TAB-Arbeitsbericht über Nutzungsrisiken neuer Medien (Allgemein)

Gast, Samstag, 08.07.2017, 20:30 (vor 2476 Tagen)

Das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB) berät das Parlament und seine Ausschüsse seit 1990 in Fragen des technischen und gesellschaftlichen Wandels.

Neue elektronische Medien und Gefahrenpotenziale exzessiver Nutzung

An der Onlinebefragung »Neue elektronische Medien und Gefahrenpotenziale exzessiver Nutzung« haben insgesamt 2.560 Personen teilgenommen. In die Auswertung einbezogen wurden die Angaben von 2.110 Teilnehmenden, die Angaben zu mindestens 90 % der Indikatoren gemacht haben.

Zusammenfassung
Der vorliegende Report stellt die Ergebnisse der Onlinebefragung »Neue elektronische Medien und Gefahrenpotenziale exzessiver Nutzung« vor, die vom 12. Mai 2015 bis zum 31. Juli 2015 durchgeführt wurde. Er ergänzt den TAB-Arbeitsbericht Nr. 166 »Neue elektronische Medien und Suchtverhalten«, in dem bereits eine Zusammenfassung der Onlinebefragungsergebnisse enthalten ist, und dokumentiert u.a. die Auswertungen der Kommentare von Befragungsteilnehmenden. Der Report führt die Publikationsreihe zum Stakeholder Panel TA fort.

Ergebnisse der Onlinebefragung
› Die Auswertung der Onlinebefragung verdeutlicht, dass das Problemfeld durch Akteure der (deutschen) Gesellschaft wahrgenommen wird. Nicht nur in der Wissenschaft, sondern in der Gesellschaft insgesamt erscheinen sowohl Interpretation wie Schlussfolgerungen kontrovers.
› Die Ergebnisse der Befragung zeigen, dass etwa jeder Dritte der Befragten den öffentlichen Diskurs über die Gefahren exzessiver Mediennutzung als (eher) übertrieben1 bewertet. Gleichzeitig sind knapp 70 % der Befragten – insbesondere Mitarbeiter in Beratungsstellen, Psychologen und Therapeuten – der Auffassung, dass Mediensucht als eigenständige Krankheit anerkannt werden sollte.
› Als Verhaltensweise mit einem (eher) hohen Suchtpotenzial wird von 87 % der Befragten das Glücksspiel identifiziert. Jeweils etwa 80 % der befragten Stakeholder bewerten das Suchtpotenzial von Onlinespielen und sozialen Netzen im Internet als (eher) hoch. Auffallend ist, dass nur 12 % aller Befragten den generellen – bereits lange habitualisierten – Fernsehgebrauch mit einem hohen Suchtpotenzial verbinden, immerhin etwa 41 % jedoch mit einem eher hohen Suchtpotenzial.
› Als Chancen werden von jeweils knapp 80 % der Befragten vor allem die Potenziale gesellschaftlichen Teilhabe sowie neue Formen des virtuellen Zusammenlebens gesehen.
› In Bezug auf die Risiken sind 81 % der Befragten der Auffassung, dass das öffentliche Bloßstellen von anderen Menschen durch diskriminierende Texte, Bilder oder Filme in den neuen elektronischen Medien befördert wird. Des Weiteren vermuten 72 % der Befragten, dass es im Zuge der weiter zunehmenden gesellschaftlichen Nutzung von elektronischen Medien zu mehr gesundheitlichen Problemen kommen wird, zum Beispiel aufgrund des hierdurch induzierten Bewegungsmangels.
› Im Zusammenhang mit dem angegebenen Geschlecht der Fragebogenteilnehmenden kann konstatiert werden, dass Frauen Medien mit einem höheren Suchtpotenzial verbinden als Männer und die Notwendigkeit für schützende oder präventive Maßnahmen als wichtiger erachten.
› Im Zusammenhang mit den gesellschaftspolitischen Handlungsfeldern sprechen sich 64 % der Befragten für Mindeststandards bei der Medienkompetenzvermittlung aus. Rund 57 % befürworten, dass Erziehungsverantwortliche und Fachkräfte zukünftig über Leitlinien zur Bewertung des Mediennutzungsverhaltens verfügen sollen. Etwa 45 % der befragten Stakeholder sind zudem der Auffassung, dass ein Schutz Minderjähriger vor suchtgefährdenden Onlineangeboten durchgesetzt werden sollte.

1 Im Fragebogen kam eine 4er-Skala zum Einsatz (»stimme nicht zu«, »stimme eher nicht zu«, »stimme eher zu« und »stimme zu«), ergänzt durch die Kategorie »keine Angabe«.

Hintergrund
Das TAB ist eine organisatorische Einheit des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) im Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Zur Erfüllung seiner Aufgaben kooperiert es seit September 2013 mit dem Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung GmbH – UFZ, dem IZT – Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung gGmbH sowie der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH.

Tags:
Risiko, TAB, Bewegungsmangel, Bewertung, Suchtpotenzial, Mediensucht, Technikfolgenabschätzung, Stakeholder


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