Dr. Mutter fährt im Entgiftungszug bei Elektrosensiblen vor (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 18.02.2017, 23:30 (vor 2833 Tagen)

So dreist wirbt der Verein für Elektrosensible, München, für dubiose Entgiftungstipps von Dr. med. Joachim Mutter:

Dr. Joachim Mutter ist ein außergewöhnlicher Mensch - ein erfahrener Arzt, der sich mit den Zusammenhängen von Krankheiten und Umweltvergiftungen besonders gut auskennt.

Seine aktuelle Veröffentlichung kann vielen Menschen helfen wieder in einen besseren gesundheitlichen Zustand zu kommen.

Wir hoffen auf Engagement und breite Unterstützung aus der Ärzteschaft, die sich seither gerne von der Industrie und den weisungsbedingt inkompetenten Ministerien blenden lassen.

Entgiftung_Orthomol 2017.pdf (3,3 MB)

Die Zubringerdienste des Vereins für Elektrosensible, München, sind mit dem Link auf die Muttersche Werbebroschüre nebst aufdringlicher Produktwerbung noch nicht erschöpft. Die Münchener legen sich gleich noch ein zweites Mal unverschämt ins Zeug und haben keine Hemmungen, ihre bedauernswerten Mitglieder im Juli 2017 zu einem sogenannten Mutter-Seminar nach Kirchzarten in Marsch zu setzen. Kosten: 450 Euro pro Nase :no:.

Kommentar: Überzeugte "Elektrosensible" werden hier aus meiner Sicht für dumm verkauft und dem geschäftstüchtigen Dr. Mutter gezielt zugeführt. Nicht die Ministerien sind weisungsbedingt inkompetent, sondern die Verantwortlichen des Vereins für Elektrosensible. Dr. Mutter macht keinen Hehl daraus, dass er an zahlungskräftigen Privatpatienten interessiert ist, die wenigsten "Elektrosensiblen" aber passen in dieses Beuteschema.

Doch nur wer nichts weiß, muss alles glauben: Deshalb hier ein Auszug aus Abrechnung mit wissenschaftlichen Scharlatanen:

Experten in weißen Kitteln versprechen uns wundersame Errettung vor Übergewicht, Kopfschmerzen, blutenden Zähnen, Gedächtnisschwund, faltiger Haut und zahlreichen anderen Kümmernissen. Die Wirkungen sind angeblich alle wissenschaftlich bewiesen. Doch in den vielen Fällen sind diese Beweise das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind. Das jedenfalls behauptet der englische Arzt und Medizinjournalist Ben Goldacre in seinem Buch "Wissenschaftslügen".

Seine Methode, wissenschaftliche Scharlatane und Hochstapler zu entlarven, ist so einfach wie effektiv und überzeugend. Er schlägt zum Beispiel kleine Experimente vor, die beweisen, dass die medizinische Wirkung nur der Einbildung entspringt oder einem ganz natürlichen physikalischen Phänomen, das mit der angeblichen Heilkraft nichts zu tun hat.

Beispiel: Entgiftungspflaster aus Reformhäusern. Nachts auf den Fuß geklebt, enthalten die kleinen Beutel am nächsten Morgen einen zähen braunen Belag. Angeblich Toxine aus dem Körper. Goldacre schlägt nur vor, auf die Pflaster ein wenig Wasser zu tropfen und sie unter eine heiße Teetasse zu kleben. Zehn Minuten später hat sich brauner Schlamm gebildet. Kein Wunder, denn die Pflaster enthalten Holzessig und der zieht Feuchtigkeit an und bildet dann eine braune Masse. [...]

Ebenfalls einen Besuch wert ist Psiram: Zehn Indizien für Quacksalberei.

Hintergrund
Spuren des Dr. J. Mutter im IZgMF-Forum

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Mutter, München, Quacksalberei, VEM, Autorität


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