Voll daneben: hese prophezeite russische Jahrhundertkälte (Allgemein)
Am 17. September 2017 verkündete "surfer" im hese-Forum (Klimawandel): Winter 2017 - Tiefste Kälte seit 100 Jahren im Anmarsch. In der Meldung, die sich "surfer" auf der Website sputniknews.com geangelt hat, wird angekündigt: Die Klimaexperten empfehlen den Einwohnern Europas, sich schon jetzt warme Kleidung zu beschaffen, weil Mitte Oktober rekordniedrige Lufttemperaturen zu erwarten seien.
Soviel zur Beweisaufnahme.
Mitte Oktober ist inzwischen erreicht worden. Doch wer so mutig ist, sich gestern, heute oder morgen in die Jahrhundertkälte nach draußen gewagt zu haben, der wird sie als überraschend angenehm warm empfinden. Aus gutem Grund. Denn diesen Sonntag klettert die Quecksilbersäule in München auf 21 °C, nächsten Sonntag erwarten die Wetterfrösche 20 °C. Heißt: Die Klimameldung von "surfer" ist versuchter und vollendeter Stuss, Sommerkleidung ist angesagt. Richtig kalt war es am 20. Oktober 2003 in München, damals zeigte das Thermometer höchstens –4 °C an.
Mir geht es jedoch weniger darum, was für einen Quatsch "surfer" verbreitet, sondern wo er sich auf seinen Streifzügen durchs www mit Stuss eindeckt. Sputniknews ist eine der seichten Nachrichtenplattformen, die mit Meldungen auf BILD- oder Kopp-Verlag-Niveau Surfer anlocken, um ihnen nebenbei ein bisschen Weltanschauung aus russischer Sicht unter zu schieben. Eingestreute ernsthafte Meldungen verdecken den Stuss teilweise und erwecken den Eindruck einer seriösen Quelle. Wikipedia weiß: Sputnik ist ein Nachrichtenportal, das 2014 vom staatlichen russischen Medienunternehmen Rossija Sewodnja gegründet wurde. Sein Name ist der russisch-internationalen Zeitschrift Sputnik entlehnt, die sich als publizistisches Sprachrohr der ehemaligen Sowjetunion verstand.
Das Kartell der Desinformanten
Teilnehmer "surfer" besucht und verlinkt auf eine der sogenannten alternativen Informationsseiten, die gezielt Staatsverdrossene, Esoteriker, Weltfremde, Regierungsgegner oder einfach nur Vollpfosten bedienen. Das sollte im Hinterkopf behalten, wer sich auf die Seiten von hese verirrt. Für Sputnik ist "surfer" doppelt nützlich, a) weil er Stuss von dieser Plattform nach draußen trägt und so unerschlossene Leserschichten erreicht und b) weil er mit seinem Link Sputnik für Google ein Quäntchen interessanter macht und die trübe Quelle in den Trefferlisten der Suchmaschine nach vorne bugsiert. Dies kann Zufall sein, ist es jedoch organisiert, darf hese zum Kartell der Desinformanten gezählt werden.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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