Handy-Nutzungsdauer in zehn Industrieländern (Allgemein)
Die unten stehende Tabelle nennt die monatliche Nutzungsdauer von Handys in zehn Industrieländern (Stand: Q4/2012). Wenn diese Daten zutreffen und von Handys ein Risiko ausgehen sollte, dann müsste es sich zuerst nicht in Deutschland oder Japan zeigen, sondern in den USA oder in Kanada. Denn im Durchschnitt telefonierte 2012 ein US-Amerikaner mit 932 Minuten im Monat rund 7-mal länger als ein Deutscher!
Leider fehlt in dieser Tabelle Schweden und es ist nicht klar, ob dies daran liegt, dass Schweden nicht unter den Top-10-Ländern beim Handygebrauch ist, oder dass einfach die Daten für Schweden nicht erhoben wurden. Schweden verdient deshalb besondere Aufmerksamkeit, weil der schwedische Forscher Lennart Hardell anhand der Tumorregister seines Landes für intensive Handynutzer ein erhöhtes Risiko sieht, an einem Gliom zu erkranken (bösartiger Kopftumor). Sein Kollege Mark Little konnte für die USA ein solches erhöhtes Risiko nicht feststellen, obwohl dies in Anbetracht der starken Handynutzung dort eigentlich zu erwarten war.
Einschränkend ist anzumerken, dass die USA infolge starker Investitionen der örtlichen Mobilfunkbetreiber möglicherweise erst in den letzten Jahren zum Spitzenreiter wurden. Ein Zuwachs bei der seltenen und mit einer langen Latenzzeit einher gehenden Krankheit Hirntumor könnte sich so in den USA erst in den kommenden zehn bis 20 Jahren statistisch heraus kristallisieren.
Ich meine es wäre jedoch auf jeden Fall eine Betrachtung wert, wie sich das Handy-Nutzungsverhalten in Schweden, beginnend mit 1992 (Einführung GSM-Mobilfunk) im Vergleich zu anderen Ländern entwickelt hat. Fällt Schweden bei so einer Betrachtung z.B. deutlich hinter Länder wie Italien und Österreich zurück (beide bekannt für intensiven Handygebrauch), könnte eine methodisch vergleichbare Analyse in diesen Ländern die Ergebnisse Hardells bestätigen/widerlegen. Es kommt also darauf an, nicht irgendwelche Vergleichsländer zu Schweden heran zu ziehen, sondern nur die, in denen Handys erheblich intensiver genutzt wurden als in Schweden.
Quelle: http://www.ctia.org/docs/default-source/default-document-library/statistics.pdf?sfvrsn=0
Der Trend zu mehr Handy-Gesprächsminuten wird noch geraume Zeit anhalten. Denn in den USA haben "erst" knapp 40 Prozent der Haushalte keinen Festnetzanschluss mehr. Dies bedeutet: 100 Mio. Erwachsene und 33 Mio. Kinder sind in USA auf Handys angewiesen. Dass die restlichen 60 % der US-Haushalte nachrücken werden, dürfte außer Frage stehen.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –