Polytepalum radians, Hoax, Fake oder was? (Medien)
Neue Pflanze neben Handyantenne gefunden
Ein Mitarbeiter des Naturhistorischen Museums der Burgergemeinde Bern hat beim Käfersammeln im Stadtgebiet nebenbei eine bemerkenswerte Entdeckung gemacht, aufgrund derer womöglich biologische Lehrbücher umgeschrieben werden müssen. Dem Hobbybotaniker ist unweit einer Mobilfunkantenne mit grosser Sendeleistung eine bisher unbekannte Pflanze aufgefallen. „ Es handelt sich auf den ersten Blick um ein unscheinbares Nelkengewächs“, sagt Beat Fischer, Biologe und Kurator am Botanischen Garten der Universität Bern, der von seinem Kollegen beigezogen wurde. Auch der Spezialist für Nelkengewächse konnte die Pflanze nicht einordnen. Sehr schnell war klar, dass es sich nicht um eine einheimische Art handelt. Ich dachte zuerst an Polytepalum angolense, die bisher aber nur in Angola gefunden worden ist“. Bei der näheren Untersuchung stellte sich aber heraus, dass die Pflanze in der Wissenschaft bisher nicht bekannt war. Fischer und sein Team gehen nach ersten Abklärungen davon aus, dass mit einiger Wahrscheinlichkeit eine Mutation vorliegt. Es wäre das erste dokumentierte Beispiel für eine mutierte Pflanze im Umfeld einer Mobilfunkantenne.
Erstaunliche Anpassungen
Die Pflanze scheint die Eigenschaften der nichtionisierenden Strahlung (NIS) zu ihrem Vorteil zu nutzen und hat im direkten Einflussbereich der Mobilfunkstrahlung offenbar eine neue ökologische Nische gefunden. „Das wäre allerdings interessant“, sagt Herbert Achermann dazu, Spezialist für NIS am Bundesamt für Umwelt (BAFU). „Obwohl die Auswirkungen von Mobilfunkstrahlung auf lebende Organismen noch nicht abschliessend geklärt sind, weiss man aus Experimenten, dass beispielsweise Beeinflussung der menschlichen Gehirnaktivität, Verhaltensänderungen bei Tieren oder physiologische Veränderungen in Zellkulturen vorkommen.“ Eine englische Studie kommt zum Schluss, dass die elektromagnetische Strahlung von Handys, aber auch von Sendemasten hormonelle Vorgänge im Körper beeinflussen kann.</span><span style="> Laut den Botanikern der Uni Bern könnten die auffällig vergrösserten und zur Antenne hin ausgerichteten Stengelblätter ein Hinweis darauf sein, dass die Pflanze sich angepasst hat, um elektromagnetischen Wellen direkt nutzen zu können. Sie wäre demnach nicht mehr ausschliesslich von Photosynthese abhängig, sondern könnte sich auch von elektromagnetischer Strahlung ernähren. Eine solche Umsetzung von Strahlenenergie in ein biochemisches System wurde zwar noch nie beobachtet, wäre aber nicht per se unplausibel – schliesslich handelt es sich auch bei sichtbarem Licht um elektromagnetische Strahlung, einfach in einem anderen Frequenzspektrum. „Da tut sich ein gänzlich neues pflanzenphysiologisches Feld auf“, meint Fischer, „allerdings gibt es noch viel Forschungsbedarf, um zu klären, wie die Energie von Handystrahlung biochemisch umgesetzt werden kann. Da sind wir momentan noch auf Spekulationen angewiesen.“
Laien sollen bei der Suche mithelfen
Dazu kommt, dass durch die Strahlung in der Nähe der Masten Wärme entsteht. Die Pflanze wäre demnach also bestens an den Klimawandel angepasst. Eine weitere spannende Fragestellung für die Forscher – Fischer will auf jeden Fall versuchen, ein grösseres Forschungsprogramm für die neuartige Pflanze ins Leben zu rufen. „Als erstes wollen wir mit vereinten Kräften abklären, ob die Art auch an anderen Handyantennen vorkommt“, sagt Fischer – eine aufwändige Sache, gibt es in der Schweiz doch über 15'000 Mobilfunkantennen. Fischer hofft, dass bei der Suche auch interessierte Laien mithelfen werden, er will baldmöglichst ein entsprechendes Citizen-Science-Projekt lancieren, mit Schulungen und einer Webseite, auf der potentielle Funde geolokalisiert erfasst und in der Folge von den Experten nachgeprüft werden können. Gleichzeitig will Fischer Forschungspartner gewinnen, die anhand von Laborexperimenten untersuchen, wie sich die Pflanze physiologisch an die Strahlung angepasst hat und wie sich eventuell biochemische Prozesse auf molekularer Ebene verändert haben.
Mehr Informationen:
Beat Fischer, Biologe, lic. phil. nat.
beat.fischer@ips.unibe.ch
+41 76 200 67 54
Es findet eine Informationsveranstaltung statt, am Freitag, 4. September, 18.00 Uhr im Naturhistorischen Museum.
Quelle: Botaischer Garten Schweiz und Oltener Tagblatt