Warnke-Syndrom: Faszination des Unverständlichen (Allgemein)
Der Mobilfunkgegner Ulrich Warnke ist einer der wenigen Akademiker vom Fach. Doch wenn Warnke referiert oder seine These vom "mikrowelleninduzierten nitrosativen-oxidativen Stress" zum Besten gibt, dann verstehen die Leute, auch Fachleute, nur Bahnhof. Das Problem liegt beim Sender.
Auszug aus Wissenschaftssprache: Juhu, niemand versteht mich:
Warum unverständliche Sätze faszinieren
Der Psychologe Alex Bavelas ist bekannt für seine Kommunikationsforschung in Kleingruppen. In den fünfziger Jahren untersuchte er die Wirkung von Erklärungskonzepten an der Stanford Universität: Zwei Versuchspersonen mussten gesunde von kranken Gewebezellen voneinander unterscheiden und dafür Kriterien entwickeln.
Eine der Personen bekam dabei richtige Rückmeldung auf ihre Annahmen. Die andere bekam falsche Hinweise und entwickelte ein kompliziertes und verworrenes Konzept. Im Anschluss trafen beide Probanden aufeinander und diskutierten. Dabei einigten sie sich auf die komplexere, falsche Antwort, obwohl sie lückenhaft und kaum verständlich war. Der Grund: Die einfache Erklärung erschien zu simpel. Beide beeindruckte die Komplexität der falschen Antwort. Je absurder die Erklärung war, desto überzeugter waren die Versuchspersonen, dass sie korrekt ist.
Warum das so ist? Paul Watzlawick erklärt den Ausgang des Experiments in seinem Buch "Wie wirklich ist die Wirklichkeit" so: Wir vermuten eine subtile Wahrheit hinter verworrenen Erklärungen, weil wir nicht beweisen können, dass sie falsch sind. Ein halbes Jahrhundert später schreibt Wolf Wagner, früher Professor für Sozialwissenschaften, in seinem Buch "Uni-Angst und Uni-Bluff heute": Unverständliche Sätze faszinieren uns, weil sie unverständlich sind.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –
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