,6-GHz- und 26-GHz-Band veraltet sind, sollte das Angebot an Gebrauchtgeräten zunehmen. Wie sinnvoll es ist, dann noch ein gebrauchtes Gerät zu erwerben, muss jeder selbst entscheiden. Mit ersten 5G-Diensten in Deutschland rechnet die BNetzA noch im Jahr 2020. Weitere kommen ab 1. Januar 2021 hinzu, wenn bisherige Lizenzen ausgelaufen sind.

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– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Prophezeiung, Knatterbox, Dosimeter, Gigahertz

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