Industrie & Forschung: Wie sich Hans-U. Jakob ins Knie schoss (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Freitag, 29.04.2016, 13:09 (vor 3313 Tagen)

Eine neue Folge aus »Spatenpaulis Mittagsrecherche«

Gigaherz-Präsident Jakob ist wieder einmal der Meinung, er hätte es ja schon immer gewusst. Es geht um sein Lieblingsthema, um die angeblich Tod und Verderben bringende Verschwörung zwischen geldgierigen Schergen der Industrie und korrupten Wissenschaftlern. Solche unheiligen Allianzen mag es im richtigen Leben durchaus geben, das zeigen Skandale in der Vergangenheit, doch was unser Hans-U. Jakob vom Stapel lässt ist nur etwas für Leute, die glauben, Zitronenfalter würden Zitronen falten.

Lassen wir erstmal den Noch-immer- oder Schon-wieder-Präsidenten der Alpenfestung Gigaherz zu Wort kommen:

Wovon Gigaherz.ch seit Jahren berichtet, nämlich von der Einmischung der Industrie und der Wirtschaft in die universitäre Forschung, von der Bezahlung von Professorengehältern über Jahre hinweg bis hin zum kompletten Sponsoring wichtiger Forschungsarbeiten, sowohl im Gesundheitswesen, wie in den neuen Technologien.
Und wofür Gigaherz.ch stets als Verbreiter von Verschwörungstheorien oder Verleumdungen gebrandmarkt wurde, hat die Sendung Rundschau vom 20.April 2016 jetzt mit Hilfe des Gesetzes über das Öffentlichkeitsprinzip in der Verwaltung, die Tresore der schweizerischen Universitäten und Technischen Hochschulen öffnen lassen.
http://www.srf.ch/sendungen/rundschau/sendungen ab Minute 8.30. (Ähnlichkeiten mit der Mobilfunkindustrie wären natürlich rein zufällig und vom Autor nicht gewollt)

Worum es überhaupt geht lässt sich am schnellsten <hier> nachlesen.

Bei Stichworten wie Geheimverträge zwischen Forschung und Wirtschaft, 1300 lukrative Nebenjobs für schweizerische Professoren und allerlei industriegesponserte Lehrstühle an schweizerischen Universitäten lacht Herrn Jakob das Herz. Das ist die Wellenlänge, bei der er berechenbar in Resonanz gerät und kräftig schwingt, wie man am Volltext seines Beitrags ersehen kann.

Das Problem von Herrn Jakob: Ist er in Resonanz, kann er nicht mehr sauber recherchieren und verfällt darin, aus seiner persönlichen Meinung und realen Tatsachen Sandburgen zu bauen, die ihm das böse IZgMF immer wieder kaputt macht. So auch diesmal.

Das Gesülze von Herrn Jakob hat den wahren Kern, dass Industrie und Forschung unter bestimmten Umständen in getrennte Betten gehören. Etwa dann, wenn gesundheitliche Risiken einer noch jungen Technologie erforscht werden sollen. Dann gehört zwischen die beiden eine Firewall. In diesem Punkt stimme ich mit Herrn Jakob überein. Alles andere, was er in seinem Beitrag zum Besten gibt, ist der Blödsinn eines greisen Ex-Elektrikers.

Jakob hat sich nicht die Mühe gemacht, auf dieser Seite (unten) zu erforschen, inwiefern die Mobilfunker der Schweiz und schweizerische Wissenschaftler von den Enthüllungen des SRF (Schweizer Radio und Fernsehen) betroffen sind. Hätte er mal machen sollten, bevor er Stuss verbreitet.

Die Schweiz hat die drei Mobilfunk-Netzbetreiber Swisscom, Salt (früher Orange) und Sunrise. Die Abfrage, welcher der Betreiber mit welcher Uni verbandelt ist, brachte für Swisscom folgende drei Treffer:

[image]

Da ist zum Leidwesen von Herrn Jakob nichts dabei, was die Anti-Mobilfunk-Szene schaudern lassen sollte. Ein Stiftungslehrstuhl in der Informatik? Na und. Die Spende an eine Foundation, womit wahrscheinlich die Forschungsstiftung Strom und Mobilkommunikation (FSM) gemeint ist? Kein Geheimnis, kann man bei der FSM nachlesen. Und die Co-Finanzierung eines Projekts an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät? Erschüttert auch keinen!

Für Salt (Orange) und Sunrise erbrachte die Abfrage keinen Treffer!

Mist, das ist nun ganz bestimmt nicht das, was der aufgeregte Herr Jakob sich erhofft hat :crying: .

Doch es kommt noch besser!

Auf der verlinkten Seite lassen sich nämlich nicht nur Unternehmen recherchieren, sondern auch Personen. Das Ergebnis dieser Recherche ist für Jakob zum heulen, denn er geht völlig leer aus. Die Abfrage nach Prof. Röösli ergab 0 Treffer. Null Treffer auch bei Achermann, Dürrenberger und Schär - mehr sind mir in meiner Mittagspause jetzt nicht eingefallen.

Fazit: Stussgenerator Hans-U. Jakob zündet wieder einmal keine Luftmine, sondern einen Blindgänger. Sein Verdienst ist es, mich auf die Recherche des SRF aufmerksam gemacht zu haben. Sein Pech ist, er hat sich wegen Überforderung selbst ins Knie geschossen, denn die Mobilfunker und die EMF-Forscher der Schweiz kommen in der SRF-Analyse ausgesprochen gut weg. Von den Korruptionsverdächtigungen Jakobs gegenüber der Mobilfunkindustrie und Wissenschaftlern findet sich keine Spur, der Gigaherz-Präsident hat sich damit selbst als Schwätzer geoutet. Danke, bitte weiter so!

Mahlzeit!

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –


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