UMTS-Mast in Klotzsche: Augenzeugenbericht (Allgemein)

Blauer Engel, Donnerstag, 09.03.2006, 17:01 (vor 7005 Tagen) @ Gast
bearbeitet von Blauer Engel, Donnerstag, 09.03.2006, 17:53

http://www.dresden-fernsehen.de/default.aspx?ID=87&showNews=666

Video u. a. mit Dr. Cornelia Waldmann-Selsam und Christine Kind

Liebe Mitmenschen,
als bedauerlicher Einzelfall und daher flächendeckend anzutreffen, bin ich als elektrosmoggeschädigter Mensch in einer BI aktiv. Da meine Gesundheitsschädigung durch Mobilfunk so nachhaltig ist, kann ich mich nur noch mit Strahlenschutzanzug in HF-belasteten Zonen aufhalten. Der Anzug schaut fesch aus - tiefblau - und erlöst mich von der morgendlichen Kleiderfrage: Was soll ich heute bloß anziehen?

Ich war zusammen mit Frau Dr. Waldmann und einem Ingenieur für Hochfrequenztechnik - ebenfalls Mitglied unserer sehr agilen BI - in Dresden. Wir haben dort mit den betroffenen Anwohnern gemeinsam eine Gegenveranstaltung organisiert - 2 h vor der geplanten Werbeveranstaltung durch Vodafone.
Die Stadt hatte einige Anwohner im Rahmen der Bauordnung über die Baugenehmigung der Mobilfunksendeanlage (30m Mast) informiert. Standort: Sportplatz im Ortsteil Klotzsche. In der Nähe: 2 Kindertagesstätten und eine Grundschule.

Die Anwohner waren stinksauer, dass die Stadt sie vor vollendete Tatsachen stellte, gründeten eine BI, und baten Frau Dr. Waldmann um Hilfe, die uns dann zur Verstärkung engagierte. Auch von Fam . Kind erhielten wir Informationen, wie das Prozedere mit Vodafone gelaufen war, über die Köpfe der Bürger hinweg.

Die Stadt beschloss nun auf Antrag des Petitionsausschusses, an den sich die Anwohner gewandt hatten, eine Informationsveranstaltung im Rahmen einer Einwohnerversammlung abzuhalten, mit dem Ziel, die Bedenken auszuräumen. Dazu wurde Herr Zeitz von Vodafone eingeladen. Die Wünsche der BI Klotzsche, Frau Dr. Waldmann auch offiziell einzuladen, wurden nicht berücksichtigt. Die Betreiber betrachten es ja gemäß des 3. Jahresberichtes über die Umsetzung der Selbstverpflichtung als zunehmend problematisch für die Konfliktlösung, dass häufiger keine klaren und schnellen Entscheidungen getroffen werden, sondern durch neue Schleifen von Bürgerbeteiligung und Revisionsverfahren die Handlungsfähigkeit von Verwaltung und Betreibern stark behindert wird. Daher werden Städte und Kommunen offensichtlich unter Druck gesetzt, das Aufkommen von Bürgerprotesten so lange durch Nicht-Information zu unterbinden, bis sie die Baugenehmigung für ihre Sendeanlagen in der Tasche haben und die Informationen über Rechtshelfbelehrungen in den Bescheiden auf das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß zu beschränken.

Die von uns ausgerichtete Veranstaltung wurde dann auch seitens der Stadt und Vodafone als Verunsicherungskampagne kritisiert, auch in der Presse.

Die Bürger machten ihrem Ärger über das Verhalten der Stadt Luft, es gab unter den anwesenden Stadträten auch kritische Meinungen zum Umgang mit den Bürgerinnen und Bürgern, aber der Großteil der Kommunalpolitiker ließ die turbulente Veranstaltung wie einen nicht zu umgehenden Gewitterregen über sich ergehen, den Hauptteil nahm ja auch der ca. einstündige Vortrag von Vodafone ein. Herr Zeitz konfrontierte das genervte Publikum mit den üblichen physikalischen Umgereimtheiten, die sich auch in den Glanzprospekten der Betreiber finden lassen. Es ist interessant, dass die Betreiber ihre Argumentation dem neuesten Wissensstand der Bevölkerung angepasst haben (es fiel nicht einmal das Wort Versorgungsauftrag und die Strahlenbelastung unter der Antenne wird auch nicht mehr mit null, sondern mit sehr gering angegeben, wobei durch die Nebenkeulen einer Sendeanlage sichergestellt sei, dass auch der Nahbereich der Antenne versorgt werden, was sich anhört, als werde der Bedarf an Nebenkeulen im Vorfeld berechnet.

Aufmerksamen Zuhörern ist es auch nicht entgangen, dass der horizontale Sicherheitsabstand der betreffenden Sendeanlage (im Schreiben der Stadt Dresden: 5.42m) nun bei 9.24m liegt (lt. Herrn Zeitz), was sicherlich auf Änderungen des Berechnungsverfahrens für den Sicherheitsabstand - oder so ähnlich - zurückzuführen ist. Bis heute hat noch niemand der Betroffenen die zum geplanten Sendemast gehörige Standortbescheinigung in vivo gesehen, das kommt uns bekannt vor...

Es bleibt festzuhalten, dass der von Vodafone ausgesandte Ritter von der bestrahlten Gestalt den fachkundigen Schwerthieben aus dem Publikum nicht gewachsen war, d.h. seine Versuche, die physikalischen Realitäten in mobilfunkfreundliche Watte zu packen, schlugen fehl, und so beschränkte er sich darauf, den Angriffen auszuweichen und seine persönlichen Ansichten über Frau Dr. Waldmanns Arbeit auszuteilen.

Fazit: Der Vorsitzende der Einwohnerversammlung stellte am Ende leicht gereizt fest, dass die Bedenken wohl nicht ganz ausgeräumt werden konnten.
Ich darf zum Schluss noch feststellen, dass es zwischen München und Dresden keine Tankstelle/Rastanlage gibt, die mir den Genuss einer strahlenfreien Pinkelpause verschafft, selber Auto fahren kann ich ohnehin so gut wie gar nicht mehr und ohne Strahlenschutzanzug hätte ich die Strecke nicht ohne nachhaltige gesundheitliche Folgen überlebt - ich beantrage hiermit die Stallpflicht für alle freilaufenden HF-Versuchskaninchen.

Tags:
Selbstdarstellung, Befangen, Wutbürger, Bürgerbeteiligung


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