Mehr als 18000 Standorte für Mobilfunkantennen in der Schweiz (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Montag, 02.10.2017, 22:43 (vor 2615 Tagen)

Ende 2016 gab es in der Schweiz 18'252 Standorte für Mobilfunkantennen. Im Gegensatz zu Deutschland, wo die BNetzA bis Mitte 2016 die Anzahl der Standorte für Mobilfunkantennen öffentlich einsehbar ausweist, muss in der Schweiz die Anzahl der Standort beim Bakom (Bundesamt für Kommunikation) erfragt werden. Dies habe ich im April 2017 getan, aus den Daten, die ich freundlicherweise bekommen habe, entstand folgende Grafik:

[image]
Grafik: IZgMF, Daten: Bakom

Gut zu erkennen ist der langsame Rückgang von GSM seit 2013, mit der Einführung von LTE wurde das Ende der GSM-Versorgung, das für 2020 erwartet wird, eingeläutet. Falsch ist die von Gigaherz-Präsident Jakob behauptete Anzahl von 16'000 Standorten Ende 2015. Richtig ist: Ende 2015 gab es 18'019 Standorte.

Und Vorsicht: Einem Irrtum erliegt wer glaubt, die Gesamtsumme eines Jahres wäre die arithmetische Summe aus GSM+UMTS+LTE. Wäre es so, hätte es Ende 2016 in der Schweiz 37'136 Standorte für Mobilfunkantennen gegeben (13'381 GSM + 13'141 UMTS + 10'614 LTE) und nicht nur 18'252. Des Rätsels Lösung: An einem Standort für GSM-Antennen können – müssen aber nicht, auch UMTS- und/oder LTE-Antennen montiert sein. Die bloße Anzahl der Standorte erlaubt daher keine Aussage über die Anzahl der dort montierten Antennen. Oder anders gesagt: Werden bei vorhandenen Standorten zusätzliche Antennen montiert oder alte gegen neue ersetzt, wirkt sich dies nicht auf die Anzahl der Standorte aus.

[Admin: toten Link zur Standortstatistik der BNetzA wiederbelebt am 03.06.2022]

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Schweizer Mobilfunkgegner haben Ziele weit verfehlt

H. Lamarr @, München, Montag, 02.10.2017, 23:36 (vor 2615 Tagen) @ H. Lamarr

Gut zu erkennen ist der langsame Rückgang von GSM seit 2013, mit der Einführung von LTE wurde das Ende der GSM-Versorgung, das für 2020 erwartet wird, eingeläutet. Falsch ist die von Gigaherz-Präsident Jakob behauptete Anzahl von 16'000 Standorten Ende 2015. Richtig ist: Ende 2015 gab es 18'019 Standorte.

Giga-Jakob rühmt sich auf der oben verlinkten Seite, den Ausbau der Mobilfunknetze in der Schweiz erfolgreich behindert zu haben:

Erklärtes Ziel der vereinigten Mobilfunkbetreiber war es, gemäss der Pressesprecherin von Orange , bis Ende 2010 in der Schweiz mindestens 26‘000 Mobilfunkantennen (Basisstationen) erstellt zu haben. Erreicht wurden bis Ende 2o15 gerade mal 16‘000. Wir wollen uns nicht rühmen bis heute 10‘000Antennen verhindert zu haben, aber mit unseren bisher landesweit über 750 geführten Gerichtsfällen, haben wir sicher einen schönen Teil zu diesem Ergebnis beigetragen.

Ganz abgesehen davon, dass die Zahl 16'000 falsch ist (siehe Startposting), kann an der Darstellung Jakobs etwas nicht stimmen. Damit meine ich nicht, dass der Gigaherz-Präsident Mobilfunkantennen mit Basisstationen gleichsetzt, was grundfalsch ist und seine gravierenden Kenntnislücken deutlich macht, sondern die negativen Folgen einer Behinderung des Netzausbaus. Denn wäre an der Behauptung Jakobs etwas dran, in der Schweiz fehlten 10'000 ursprünglich geplante Mobilfunkantennen, dann müsste sich dies in dem Land ohne Wenn & Aber in einer bescheidenen Netzqualität bemerkbar machen. Dieser Zusammenhang sollte unstreitig sein. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: Die Mobilfunknetze der Schweiz sind im internationalen Vergleich erstklassig! Die Zeitschrift "Connect" vergibt in ihrem Netztest 2017 zum ersten Mal überhaupt die Traumnote "überragend" an Sunrise, bis dahin hinter Swisscom stets Zweiter:

Die Schweizer Anbieter sorgen im connect-Netztest immer wieder für Überraschungen. Traditionell liegt die Messlatte im Land der Eidgenossen ohnehin schon extrem hoch – es war in den vergangenen Jahren keine Seltenheit, dass alle drei Netzbetreiber die Note „sehr gut“ erzielten. Nun haben wir die Anforderungen abermals nach oben angepasst – und dennoch schafft es der diesjährige Testsieger, in dem angelegten 1000-Punkte-Raster knapp über die Marke von 950 Punkten zu klettern und somit erstmals in der Geschichte des Netztests in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Wortnote „überragend“ einzuheimsen.

Es ist seit Jahren dokumentiert, dass der Gigaherz-Präsident sich in die eigene Tasche lügt und Dinge schön redet, die für ihn desaströs sind. In Anbetracht der vorzüglichen Mobilfunknetze der Schweiz gibt es keine andere Interpretation als die: Jakob und Kollegen müssen ihre angestrebten Ziele meilenweit verfehlt haben.

Doch der Mann ist nicht völlig ohne Wirkung: Er hetzt Laien auf, die a) bei Behörden, Ämtern und Kommunen Kosten durch unsinnige Korrespondenz verursachen und b) die Gerichte der Schweiz mit ungerechtfertigten Klagen blockieren. Aus meiner Sicht ist Hans-U. Jakob alles andere als der Held, als der er sich gerne inszeniert, sondern ein lästiger Querulant, der für sein Land eine Belastung ist.

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