Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung funktioniert nicht (Elektrosensibilität)

H. Lamarr @, München, Montag, 13.08.2018, 16:03 (vor 2323 Tagen)

Dies ist die wahre Geschichte von Jasmin. Sie wohnt in Zug, Schweiz, in einem Mehrfamilienhaus, das ihren Eltern gehört (Immobilienhändler). In dem Haus sind zwei Wohnungen frei geworden (drei und vier Zimmer) und weil Jasmin eigenen Angaben zufolge ziemlich stark auf W-Lan-Funkfelder reagiert, ist es potenziellen neuen Mietern nicht gestattet, W-Lan-Router in den Wohnungen zu betreiben. So weit, so gut. Doch die Sache hat einen Haken. Die geforderten Mieten in dem W-Lan-freien Haus sind saftig.

Seit 8. August 2018 bietet Jasmin die beiden Wohnungen in der Immobilienbörse des Anti-Mobilfunk-Vereins gigaherz.ch an. Sie macht dies richtig gut und glaubwürdig, denn sie geht vorsorglich auf Bedenken von Interessenten ein. So schreibt sie treffend über das W-Lan-Verbot:

ja, ich weiss, dass das rechtlich gesehen nicht wirklich möglich ist, aber praktisch alle Leute, die WLAN «brauchen», sind erst gar nicht interessiert daran in diesem Haus zu wohnen, wenn wir sagen, dass W-Lan verboten ist...

Die Problematik wurde damit einfühlsam auf den Punkt gebracht. Offen bleibt freilich was passiert, wenn ein Mieter später doch einen W-Lan-Router installiert, ob die Vermieter den Frevler dann rechtswirksam aus dem Haus werfen dürfen. Doch noch ist es nicht soweit, dass sich überhaupt Mieter für die beiden Wohnungen gefunden haben, denn für die kleinere Wohnung werden momentan inkl. Nebenkosten 2390 CHF gefordert, für die größere 2590 CHF. Das sind stolze Mietpreise.

Anlass für dieses Posting ist mein Verdacht, dass mit dem ziemlich abwegigen Alleinstellungsmerkmal "W-Lan-frei" überzeugte Elektrosensible als Mieter adressiert werden, in der Erwartung, dass diese bereit sind, auch überhöhte Mieten zu zahlen, nur um den angeblich gesundheitsschädlichen W-Lan-Strahlen zu entgehen. Eine derartige Geschäftsidee ist erfolgversprechend, denn Wohnungen ohne W-Lan-Einwirkung dürften seltener zu finden sein als Steinpilze im Wald. Hier bei mir z.B. empfange ich mehr oder weniger stark die Signale von ungefähr 30 W-Lan-Routern.

Doch weil bekanntlich beim Geld der Spaß aufhört, ist die Geschäftsidee in der realen Welt weniger erfolgreich als auf dem Reißbrett. Denn eine Recherche hat mir gezeigt: Die beiden Wohnungen stehen bereits länger leer. Grund dafür sind die ursprünglich noch höher angesetzten Mieten. Diese Immobilienseite verrät, dass die kleinere Wohnung ab 3. April 2018 für 2590 CHF im Angebot war, der Mietpreis am 25. Juni 2018 auf zunächst 2420 CHF gesenkt wurde und dann am 6. August auf den momentanen Stand von 2390 CHF. Die Vermieter haben die Marktsituation augenscheinlich falsch eingeschätzt. Seit nunmehr 132 Tagen will niemand die Wohnung zu den geschilderten Konditionen mieten. Dies kann an dem geforderten Mietpreis liegen und/oder an der Bedingung, auf W-Lan verzichten zu müssen. Viele Interessenten dürften diese Bedingung als schikanös empfinden, nur eine Handvoll als wohltuend.

Mietpreisverfall der 3-Zimmerwohnung in Zug von April bis August 2018
[image]
Bild: comparis.ch

Jasmins Eltern stecken jetzt in einer Zwickmühle: Treibt sie hauptsächlich ein möglichst hoher Mietertrag um, müssen sie das W-Lan-Verbot, das zahlungskräftige Mieter vergrault, kippen. Treibt die Eltern hingegen die Sorge ums Wohl von Jasmin um, müssen sie bei dem W-Lan-Verbot bleiben und mit dem Preis ggf. noch weiter runter gehen. Auch dann wäre das Geschäftsmodell "W-Lan-frei" mit ziemlicher Sicherheit gescheitert.

Wie es mit der bislang verschmähten "Wohlfühloase in Zug ohne W-LAN" weiter geht, werden wir vielleicht im www miterleben können.

Dass Jasmin nicht schon im April, sondern erst am 8. August auf die Immobilienbörse von gigaherz.ch zurück griff, zeigt, dass Gigaherz bei ihr den Stellenwert von "Rudis Reste-Rampe" hat.

Ironie des Schicksals: Ab 2005 hatte in dem heute "W-Lan-freien" Haus noch der türkische Handyhändler Goldenphone GmbH sein Domizil für zwei Jahre aufgeschlagen.

Und nicht zuletzt: Von DECT reden weder Jasmin noch deren Eltern in ihren Immobilienanzeigen für die beiden Wohnungen. Nachzuvollziehen ist dies nicht, denn DECT darf mehr als doppelt so stark senden (250 mW peak) als herkömmliche 2,4-GHz-Router (100 mW Strahlungsleistung). Wer W-Lan im Haus verbietet, DECT aber duldet, macht sich für mich zutiefst unglaubwürdig.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Geschäftsmodell, Immobilien, Mieter, Alleinstellungsmerkmal

Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung funktioniert nicht

H. Lamarr @, München, Freitag, 14.09.2018, 12:22 (vor 2292 Tagen) @ H. Lamarr

Wie es mit der bislang verschmähten "Wohlfühloase in Zug ohne W-LAN" weiter geht, werden wir vielleicht im www miterleben können.

Unter dem oben genannten Link ist die W-Lan-freie Wohlfühloase verschwunden. Doch es ist ein Irrtum zu glauben, die Wohnung wäre endlich vermietet, denn auf demselben Portal ist die Wohnung jetzt nur an anderer Stelle zu finden.

Seit mindestens fünf Monaten gelingt es dem Anbieter nicht, seine Wohnung mit dem Alleinstellungsmerkmal "frei von W-Lan/du darfst nicht W-Lanen" zu vermieten, trotz Reduzierung der Miete von 2590 CHF auf 2390 CHF. Ich erkenne darin einen weiteren Hinweis, dass "Elektrosensibilität" entgegen aller Verlautbarungen interessierter Kreise kein Massenphänomen ist, sondern eine nur selten praktizierte Phobie. Andere Gründe für die Vermietschwierigkeiten könnten eine noch immer zu hohe Mietforderung sein und der Umstand, dass "Elektrosensible" meist Alleinstehende sind, denen eine 3-Zimmer-Wohnung zu groß ist.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung funktioniert nicht

H. Lamarr @, München, Sonntag, 14.10.2018, 02:04 (vor 2262 Tagen) @ H. Lamarr

Seit mindestens fünf Monaten gelingt es dem Anbieter nicht, seine Wohnung mit dem Alleinstellungsmerkmal "frei von W-Lan/du darfst nicht W-Lanen" zu vermieten, trotz Reduzierung der Miete von 2590 CHF auf 2390 CHF.

Wieder ist ein Monat verstrichen und die Wohnung wird noch immer angeboten.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung funktioniert nicht

H. Lamarr @, München, Sonntag, 16.12.2018, 22:24 (vor 2198 Tagen) @ H. Lamarr

Seit mindestens fünf Monaten gelingt es dem Anbieter nicht, seine Wohnung mit dem Alleinstellungsmerkmal "frei von W-Lan/du darfst nicht W-Lanen" zu vermieten, trotz Reduzierung der Miete von 2590 CHF auf 2390 CHF.

Inzwischen sind mindestens acht Monate verstrichen und die Wohnung wird noch immer zur Miete angeboten. Eine weitere Reduzierung der Miete hat es nicht gegeben.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung funktioniert nicht

H. Lamarr @, München, Dienstag, 15.01.2019, 00:32 (vor 2169 Tagen) @ H. Lamarr

Unter dem oben genannten Link ist die W-Lan-freie Wohlfühloase verschwunden. Doch es ist ein Irrtum zu glauben, die Wohnung wäre endlich vermietet, denn auf demselben Portal ist die Wohnung jetzt nur an anderer Stelle zu finden.

Inzwischen sind mindestens neun Monate verstrichen und die Wohnung wird noch immer zur Miete angeboten. Eine weitere Reduzierung der Miete hat es nicht gegeben.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Geschäftsmodell W-Lan-freie Wohnung: kein Inserat mehr

H. Lamarr @, München, Donnerstag, 28.03.2019, 16:29 (vor 2096 Tagen) @ H. Lamarr

Doch noch ist es nicht soweit, dass sich überhaupt Mieter für die beiden Wohnungen gefunden haben, denn für die kleinere Wohnung werden momentan inkl. Nebenkosten 2390 CHF gefordert, für die größere 2590 CHF. Das sind stolze Mietpreise.

Irgendwann im März 2019 sind die Inserate verschwunden, mit denen die beiden Wohnungen auf newhome.ch angeboten wurden. Dies kann, muss aber nicht bedeuten, dass die Wohnungen nun endlich – nach knapp 1 Jahr Leerstand – vermietet wurden.

--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

RSS-Feed dieser Diskussion

powered by my little forum