Bahnstromgegner-BI vs. Bürgerbündnis (Medien)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 25.07.2018, 00:07 (vor 2143 Tagen)

In Elzach (BaWü) ringen ein Bürgerbündnis und Bahnstromgegner um die Elzachbahn: Die einen befürworten die Elektrifizierung der Strecke und kürzere Taktzeiten der S-Bahn, die anderen sind wegen des Elektrosmogs gegen die Elektrifizierung mit Oberleitung und wünschen sich Akkumulatortriebwagen. Details zur aktuellen Gefechtslage bringt dieser Artikel der Badischen Zeitung vom 22. Juli. Die Situation erinnert an die Auseinandersetzungen um neu geplante Mobilfunkstandorte, wenn besorgte Anwohner ihr persönliches Problem sozialisieren, indem sie mit Alarmmeldungen um sich werfen und so eine "kleine Gruppe" von Mitstreitern akquirieren. Anders als beim Mobilfunk stoßen die Bahnstromgegner von Elzach jedoch auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Wieder eine Gemeinsamkeit mit Mobilfunkgegnern benennt hingegen ein Kommentar unter dem Artikel in der Badischen. Dort tadelt ein Leser die Bahnstromgegner:

Die Bürgerinitiative zitiert einen gewissen Günter Tillinger, seines Zeichens »Baubiologe«. Der behauptet ohne wissenschaftlichen Beleg, dass magnetische Wechselfelder im Mikro-Tesla-Bereich (zum Vergleich: eine MRT-Untersuchung »belastet« den Körper mit mehreren Tesla, ist also millionenfach stärker) Leukämie und allgemein Krebs verursachen würden und schürt damit unbegründete Ängste.

Einen Tag nach Erscheinen des Artikels beschwerten sich die Bahnstromgegner mit einem Leserbrief, sie fühlen sich missverstanden. Aus meiner Sicht ein unglücklich formulierter Brief, mit dem sich die BI keinen Gefallen getan hat. Polemik-Kostprobe:

Wir glauben nicht, dass es besonders gesundheitsfördernd ist, wenn 5m neben dem Kopfkissen von Säuglingen oder Kleinkindern 15.000 Volt Oberleitungen verlaufen.

Nur wer nichts weiß, muss alles glauben.

Die Bahnstromgegner von Elzach sind augenscheinlich mindestens ebenso weit von einer vernünftig geführten Sachdiskussion entfernt wie wir dies von eingefleischten Sendemastengegnern – nicht nur im Ländle – seit langem kennen. Da einst selbst von einer rückblickend unerklärlichen Hirnvernebelung infolge Mobilfunkmast auf dem Nachbardach betroffen, mache ich dafür die Angst verantwortlich, die einem z.B. von selbsternannten Experten, manchen Medien, unseriösen Vereinen und skrupellosen Geschäftemachern eingeimpft wird, und die den gesunden Menschenverstand für begrenzte Zeit aus dem Kopf in die Gesäßregion verdrängt. Bis der Verbannte von dort zurück unter die Schädeldecke findet kann es erfahrungsgemäß bis zu zwei Jahre dauern :-).

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Widerstand, Baubiologe, Angst, Badische-Zeitung, Bahn, Alarmmeldung, sozialisieren, MRT, Elektrosmog-Quelle, Elzachbahn

Elztalbahn: BI erreicht Teilerfolg

H. Lamarr @, München, Samstag, 06.03.2021, 16:28 (vor 1187 Tagen) @ H. Lamarr

Einen Tag nach Erscheinen des Artikels beschwerten sich die Bahnstromgegner mit einem Leserbrief, sie fühlen sich missverstanden. Aus meiner Sicht ein unglücklich formulierter Brief, mit dem sich die BI keinen Gefallen getan hat.

Zwei Jahre später: Die BI konnte die Elektrifizierung der Bahnstrecke nicht verhindern, schaffte mit der Montage von Rückleiterseilen jedoch einen Teilerfolg und klopft sich damit jetzt selbst auf die Schulter. In einer unter Dies & Das veröffentlichten Pressemitteilung der BI heißt es:

Hinsichtlich der Elektrifizierung der Elztalbahn und den damit verbundenen Ängsten und Bedenken der Elztalbahn-BI vor Elektrosmog, wurde die BI anfangs belächelt, dann übelst beschimpft und später dann, allem Anschein nach, wohl auch bewundert.
Denn obwohl laut Beschluss lediglich in Batzenhäusle Rückleiterseile und somit Schutzvorkehrungen vor Elektrosmog zugesagt wurden, wurden diese mittlerweile auf fast der gesamten Strecke der Elztalbahn installiert - Seltsamerweise sogar auf Streckenabschnitten an denen keine Mitglieder der Bürgerinitiative wohnen.

"Kurzum, letztendlich wollten dann plötzlich doch alle Schutzmaßnahmen vor Elektrosmog"

Kommentar: Wenn eine ängstlich quickende Sau immer wieder durch ein Dorf getrieben wird liegt es doch auf der Hand, dass die Bewohner sich besorgt nach dem "Warum" fragen und froh sind, wenn der Spuk ein Ende hat. Was die BI jetzt vorträgt ist eine selbsterfüllende Prophezeiung. Ohne den Lärm der BI hätten nur wenige Vorsorgemaßnahmen gegen Elektrosmog gewollt. Die Rückleiterseile können auch aus praktischen Erwägungen des Bahnbetreibers Verwendung gefunden haben, um an Metallrohren und Erdungsanlagen im Erdreich Korrosionsschäden durch Streuströme zu verhindern.

Hintergrund
Rückleiter für Bahnstrom

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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