Neerstedt: Funkturm beunruhigt Wutbürgerschaft (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Samstag, 06.09.2014, 00:14 (vor 3772 Tagen)

Eine neue Folge unserer beliebten Serie: Wo steckt der Baubiologe?

Die glorreichen Sieben sind zurück in Neerstedt, um dort gegen einen Funkturm mit 27 Sektorantennen zu kämpfen. Einer hat allerdings nicht hin gefunden, deshalb sind es nur sechs. Nachzulesen ist das aktuelle Kampfgeschehen von Anfang September 2014 unter NWZ Online.

Seit 1999 steht der Funkturm dort, 14 Jahre blieb er unbehelligt. Doch dann trat Wutbürger Karl-Heinz von Döllen auf den Plan, ein Tischler, der gar nicht in Neerstedt wohnt, sondern im vier Kilometer entfernten Dötlingen. Dennoch wollte er angeblich schon seit langem wissen, wie hoch die "Strahlenbelastung" durch diesen Funkturm denn nun ist. Als von Döllen dann auch noch zu entdecken glaubte, dass sich vor Ort ein Krebscluster gebildet hatte, schritt er Ende 2013 zur Tat und rief den bösen Baubiolgen auf den Plan. Von der Zunft reiste aus Schleswig-Holstein Wolfgang Kessel an, ein Mann von der Sorte, die beim Metzger nicht 100 Gramm, sondern 100'000 Milligramm Wurst bestellen. Den schauderhaften Stuss, den er seinem Auftraggeber auftischte, kann man in der örtlichen Kreiszeitung nachlesen:

Räselhaft ist, wieso das Messprotokoll, das von Döllen in Auftrag gab, brühwarm bei der Zeitung landete, und dennoch keine Messwerten aus von Döllens Heimatort zu lesen sind. Auf mich macht das den Eindruck, dass sich hier jemand wichtig machen möchte. Jedenfalls ist es so, dass von Döllen seit seiner Infizierung durch den Baubiologen in acht Monaten fünf liebe Mitstreiter um sich scharen konnte und diese Kampfgruppe nun das macht, was landauf landab schon hunderte gleiche Kampfgruppen vor ihnen versucht haben. Wie üblich schalten die Anti-Elektromog-Kämpfer den Verstand aus und missachten z.B., dass es außer ihrem Funkturm in Deutschland rund 80'000 weitere Standorte für Mobilfunkantennen gibt. Sie ignorieren das traurige Schicksal aller voran gegangenen Bürgerinitiativen und glauben, sie allein müssten jetzt die Menschheit von Neerstedt vor dem Schlimmsten bewahren.

Den Baubiologen wird's freuen zu sehen, dass der Virus, den er bei von Döllen gesetzt hat, sich ausbreitet. Denn worauf er wirklich hinaus will sagte er ja schon der Kreiszeitung: Er wolle ... keine Angst machen, sondern dazu ermuntern, konstruktiv mit dem Thema umzugehen. „Es gibt einige Möglichkeiten, die Werte im Haus zu verringern“. Na sowas, da wäre ich jetzt nie und nimmer drauf gekommen.

Ich wünsche mir, dass Initiator von Döllen und seine Hilfssherrifs sich nicht weiter zu Narren machen lassen, und sie den Baubiologen mitsamt seinen unqualifizierten Behauptungen zum Teufel schicken. Das mMn einzig vernünftige, was der Mann laut Kreiszeitung sagte, ist sein Einwand, den Funkturm für eine Häufung von Krebserkrankungen verantwortlich zu machen, sei Spekulation. Kunststück: Hatte doch ebenfalls laut Kreiszeitung das Gesundheitsamt Oldenburg schon vor sech bis sieben Jahren den Gemeinderat beruhigt, einen Krebscluster in Neerstedt gäbe es nicht.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Popanz, Cluedo


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