12. Mobilfunksymposium Mainz: (beinahe) nichts Neues (Allgemein)
Erfahrungsbericht vom 12. Rheinland-Pfälzisch-Hessischen Umwelt- und Mobilfunksymposium des BUND in Mainz.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte am 11. Mai 2013 zum "12. Rheinland-Pfälzisch-Hessischen Umwelt- und Mobilfunksymposium" geladen. Der schöne Saal im Erbacher Hof zu Mainz war mit rund 120 Besuchern gut besetzt. Die Teilnehmerzahl war im Vergleich zur letztjährigen Veranstaltung leicht gestiegen. Das dürfte mit der inzwischen offenbar recht gut funktionierenden Mobilisierung aus den beiden Baubiologenverbänden zu tun haben, die seit 2011 als gemeinsame Mitveranstalter im Boot sind.
Die früher bloß als "Mobilfunksymposium" veranstalteten Jahrestreffen firmieren inzwischen als "Umwelt- und Mobilfunksymposium" - die asymmetrische Namensgebung spiegelt wohl eine strategische Ausrichtung wider. Die gebotenen Vorträge folgen nämlich inzwischen ganz offensichtlich einer übergeordneten Agenda, die sich aus den Interessen der beteiligten Baubiologenverbände ergibt. Für diese Berufsverbände sind drei Themenfelder relevant: Strahlung, Wohnklima sowie Umweltgifte und Allergene. Nicht en vogue, aber dennoch notwendig zu erwähnen: Hierbei spielen wohl Marketing- und wirtschaftliche Interessen mit. In diesen Bereichen werden nicht nur umweltbewegte Bürgerproteste, sondern auch Umsätze getätigt.
Das Programm des aktuellen Symposiums bot wenig Neues. Angeblich "verkannte Umweltrisiken" wie Lärm und Nanotechnologie werden anderswo ohnehin diskutiert. Wenig Überraschendes gab es auch zur aktuellen Rechtsprechung bei den Mobilfunkanlagen zu hören. Es bestehe weiterhin ein hohes öffentliches Interesse an einer flächendeckenden Versorgung der Bevölkerung mit Mobilfunkdienstleistung, so wurde zur Kenntnis gegeben.
Der Vertreter einer Schweizer Consulting AG brachte eine Produktpräsentation zu Abschirmungen von erdverlegten Hochspannungskabeln ein. Mithin einen eher deplazierten Industrie-Werbevortrag, dem nicht alle Teilnehmer folgen konnten oder wollten - einige von ihnen entschwanden denn auch ins Foyer, wo Unmut über die als zu technisch empfundenen Details zu vernehmen war.
Gespannte Aufmerksamkeit beim 12. Umwelt- und Mobilfunksymposium des BUND in Mainz
Fachlich sauberes Niveau bot immerhin Dr.-Ing. Virnich. Wer diesen unermüdlichen Fachmann bereits in früheren Jahren als Referenten erlebt hat, dem könnte dessen inzwischen gewachsene Neigung zu dezentem, kulturpessimistischem Sarkasmus aufgefallen sein. Denn die Smartphones sind inzwischen allgegenwärtig - zwölf Mobilfunksymposien haben die Entwicklung nicht aufgehalten. Das bringt offenbar inzwischen auch den szenebekannten "Umweltphysiker" Prof. Dr. Lebrecht von Klitzing ins Philosophieren. Der entdeckt die Kommunikation als sogenannte "Basis des Lebens" neu, und macht sich darob eine verquast biologistische Erklärung über Ordnungszustände des gesellschaftlichen Beieinanders zurecht. Seine These, dass sich "in unserer Gesellschaft" die Kommunikation überwiegend auf das beschränke, was im weitesten Sinne unter der Rubrik "Mobilfunk" oder "Internet" einzuordnen sei, hat jedenfalls Chancen auf den 2013er Tunnelblickpreis.
Neues bot eigentlich nur ein Vortrag zu einem Schulprojekt, genannt "Funky School", das demnächst an ausgewählten Schulen in NRW gestartet werden soll. Dieser allerdings hatte es in sich. Siehe dazu den Beitrag:
"Funky School", oder: Wie die Angst in die Schule kommt.
Papiere zu den Beiträgen beim Mobilfunksymposium bietet der BUND hier zum Download an (Link Stand 20.5.2013):
http://www.bund-rlp.de/publikationen/tagungsbaende/mobilfunksymposium/12_umwelt_und_mobilfunksymposium/