Biologische Effekte müssen nicht unbedingt schädlich sein (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 20.06.2015, 15:51 (vor 3225 Tagen)

Nur zu gerne stiften einige organisierte Mobilfunkgegner Aufregung, indem sie gemeldete biologische Effekte dramatisieren, ohne deren tatsächliche Bedeutung verstanden zu haben. Der unsaubere Trick funktioniert, weil auch die Bevölkerung nicht differenziert und einen unverstandenen Effekt gleich setzt mit einem biologischen Risiko

Christoph Revermann, Büro des Deutschen Bundestages für Technikfolgenabschätzung, umreißt dieses Problem (PDF, 150 Seiten) kurz und bündig:

Unstrittig ist, dass elektromagnetische Wellen biologische Wirkungen verursachen können. Es muss jedoch klar zwischen einem „biologischen Effekt" und einer „negativen gesundheitlichen Auswirkung" unterschieden werden. Obwohl die Literatur diese Termini nicht übereinstimmend benutzt, kann die folgende Unterscheidung mehr Klarheit verschaffen: Ein biologischer Effekt ist eine messbare (jedoch nicht notwendigerweise schädliche) physiologische Reaktion im biologischen System auf eine Exposition durch elektromagnetische Felder. Eine negative Auswirkung auf die Gesundheit ist ein biologischer Effekt, dessen Wirkungen (Folgen) über die normale physiologische Kompensationsfähigkeit des Körpers hinausgehen und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder Schädigungen führen. Die Tatsache, dass seitens der Öffentlichkeit und der Medien häufig nicht zwischen diesen beiden Termini unterschieden wird und ein biologischer Effekt als eine negative gesundheitliche Auswirkung interpretiert wird, führt oft zu Verwirrungen.

Schönes Beispiel für einen biologischen Effekt ist die Pupille. Sie verengt sich unter Einfall intensiver elektromagnetischer Wellen (Lichtspektrum). Wie jeder weiß ist dies kein gesundheitlich schädlicher Effekt, sondern ein Anpassungsmechanismus, der so nützlich ist, dass Kameraproduzenten ihn mit der Blendenautomatik nachgemacht haben.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Technikfolge


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