Doppelt getarnter UMTS-Mobilfunkmast (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 23.04.2014, 00:40 (vor 3892 Tagen)

Im November 2007 wurde in München auf einem Hausdach ein UMTS-Sendemast errichtet, der eher wie das senkrecht stehende Kanonenrohr eines Leopard-Kampfpanzers aussieht (Foto 1). Wie viele Antennen sich unter der Tarnung befanden ist mir nicht bekannt, sechs werden es schon aus Platzmangel nicht gewesen sein, sondern drei. Und selbst dafür ist das Rohr erstaunlich schlank.

Foto 1: UMTS-Sendemast, als Kanonenrohr getarnt (2007)
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Irgendwann zwischen November 2007 und April 2014 bekam der Sendemast eine Kamin-Attrappe (Foto 2). Wahrscheinlich im März 2013. Aber warum? Die Senderkarte der Stadt München löst dieses Rätsel: Weil zu den drei UMTS-Antennen drei LTE-Antennen hinzu gekommen sind. Sechs Antennen aber passten nicht mehr in das Rohr, in die auffällig lang geratene Kamin-Attrappe dagegen schon.

Nebenbei beweist das Foto unten, dass Vögel sich auch nicht von UMTS- und LTE-Strahlung daran hindern lassen, auf Sendemasten zu rasten. In der Jungsteinzeit der Mobilfunkdebatte, damals gab es nur GSM, war die Behauptung, Vögel würden Sendemasten meiden, noch ein beliebtes Gesprächsthema. Inzwischen hat die Realität diese Behauptung längst widerlegt, Vögel bauen sogar Nester im Gestänge von Mobilfunk-Sendemasten.

Foto 2: UMTS/LTE-Sendemast, als Kamin getarnt (2014)
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Besonders echt wirkt die Kamin-Attrappe nicht. Wer auf der Straße vorbeigeht und hoch schaut, kann wegen der Öffnung unten gut erkennen, dass im Innern des vermeintlichen Kamins ein Mast versteckt ist (Foto 3).

Foto 3: Nahaufnahme der Kamin-Attrappe
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Das erste und das zweite Foto oben zeigen noch etwas, was mir erst beim Laden der Fotos in dieses Posting aufgefallen ist: Eine große Tanne hinter dem Haus. Mit Google Earth vermessen ist der Stamm der Tanne nur 10,5 Meter von den Antennen entfernt. Ich erwähne das, weil einige Mobilfunkgegner auch heute noch steif und fest behaupten, Funkwellen würden Bäume erheblich schädigen. Nun, dieser Baum wird seit 6 1/2 Jahren aus nächster Nähe mit UMTS befeldet und seit etwa 1 Jahr zusätzlich mit LTE. Glaubt man den Gruselgeschichten der Mobilfunkgegner, müssten sich auf der dem Sendemast zugewandten Seite irgendwelche Schäden wie kahle oder verkümmerte Äste erkennen lassen. Ich weiß nicht was andere sehen, ich jedenfalls kann keine Schäden an dem Baum erkennen. Erkennen aber kann ich, dass die Konifere in der Zeitspanne, die zwischen den beiden Aufnahmen liegt, ein ordentliches Stück gewachsen ist. Der Baum überragt den Sendemast bei weitem und liegt somit horizontal voll im Hauptstrahl. Allerdings zeigt keine der sechs Antennen direkt auf den Baum, er liegt etwa mittig zwischen zwei Sektoren.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Foto, Baum, Vogel, Kamin, Attrappe

Durchschaute Attrappe schädlicher als gar keine Attrappe

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 23.04.2014, 14:21 (vor 3892 Tagen) @ H. Lamarr

Foto 3: Nahaufnahme der Kamin-Attrappe
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Welchen Zweck dient diese Öffnung an der Unterseite?

Meiner Meinung nach keinem.

Die Attrappe ist wahrscheinlich ein Serienteil, das auch anderweitig zur Tarnung von Sendemasten verwendet wird. Üblicherweise ragen Sendemasten jedoch weiter unten aus der Dachhaut. In solchen Fällen wäre die vermeintliche Öffnung auf der Unterseite verschwunden, die Attrappe läge vollflächig auf der Dachhaut auf. Im konkreten Fall durchbricht der Masten die Dachhaut weiter oben, beinahe am First. Dadurch entsteht bei der Montage unabsichtlich diese eigentümliche Öffnung unten, die den Blick auf den Stahlmast drinnen frei gibt. Anscheinend geben sich alle mit dieser Attrappe einer Attrappe zufrieden.

Aus meiner Sicht kein gelungener Kompromiss. Denn eine Attrappe, die mühelos als Attrappe zu erkennen ist, ist keine. Den Anwohnern dort ist das egal, die wissen sowieso alle, was in dem vermeintlichen Kamin steckt. Für Hetzer, Panikmacher und Angstschürer ist die missglückte Attrappe jedoch ein gefunden Fressen, um z.B. bei Vorträgen Fotos vorzuführen und scheinheilig die rhetorische Frage zu stellen, warum wohl ein Betreiber seinen Sendemast versteckt. Die Antwort kann man sich leicht denken - und dass ahnungslose Zuhörer prompt darauf einrasten auch.

Attrappen halte ich in Wohngebieten für sinnvoll, um psychosomatische Störungen erst gar nicht entstehen zu lassen. Nur, dann bitteschön auch Attrappen, die ihren Namen verdienen und keine Attrappe einer Attrappe, die zum negativen Blickfang wird.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

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Attrappe

Optisch aufgewerteter Mobilfunkmast

Trebron, Donnerstag, 24.04.2014, 16:14 (vor 3890 Tagen) @ H. Lamarr

Zu den skurrilsten Seiten im Netz gehören für mich solche, auf denen engagierte Nicht-Freunde des Mobilfunks Bilder von „versteckten“ oder „getarnten“ Antennen verbreiten. Da wird detektivischer Spürsinn investiert (oder wenigstens Internet-Sammelwut) und die Mär von den bösen Antennen gepflegt. Ist doch, jedenfalls für die eher etwas einfachere Logik, völlig klar: Wer was verstecken muss, der hat Dreck am Stecken!
Könnte man an Stelle von „getarnten“ Antennen auch von „dekorierten“ oder „optisch neutralisierten“ Antennen sprechen? Verpackte Antennen kommen doch nur dort vor, wo ästhetische Gründe mitspielen. Ein denkmalgeschütztes Gebäude-Ensemble, eine benachbarte Gedenkstätte oder der einfache Wunsch des privaten Hausbesitzers nach einer unspektakulären Ansicht seines gepflegten Anwesens.
Ein Nachbar von mir hat am Haus ein zusätzliches Regen-Fallrohr installieren lassen: Darin verlaufen die von ihm als unschön empfundenen Schläuche seiner Solar-Warmwasser-Aufbereitung.
Zu den Bildern:
Bild 1 erinnert mich weniger an ein Kanonenrohr. Das ist ganz einfach die heute übliche Ansicht eines Edelstahl-Kamins. Wer eine zusätzliche Feuerstelle im Haus einrichtet (offener Kamin, Kohleofen für die Übergangszeit), der kommt um so eine Edelstahlröhre nicht rum. Sieht man allüberall.
Bild 2: Nachbildung eines herkömmlichen Kamins aus Kaminsteinen für die Zentralheizung, im gezeigten Falle etwas großzügig dimensioniert. (Auch diese harmlosen Kamine werden von Häuslesbauern gerne und so, wie auf dem Bild links zu sehen, nachträglich verkleidet. Wegen der Schönheit …)
Die seltsame untere Öffnung erkläre ich mir so:
- Lebenspraktischer Ansatz: Die Handwerker hatten die fehlenden Teile nicht dabei.
- Technischer Ansatz: Sofern es da was zum Kühlen gibt, wird durch die untere Öffnung im Inneren der Konstruktion ein Kamin-Effekt erzeugt. Immerhin ist die Verkleidung dunkelfarben und nicht beschattet, heizt sich im Sommer also kräftig auf.
Wie falsch liege ich?

Optisch aufgewerteter Mobilfunkmast

H. Lamarr @, München, Freitag, 25.04.2014, 01:09 (vor 3890 Tagen) @ Trebron

Die seltsame untere Öffnung erkläre ich mir so:
- Lebenspraktischer Ansatz: Die Handwerker hatten die fehlenden Teile nicht dabei.

Das wäre statt made "Murx in Germany".

- Technischer Ansatz: Sofern es da was zum Kühlen gibt, wird durch die untere Öffnung im Inneren der Konstruktion ein Kamin-Effekt erzeugt. Immerhin ist die Verkleidung dunkelfarben und nicht beschattet, heizt sich im Sommer also kräftig auf.

In Sektorantennen sind keine wärmeempfindlichen aktiven Bauteile. Aber man weiß ja nie. Wenn wir Glück haben findet Teilnehmer "Helmut" hierher. Er muss nicht Mutmaßungen anstellen, wie wir beiden, denn er baut Mobilfunk-Sendeanlagen auf.

Ich versuch's mal:

Helmut. Helmut. H-EEEEEE-L-M-UUUU-T.

Wie falsch liege ich?

Wie falsch Sie liegen fragen Sie bitte Ihre Frau Gemahlin. Ich habe zu Ihrem Schlafzimmer keinen Zutritt, empfehle jedoch stabile Seitenlage :-).

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