Kuhn schreibt in ScienceBlogs über "Stiftung Pandora" (Allgemein)
Auszug aus einem Beitrag von Joseph Kuhn [, Anm. Spatenpauli], den er im Oktober 2016 auf ScienceBlogs geschrieben hat. Ich stelle den Auszug hier ein, weil ich die Sicht eines augenscheinlich unbeteiligten Wissenschaftlers auf die Stiftung des Ex-Tabaklobbyisten Adlkofer vielsagend finde:
[...] Das Kuriose dabei ist, dass auch „skeptisch trainierte“ Menschen bei solchen Themen ziemlich rechthaberisch sein können. Weltanschauungen gibt man schließlich nicht ohne Not auf und es gibt ein ganzes Arsenal an Strategien zu ihrer Verteidigung, vom permanenten Verschieben der Torpfosten der Diskussion bis zum traditionsreichen ad hominem. Ein wichtiger Aspekt dabei ist der bias blind spot, die Überzeugung, selbst unvoreingenommen zu sein, frei von allen Anwandlungen des confirmation bias.
Auch das kann man wiederum auf (finanziell) gehobenem Niveau betreiben. Da gibt es beispielsweise eine „Pandora-Stiftung“. Eines ihrer Themen sind die gesundheitlichen Risiken des Mobilfunks. Die Stiftung firmiert ausweislich ihres Impressums als „Stiftung für unabhängige Forschung“. Verantwortlich zeichnet allerdings ausgerechnet Prof. Franz Adlkofer, der früher eine der führenden Figuren in dem vom Verband der Cigarettenindustrie unterhaltenen „Forschungsrat Rauchen und Gesundheit“ war, dann mit Mitteln der „Verum–Stiftung für Verhalten um Umwelt“– die Tabakindustrie stand auch hier Pate – das Mobilfunktthema aufgegriffen hat, zusammen mit Prof. Hugo Rüdiger, zufälligerweise auch ein Veteran der tabakindustrieassoziierten Forschung. Ich will die Vorwürfe gegen die Mobilfunk-Forschung dieser Leute nicht kommentieren, aber ihr Vertrauen haben sie vorher restlos verspielt. Das ist übrigens kein ad hominem. In der Wissenschaftstheorie gibt es eine Richtung, die sich „Reliabilismus“ nennt – sie betont die Relevanz der Vertrauenswürdigkeit der Quelle des Wissens. Da hat die „Stiftung für unabhängige Forschung“ ein Leck, mögen ihre Protagonisten nun geläuterte Elche sein, Opfer des bias blind spot oder doch nur die Hüter der Büchse der Pandora. [...]
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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