Verschwörungsphantasten: Der Hass der Bescheidwisser (Allgemein)
Was sagt ein Professor der Medienwissenschaft über Verschwörungsphantasten, ihre Plattformen im www und ihren Einfluss auf den Journalismus? Bernhard Pörksen sieht einen drohenden Kommunikationsinfarkt, der einer offenen Gesellschaft insgesamt gefährlich werden kann. Mobilfunkgegner sind den Verschwörungsphantasten Brüder und Schwestern im Geiste, vieles, was der Medienwissenschaftler sagt, wird den Stammlesern dieses Forums daher vertraut vorkommen.
Kostproben:
"Man kann sich nach erlittener Lektüre all der Postings und Wutbeiträge in einem ersten Anfall ebenso hilfloser wie falscher Arroganz fragen: Sind dies nicht einfach nur schrille Spinner, gleichsam der Narrensaum der Republik?"
"Der Abschied vom Mündigkeitsgedanken kann im Extremfall als 'ideologische Selbstermächtigung zur Gewalt' (so der Philosoph Hermann Lübbe) taugen. Schließlich muss den Andersdenkenden - den womöglich vernagelten, schlicht verblödeten oder manipulierten - notfalls mit allen Mitteln gezeigt werden, was wirklich gespielt wird."
"Widerstand ist gefordert, unbedingte Gegenwehr ist verlangt. Die Stimmung ist fiebrig, seltsam überhitzt."
"Dem Verschwörungstheoretiker hingegen wird letztlich jedes Detail zum Indiz, zum Beweis seiner großen, so entschieden vorgetragenen These, die von den Kräften des Bösen und dem zum Feind erklärten anderen handelt."
"Ein solches Denken hat verführerischen Charme für den Einzelnen, zugleich ist es für den öffentlichen Diskurs gefährlich, weil sich der Verschwörungstheoretiker gegen eine mögliche Widerlegung immunisiert."
"Das eigene Denken kann vor dem Horizont der Fülle frei flottierender Deutungen flexibel werden, aber es kann sich eben auch panzern, abschotten und in eine selbst gebaute Echokammer einschließen, in der dann etwa die böse Botschaft von der Medienverschwörung von überallher erschallt."
zum Volltext des Artikels
Die Gegenthese zu Pörksen vertritt Peter Harth auf der Website des Kopp-Verlags in dem Beitrag: Journalismus 2015: Die Arroganz der Entwerteten.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –