Umweltpsychologie (Allgemein)
Die Umweltpsychologie befasst sich mit sogenannten Mensch-Umwelt-Wechselwirkungen als Beziehungen zwischen der physikalisch-materiellen und soziokulturellen Außenwelt sowie menschlichem Erleben und Verhalten. Nachfolgend ein Auszug aus dem Buch Umweltpsychologie, Springer-Verlag, 2012:
Nicht-ionisierende Strahlung: Während die gefährliche Wirkung ionisierender Strahlung außer Frage steht, gibt es heiße Diskussionen um die gesundheitsschädigende Wirkung von nicht-ionisierenden Strahlen und Feldern. Dahinter steht die Befürchtung, dass durch die zunehmende Elektrifizierung, vor allem auch durch die Funk-Telefonie, der Mensch elektromagnetischen Feldern und Strahlen praktisch nicht entgehen kann, und dass diese Einflüsse auf Dauer die Gesundheit des Menschen mehr oder weniger schwerwiegend beeinträchtigen.
Man unterscheidet Elektrosensitivität und Elektrosensibilität. Als elektrosensitiv werden diejenigen Menschen bezeichnet, die Befindlichkeitsstörungen (Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen etc.) als Folge elektromagnetischer Schwingungen berichten, als elektrosensibel dagegen diejenigen, die angeben, elektromagnetische Felder wahrnehmen zu können (Leitgeb & Schröttner, 2003). Die Untersuchungen zu Elektrosensitivität und Elektrosensibilität sind insgesamt sehr zahlreich. Darunter gibt es allerdings nur wenige Studien, welche die methodischen Voraussetzungen für eine Kausalanalysc erfüllen, wie z. B. ein experimentelles Design mit Doppelblindung, bei der weder Untersuchungsteilnehmer noch Untersuchungsleiter wissen, ob die Untersuchungsteilnehmer im jeweiligen experimentellen Setting elektromagnetischen Feldern ausgesetzt sind oder nicht. Empirisch gibt es daher weder für Elektrosensitivität noch für Elektrosensibilität bis dato überzeugende Beweise (Heinrich, Ossig, Schlittmeier & Hellbrück, 2007; Silny, 2002).
Zur Problematik, die Unschädlichkeit zu beweisen: Mit Umweltsyndromen, wie MCS, und Elektrosmog betritt man ein Feld, in dem Tausende von Untersuchungen publiziert wurden und dennoch nur sehr wenig gesichertes Wissen erkennbar ist. Vielen Menschen machen jedoch diese sinnlich nicht wahrnehmbaren, aber für gefährlich gehaltenen Stoffe und Energien Angst. Regelmäßig wird in den Medien von Bürgerinitiativen berichtet, die sich gegen „Gefahren" wie beispielsweise Mobilfunk zur Wehr setzen. Oft ist die Forderung zu hören, die Wissenschaft möge die Unschädlichkeit beweisen. Damit ist jedoch ein prinzipielles wissenschaftslogisches Problem verbunden: Man kann nicht beweisen, dass etwas nicht ist (Problem der Nullhypothesen-Testung). Um es an einem Beispiel zu erläutern: Wer in den Wald geht, um Pilze zu suchen und keine findet, kann nicht behaupten, dass in diesem Wald keine Pilze sind. Man kann nur die Anstrengung und Genauigkeit der Suche erhöhen und ein Abbruchkriterium für die Suche festlegen. In diesem Sinne müsste man mit Blick auf den „Elektrosmog" und andere in vergleichbarer Weise fragliche Umweltfaktoren Forschungsstrategien vereinbaren.
--
Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
gesamter Thread: