Männermode schützt vor Handystrahlung & 90 Zeichen Stuss (Allgemein)
Alexander Lerchl, Samstag, 19.04.2014, 14:49 (vor 3904 Tagen)
Im SPIEGEL (16/14) findet sich eingeheftet eine 4-seitiger Hochglanzbroschüre des Männermoden-Herstellers "Digel". Auf Seite 3 werden die Vorzüge der Klamotten angepriesen mit "Wasser- und Fleckabweisend", "Knitterfrei" und schließlich "Schutz vor Handystrahlung". Es handelt sich um ganz normale Anzüge, also keine Baseball-Caps, Unterwäsche oder Ganzkörper-Faraday-Dinger.
Auf der nächsten Seite (61) ist der Titel einer ganz netten Geschichte "90 Zeichen Stuss".
Zufall?
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"Ein Esoteriker kann in fünf Minuten mehr Unsinn behaupten, als ein Wissenschaftler in seinem ganzen Leben widerlegen kann." Vince Ebert
Männermode schützt vor Handystrahlung & 90 Zeichen Stuss
Männermode schützt vor Handystrahlung & 90 Zeichen Stuss
H. Lamarr, München, Samstag, 19.04.2014, 15:33 (vor 3904 Tagen)@ Alexander Lerchl
Es handelt sich um ganz normale Anzüge, also keine Baseball-Caps, Unterwäsche oder Ganzkörper-Faraday-Dinger.
Neiiiiin, wie können Sie nur! Das sind keine ganz normalen Anzüge. Die Handytasche dieser Anzüge ist auf der dem Körper zugewandten Seite mit irgendeinem Schirmmaterial versehen, deswegen heißt diese Kollektion ja auch Protect³.
Man könnte mit einem Fetzen Alufolie zwar dieselbe Wirkung erzielen, aber wie sähe das denn aus! Als ob ein smarter Bursche mit einer in Alu eingewickelten Butterbrotstulle am Messestand herumlungert.
Dass ein Handy im Sakko normalerweise auf Empfang ist und nicht vor sich hinstrahlt und deshalb auch nicht geschirmt werden muss, was sogar für den Empfang schlecht sein kann, das war den Designern von Digl mit Sicherheit nicht klar. Die im Werbespot am Ende gezeigte Anwendung ist daher tatsächlich Stuss.
Doch was halten Sie davon: Smartphones sind viel häufiger von sich aus im Netz, z.B. um das E-Mail-Postfach abzufragen, beim FC-Uli waren es die Börsenkurse. Hinzu kommen Bluetooth-Headsets, damit sehen auch weniger smart aussehende Herren smart aus, besonders wenn sie vermeintlich wirr vor sich hinredend an einem vorbeigehen und man das Headset nicht wahrnimmt. Da bleibt das Smartphone jedoch in der Tasche und wenn es dann noch mit der Tastaturseite vom Körper weg zeigt, dann ist eine punktuell hohe Absorption möglich, angeblich auch schon mal über 2 W/kg. In den Benutzeranweisungen mancher Smartphones werden solche Trageweisen zwar verboten, doch wer achtet schon darauf. Unter diesen verworrenen Umständen geht von der geschirmten Handy-Innentasche mMn tatsächlich eine Schutzwirkung aus, eine, die Digl ursprünglich gar nicht beabsichtigt hatte.
Ob dieser Schutz wirklich nötig ist, steht freilich auf einem anderen Blatt. Da bei körpernaher Exposition noch nicht alles in trockenen Tüchern ist, scheint mir unaufgeregte Vorsorge da nicht ganz falsch zu sein, zumal das eher niedrige Preisniveau der Anzüge nicht erkennen lässt, dass diese Vorsorge extra kostet.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –