Aschaffenburg: Eil-Antrag auf Durchführung einer Modellstudie (Allgemein)

H. Lamarr @, München, Mittwoch, 26.06.2013, 09:45 (vor 3929 Tagen) @ H. Lamarr

Eine "skandalöse Missachtung von Grundsätzen der Anlage von Mobilfunk-Antennen/Masten" sahen Aschaffenburger Mobilfunkgegner und stellten bei BfS-Präsident König einen "Eil-Antrag auf Durchführung einer Modellstudie". Stein des Anstoßes war eine "einmalige Konzentration von 19 Mobilfunk-Antennen/Masten auf dem Dach eines einzigen Gebäudes und deren Auswirkungen auf engstem Wohngebiet, insbesondere auf 1015 Kindern (davon ca.90 in Behindertenschule) in Aschaffenburg-Schweinheim, Schweinheim Str. 117."

Die gute alte Volksseele. So kochte sie am 29.08.2005.

"Gegen diesen Mobilfunk-Standort auf dem Dach der Brauerei Schwind-Bräu, Schweinheimer Str. 117, gibt es seit Jahren heftigen Widerstand. Dazu liegen bereits 700 Protestunterschriften der Stadt Aschaffenburg vor. Die Hauptbeschwerden der Bürger sind u.a. Schlaflosigkeit, Tagesmüdigkeit, Kopfschmerzen, Tinnitus und Konzentrationsstörungen."

Die Sankt-Florian-Egozentrik der Schweinheimer Wutbürger wird in folgender Textpassage deutlich:

"[...] wir bitten Sie höflich um Ihr Verständnis, dass wir wegen der unseres Erachtens einmaligen Rücksichtslosigkeit der Mobilfunkbetreiber nicht nur um schnellstmögliche Realisierung der beantragten Modell-Studie, sondern auch schnellstmöglich Schritte zur Entschärfung der Ballung bzw. Strahlenbelastung von 19 Mobilfunk-Antennen / -Masten auf der Brauerei Schwind in Aschaffenburg sehr dringend ersuchen."

Offensichtlich haben die Leute dort ein Problem, Antennen von Masten zu unterscheiden, kein Problem haben sie indes, ihre Schlaflosigkeiten dem bekämpften Antennenensemble kausal anzulasten. Dies ist ein Indiz, dass hier die bekannten Panikmacher mit ihren bekannten Parolen um die Häuser gezogen sind. Unklar ist bis heute, was die geforderte Modellstudie hätte sein sollen. Sie passt zwar perfekt zu Egozentrischen, die sich als Modell für den Rest der Welt sehen, doch leider haben die Verfasser des Briefes es versäumt, trotz vieler Worte zu erklären, was denn nun und wie untersucht hätte werden sollen.

Das alles ist jetzt acht Jahre her. Gottseidank.

Die organisierten unter den Wutbürgern sind inzwischen die Schweinheimer Straße rund 40 Hausnummern nach unten gezogen und halten jetzt dort ihre Plakate vor die Kameras.

Auf dem Dach der Brauererei aber versammeln sich heute keine 19 Antennen mehr, sondern 23, wovon sich jeder mit einem Blick in die EMF-Datenbank der BNetzA überzeugen kann.

Ein paar Meter weiter, Schweinheimer Str. 126 ist ein Messpunkt. Zuletzt wurde dort am 31.12.2004 gemessen. Die Immission durch Mobilfunk erreichte weniger als 1 Tausendstel des zulässigen Grenzwerts. Für Wutbürger ist das kein Argument, für sie zählt nur: der Mast muss weg. Aber bitte nur so weit, dass die eigenen Smartphones noch tadellos funktionieren.

Übrigens, auch 2005 stand eine Wahl zum Deutschen Bundestag an.

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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –

Tags:
Egoismus, Sankt-Florian-Prinzip, Tinnitus, Egozentrik, Aschaffenburg


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