Diagnose-Funk: Frau Doktor meldet 20'000 W/m (Allgemein)
Haibach, gelegen in der Nähe von Aschaffenburg (Bayern), war 2007 Ziel der Wanderärztin Waldmann-Selsam.
Was im Magazin "Der Spiegel" zu einer viel beachteten Geschichte führte, hat sich auch bei Diagnose-Funk als Fallgeschichte niedergeschlagen: Mikrowellensyndrom weit unterhalb der Grenzwerte 1
Wann diese Fallgeschichte aus dem Spätmittelalter der Mobilfunkgegnerei zu Diagnose-Funk gefunden hat ist nicht ersichtlich, sie belegt jedoch zwei Vorwürfe, mit denen sich Diagnose-Funk seit längerem konfrontiert sieht, nämlich a) fachliche Inkompetenz und b) Schleichwerbung für Nutznießer der Elektrosmog-Angst.
Fangen wir mit der Schleichwerbung an. Auf der Website ist zu lesen:
Die Messungen erfolgten mit dem Gerät HF 38B (teilweise ergänzt mit HF 59B) der Firma Gigahertz Solutions.
Wenn eine Ärztin solche Geräte verwendet, werden sich Alfred und Eva denken, dann sind die für uns bestimmt ebenfalls gut genug. Sämtliche Angaben, das messtechnische Elektrosmog-Glück im www zu finden, sind in der Schleichwerbung enthalten. Ein harmloser Satz mit lukrativen Folgen. Dabei ist Frau Waldmann-Selsam in Sachen E-Smog-Messtechnik ohne Qualifikation.
Und nun zur Inkompetenz.
Wer das vermasselt hat, schon die Ärztin oder erst Diagnose-Funk, ist nicht klar, doch die in der Fallgeschichte enthaltenen Tabellen sind auf jeden Fall allesamt falsch. Denn eine physikalische Einheit W/m gibt es nicht. Was es gibt ist die elektrische Feldstärke V/m, doch die wird von den Messgeräten der Ärztin nicht angezeigt. Anzeigen können deren Geräte die Leistungsflussdichte, die aber hat die Einheit W/m² und Dimensionen wie mW oder µW. Die Angaben in den Tabellen sind nicht W/m, sondern µW/m². Viel muss man nicht können, um dies zu erkennen. Dennoch wurde die falsche Einheit bei Diagnose-Funk eingetragen und, was noch schlimmer ist, der Serienfehler, der dort womöglich schon seit Jahren haust, blieb bis heute unbemerkt.
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Jedes komplexe Problem hat eine Lösung, die einfach, naheliegend, plausibel – und falsch ist.
– Frei nach Henry Louis Mencken (1880–1956) –