Umwelt: Panikinstitut München e.V. (Allgemein)
Hat es das Umweltinstitut München wieder einmal geschafft, alle Augen richten sich derzeit auf diesen Verein. Die inszenierte PR-Aktion könnte für ihn freilich leicht zum Bumerang werden.
Nein, diesmal geht es nicht um Vereinsfunktionär Hans Ulrich, der geschickt Ängste gegenüber Mobilfunk-Sendemasten schürt, sondern es geht um etwas ganz anderes: Das Umweltinstitut will besorgniserregend hohe Rückstände des umstrittenen Pflanzenschutzmittels Glyphosat in deutschen Bieren gefunden haben. Doch so fremd wie es scheint sind sich Mobilfunk und Glyphosat gar nicht, beide sind allgegenwärtig, Wissenschaftler streiten um das Risikopotenzial und um beide kümmert sich das Umweltinstitut München bevorzugt so, dass die Öffentlichkeit dies auch stets mitbekommt. Beim Thema Mobilfunk habe ich bekanntlich eine gefestigte Meinung über das aus meiner Sicht wenig anständige Treiben des Umweltinstituts, das seit rund zehn Jahren diskret Ängste gegenüber Elektrosmog schürt und in meist kleinen Gemeinden mit teuren Alternativvorschlägen für geplante Sendemastenstandorte die unnötige Angst der Bürger in bare Münze umformt. Dieses Geschäftsmodell ist hier auf der Website gut dokumentiert.
Und jetzt also Glyphosat in deutschen Bieren. Das dürfte eher ein PR-Coup sein, ein weiteres Geschäftsmodell vermag ich hier (noch) nicht zu erkennen.
Darf das Umweltinstitut München im Elektrosmog-Sumpf seine Geschäfte weitgehend unbehelligt abwickeln, ist es bei den Giftbieren anders. Die Meldung war heute in Bayern z.B. dem Bayerischen Rundfunk mehrere Meldungen in den Nachrichten wert. Am Morgen war noch vom vermeintlich wissenschaftlichen "Umweltinstitut München" die Rede, am Abend hatte die Redaktion dazu gelernt und sprach von "dem Verein Umweltinstitut München". Um was genau es mit dem Gift in den Bieren geht, lässt sich momentan im www an allen Ecken und Enden nachlesen, z.B. dass jemand täglich 1000 Liter Bier trinken müsste, damit das dann aufgenommene Glyphosat schädliche Wirkung entfalten könne. Die Gruselmeldung aus München bröckelt bei solchen Relativierungen genauso, wie meine Signatur unten im Posting (Link anklicken) das Risiko relativiert, neben einem Sendemasten zu wohnen. Die Parallelen zwischen Elektrosmog und dem Pflanzengift sind tatsächlich verblüffend – gut möglich, dass es daher kein Zufall ist, dass ausgerechnet das Umweltinstitut München sich der Aufgabe bemächtigt hat, vor dem neuen prestigeträchtigen Risiko von Berchtesgaden bis Flensburg zu warnen – um Spendern in guter Erinnerung zu bleiben.
Die Süddeutsche aber wollte dem Verein nicht widerspruchslos auf den Leim gehen, sie hinterfragt die Motivation der Mahner:
Das Umweltinstitut München ist schwerlich als unabhängiges Forschungsinsitut zu bezeichnen. Es ist vielmehr ein Verein mit politischen Interessen. In Kampagnen setzt es sich unter anderem gegen Atomkraft, die grüne Gentechnik und das Freihandelsabkommen TTIP ein.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –